Robo Advisor galten zu Beginn des FinTech-Zeitalters als «the next big thing»: Durch die automatisierte Depotverwaltung sollten die menschlichen Fehler wie zu frühes Verkaufen oder zu spätes Kaufen von Aktien sowie eine ungünstige Allokation der Assets vermieden werden. Allerdings scheinen die menschlichen Kunden ihre menschlichen Fehler geringzuschätzen: TrueWealth, der prominent gestartete Schweizer Start-up in diesem Bereich, hat zwar einige Gelder eingesammelt (man schätzt zwischen 120 und 150 Millionen Franken), aber liegt weiterhin weit, weit hinter den alten Zielvorgaben von einer Milliarde Assets under Management zurück. Diese Marke ist für die Robo Advisor mehr als nur eine Eins mit neun Nullen. Erst ab dieser Grenze, so haben Industrieanalysten berechnet, lohnt sich der Betrieb eines Robo Advisors. Denn die meisten Angebote basieren auf kostengünstigen ETFs, mit denen (Retail-)Investoren weltweit auf Indizes setzen und so ihre Anlagerisiken besser streuen können. Deshalb sind bei den Robo Advisor auch die operativen Margen sehr schmal – und deshalb benötigen sie, im Gegensatz beispielsweise zu aktiv gemanagten Fonds, grosse Anlagevolumen.

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Dass nicht alle Robo Advisor über die Runden kommen würden, war in der Branche rasch klar. E-Invest von Elvia/Allianz Suisse ist bereits das zweite «Opfer» der vergangenen Monate. Zuvor hat die Glarner Kantonalbank angekündigt, den Betrieb ihres «Investomat» einzustellen. Die Begründungen gleichen sich: Der Entscheid zur Einstellung sei den Betreibern nicht schwergefallen, der Markt sei noch nicht reif genug und die Kunden könnten die Depots auflösen und in andere Vorsorgelösungen der Versicherungen umschichten. Selbst grosse Anbieter wie die UBS in Grossbritannien mussten hier ihr Lehrgeld bezahlen und einschlägige Angebote einstellen.

Erfolgreicher läuft es mit den Robo Advisor in anderen Märkten wie den USA, Grossbritannien und selbst teilweise in Deutschland. Gemäss Industrieanalysten ist für den Erfolg dieser digitalen Angebote eine bereits bestehende Kundenbasis fast unverzichtbar. Natürlich liessen sich neue Kunden für solche Angebote begeistern – aber dafür braucht es Jahre, ja teilweise Jahrzehnte, um behäbig agierende Bankkunden zu agilen Selbstentscheidern zu machen, die gerne ihre Anlagen bewirtschaften. Und hier zeigt sich eine weitere Schwierigkeit: Diese Selbstentscheider sind in der Regel über 50 Jahre alt – und damit nicht das eigentliche Zielpublikum digitaler Angebote. Gemäss Analysten ist es nur eine Frage der Zeit, bis weitere Angebote in der Schweiz eingestellt werden.