Apple hat die Pläne für sein zukünftiges selbstfahrendes Elektrofahrzeug zurückgeschraubt und den Termin für die Markteinführung um ein Jahr auf 2026 verschoben, wie Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, gegenüber «Bloomberg» berichten. 

Das Projekt, das unternehmensintern als Titan bezeichnet wird, befand sich in den vergangenen Monaten in der Schwebe. Die Apple-Führungskräfte setzten sich mit der Tatsache auseinander, dass ihre Vision eines vollständig autonomen Fahrzeugs – ohne Lenkrad oder Pedale – mit der derzeitigen Technologie nicht realisierbar sei.

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Nun also die radikale Wende: das Unternehmen plane jetzt ein weniger ehrgeiziges Design, das ein Lenkrad und Pedale enthält und nur auf Autobahnen voll autonome Fahrten zulasse, gaben Personen der Nachrichtenagentur Bloomberg bekannt. 

Abgespeckte Version schmeckt Anlegenden nicht

Apples frühere Vision für das Auto war es, ein Fahrzeug herzustellen, das es dem Fahrer ermöglicht auf Autobahnen anderen Tätigkeiten nachzugehen – zum Beispiel einen Film zu schauen oder ein Spiel zu spielen.

Das Fahrzeug hätte den Fahrer bei Änderung des Wetters oder Erreichen einer Stadtstrasse darauf aufmerksam gemacht, das Steuer wieder zu übernehmen. Das Unternehmen sah vor, die Funktion zunächst in Nordamerika einzuführen und sie dann im Laufe der Zeit zu verbessern und zu erweitern.

Die Apple-Aktien, die am Dienstag bereits um etwa 2 Prozent gefallen sind, fielen auf ein neues Tief, nachdem Bloomberg News über die Änderungen berichtet hatte. Sie sind in diesem Jahr um 19 Prozent gesunken, was jedoch eine bessere Kursentwicklung ist als die meisten Tech-Aktien. 

Chip soll nahezu produktionsreif sein

Kevin Lynch, der auch für das Betriebssystem der Apple Watch und die Gesundheitssoftware zuständig ist, übernahm das Apple Car Team Ende 2021. Zunächst wies er das Team an, sich auf ein vollständig autonomes Fahrzeug zu konzentrieren, das 2025 auf den Markt kommen sollte. Jetzt schraubt er diese Erwartungen zurück, allerdings mit dem Ziel, dass ein Produkt tatsächlich auf den Markt kommt.

Das Herzstück von Apples Technologie ist ein leistungsstarkes Bordcomputersystem – Codename Denali nach dem höchsten Berggipfel Nordamerikas – und eine Reihe von Sensoren. Die Leistung des Prozessors entspricht etwa vier Mac-Chips der höchsten Leistungsklasse von Apple und wird von der Silicon Engineering Group des Unternehmens entwickelt. Der Chip hat einen fortgeschrittenen Zustand erreicht und gilt als nahezu produktionsreif, obwohl Apple ihn vor der Markteinführung des Fahrzeugs möglicherweise noch kleiner gestaltet, um die Kosten zu senken.

Apple arbeitet mit Amazon Web Services

Der Einsatz eines Bordcomputers für automatisierte Aufgaben ähnelt dem Ansatz anderer Hersteller, darunter Tesla. Apple plant jedoch, sich von Tesla zu unterscheiden, indem es eine Kombination aus Lidar- und Radarsensoren sowie Kameras einsetzt. So kann das Auto seinen Standort selbst bestimmen, Fahrspuren erkennen und einschätzen, wie weit es von anderen Objekten und Personen entfernt ist. Tesla setzt auf Kameras, während Waymo von Google-Mutter Alphabet und andere eine Kombination verwenden. 

Neben der eingebauten Hardware verfügt das System über eine Cloud-basierte Komponente für die Verarbeitung künstlicher Intelligenz. Apple verlässt sich beim Hosting auf Amazon Web Services, was den iPhone-Hersteller etwa 125 Millionen Dollar pro Jahr kostet. Aber das ist nur ein Bruchteil der rund 1 Milliarde Dollar, die das Unternehmen jährlich für das Autoprojekt ausgibt.

Rückschlag beim Team in Zürich

Das Team des Unternehmens in Zürich entwickelt ein unter dem Namen «Rocket Score» bekanntes Tool, das das autonome System des Fahrzeugs bewertet. Das Kernteam musste Anfang des Jahres einen Rückschlag hinnehmen, als Ian Goodfellow, ein prominenter Entwickler von KI-Technologien und Gruppenleiter, das Unternehmen verliess. Grund dafür waren die neuen Richtlinien für Homeoffice

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(bloomberg/rul/gku)