Es ist ein offenes Geheimnis. Der Finanzblog Insideparadeplatz ist seit Jahren ein Ärgernis in den Chefetagen der Banken. Das liegt daran, dass der Wirtschaftsjournalist Lukas Hässig – neben soliden Recherchen mit Newsgehalt (Raiffeisen) – oft Halbgares, Falsches und Beleidigendes auftischt.
Diese bunte Mischung aus Fakten und Fake News, die er werktags ab 8 Uhr aufschaltet, stösst bei seiner Fangemeinde in der Zürcher Finanzwelt auf grossen Widerhall und löst regelmässig 50 bis 100 Kommentare aus.
Konzernleitungsmitglieder im Visier
Besonders drastisch drischt der Autor auf Konzernleitungsmitglieder der Grossbanken, von Raiffeisen, Kantonalbanken, Bär oder Avaloq ein. So schrieb er unlängst, die UBS-Konzernleitung sei eine «abgetakelte Truppe», deren Mitglieder andernorts bereits früher «gescheitert» seien. Fakten bleibt er freilich schuldig.
Auch Rassistisches fehlt im kruden Mix nicht. Sergio Ermotti sei ein typischer «Südländer», der UBS-Chef verstehe es, mit Geschenken alte Freundschaften zu pflegen, schreibt Hässig. Auch Konkurrent Tidjane Thiam kriegt sein Fett ab. «Thiam aus Afrika» habe «auf weiter Linie versagt» und würde als «Verschrotter» in die CS-Annalen eingehen.
Sein Plan zur Reorganisation der Bank sei «fast schon ein Ganovenstück erster Güte.» Thiams «Ganovenstück» hat sich allerdings in der Realität längst als erfolgreicher Restrukturierungsplan entpuppt. Ertragszahlen und Reputation der Grossbanken zeigen jedenfalls ein anderes Bild. Der gute Geschäftsgang wird – im Kontrast zu Insideparadeplatz – auch von ausländischen Experten gewürdigt. Während Euromoney der UBS den Titel «World’s Best Bank for Wealth Managment 2018» verlieh, wurde CS-Chef Thiam zum «Banker of the Year 2018» gekürt.
Kommentare werden nicht gefiltert
Dessen ungeachtet geniesst der wenig zimperliche Finanzblogger den Beifall vieler seiner Leser, wie aus den Kommentaren leicht abzulesen ist. Auch hier geht das Finanzportal eigene Wege. Während traditionelle Medientitel nicht nur für die redaktionellen Beiträge, sondern auch für publizierte Leserbriefe die redaktionelle Verantwortung tragen und ergo die Kommentare auf ihre Inhalte überprüft, verstecken sich die Kommentarschreiber bei Insideparadeplatz hinter Pseudonymen.
Geschützt durch die Anonymität schiessen Bankenhasser, Vollgeldtheoretiker und Frustrierte auf jeden Banker, der zuvor im Blog angepflaumt wird. Sie werden als «Nullen», «Heissluftgebläse», «Lachnummern», «Kriecher», «Affen» oder als «typische Südländer, die nur reden und nicht liefern» abgetan. Mit ihrem richtigen Namen mag freilich keiner dieser Besserwisser hinstehen.
Hässig verteidigt seinen Umgang mit Kommentaren: «Jeder Kommentar wird vor Publikation gelesen und notfalls redigiert oder im Extremfall gelöscht», schreibt er heute in einem Eintrag auf seinem Blog.