Youtube verbinden die meisten Menschen mit Musikvideos oder Erklärfilmchen für Probleme des Alltags. Aber längst haben Schweizer Firmen die Plattform für ihre Marketing-, Rekrutierungs- und Kommunikationszwecke entdeckt. Von ABB bis Zurich sind fast alle Unternehmen des Landes mit eigenen Channels dabei und laden ohne Ende Bewegtbilder hoch.
Aber wie schlagen sich die Unternehmen dort konkret? Wie erfolgreich sind ihre Videos? Wer wird am häufigsten angeklickt und wessen Youtube-Kanal entwickelte sich zum Flop? Ein Ranking der Performance von Schweizer Firmen auf Youtube, das die schwedische Videoproduktionsfirma Chimney in Zusammenarbeit mit der «Handelszeitung» erstellt hat, gibt Auskunft über diese Fragen und ermöglicht den Direktvergleich in verschiedenen Branchen. Das Ranking berücksichtigt die öffentlichen Views der letzten Monate, die Zahl der Abonnenten und die Content-Strategie auf dem Firmen-Channel.
Migros ganz vorne
Die drei besten Schweizer Marken auf Youtube sind Migros, Rolex und Nespresso. Herausragend im Gesamtranking ist die Migros. Sie spielt beim Thema Video in einer eigenen Liga. Das Unternehmen versteht es, seinen Youtube-Kanal als Kommunikationstool für jede Zielgruppe zu verwenden. Von How-to-Video (eine der am stärksten wachsenden Video-Kategorien auf Youtube) für Erwachsene bis hin zu Weihnachts- und Ostergeschichten für Kinder werden unterschiedliche Zuschauer abgeholt. Dass How-to nicht automatisch funktionieren müssen, weil sie ja so nützlich sind, zeigen die kaum angeschauten Erklärvideos, die die Schweizerische Post stetig hochlädt.
Mit über 600 Video-Uploads im letzten Jahr setzt sich die Migros auch in der Masse an Inhalten klar von der Konkurrenz ab und spielt virtuos auf der Klaviatur der Plattform. Ganz ähnlich Nespresso, das mit einer Frequenz von fast täglichen neuen Videos Hunderttausende erreicht. Aufsteiger im Luxussegment ist Rolex, das mit seinen Produktvideos punktet und einen treuen Abonnentenstamm von 150 000 Zuschauern aufgebaut hat.
Die Sieger bei Banken und Pharma
Bei den Banken fällt besonders das gute Abschneiden der Bank Cler auf, welche im Vergleich zum Vorjahr zwölf Plätze gutmachen konnte und sich nun mit dem neunten Platz unter den Top-Ten-Banken der Schweiz befindet. Die gross angelegte Kampagne um das Rebranding wurde auch über Video gut gespielt und viel geklickt. Auch Julius Bär hat beim Thema Video aufgerüstet und sieht die Abo- und Klickzahlen anziehen. Ganz im Gegensatz etwa zu Lombard Odier, das mit selbstverliebten Videos über den neuen Firmensitz nur wenige Abonnenten anspricht. Auch die Kantonalbanken, die sich fast alle eigene Channels leisten, sollten sich überlegen, ihre Aktivitäten dort besser einzustellen. Der Aufwand dürfte sich für die Handvoll Zuschauer pro Video kaum lohnen.
In der Pharmaindustrie sind die ersten Plätze klar in Basler Hand. Roche holt sich mit einem grossen Abstand vor Novartis und Syngenta den ersten Platz und hat dabei sowohl die grösste Fanbasis sowie auch die meisten Zuschauer in den letzten zwölf Monaten an sich binden können. Roche präsentiert einen klar strukturierten und benutzerfreundlichen Kanal, der mit einem guten SEO und zahlreichen Verlinkungen glänzt.
Liebherr lockt viele Zuschauer
In der Kategorie «Industrie» dominieren Liebherr und Tetra Pak mit ihren international ausgerichteten Youtube-Kanälen das Ranking klar. Durchschnittlich wurden in dieser Branche pro Unternehmen nur dreissig Videos in den letzten zwölf Monaten hochgeladen, was darauf schliessen lässt, dass Videos in der Online-Kommunikation eine geringe Rolle spielen. Bei Firmen wie Sika und Dätwyler sind die Kanäle zudem langweilig und mit für den Laien schwer verständlichen Erklärvideos gepflastert.
Mit einer weit unterdurchschnittlichen Leistung auf der Videoplattform zeigen sich auch der Personaldienstleister Adecco, Nestlé, Zurich und Die Post. Viele Kanäle dieser Firmen sind Videofriedhöfe wie der von Nabyboot, wo das neueste Video mehrere Jahre alt ist.