Momentan neigt die breite Masse an Anlegern – so unsere Beobachtung – dazu, die potenzielle Nachhaltigkeit des Cashflow-Wachstums von innovativen Unternehmen zu unterschätzen.
Dies gilt zum Beispiel für E-Commerce-Firmen, die von starken strukturellen Wachstumstreibern profitieren. In diesen finden die Unternehmen herausragende Möglichkeiten vor, um angrenzende Geschäftsbereiche zu erschliessen.
Paradebeispiel dafür sind Facebook und Alphabet (der Muttergesellschaft von Google), deren Werbegeschäft enormen Auftrieb erhalten dürfte, wenn sich die Wirtschaft von der Coronapandemie erholt und die Reise- und andere Branchen, die vorranging im Internet werben, einen Nachfrageschub erleben.
Dieses sind aber eher kurzfristige zyklische Impulse. Längerfristig werden sie von dem Fakt profitieren, dass die traditionellen Medien nicht nur zunehmend Publikum an die Online-Anbieter verlieren, sondern auch zunehmend Werbekunden.
Nicht unbeachtet darf in diesem Zusammenhang allerdings die regulatorischen Entwicklungen in den USA und in Europa bleiben. Diese sind sicherlich bei der Bewertung ihres Risiko-/Ertragsprofils einzubeziehen.
Larry Puglia ist Portfolio Manager bei T. Rowe Price.
Weiterhin hat sich die E-Commerce-Akzeptanz von kleinen bis mittleren Unternehmen (KMU), die zuvor nicht oder kaum im Internet präsent waren, enorm beschleunigt.
Von dieser Verschiebung des Verbraucherverhaltens haben nachhaltige Wachstumsunternehmen, die auf diese Trends ausgerichtet sind, in besonderem Masse profitiert.
Nun wirft die Trendverschiebung natürlich die Frage auf, inwieweit die künftigen Wachstumspotenziale durch das in der Pandemie vorgezogene Wachstum geschmälert werden.
Trend breitet sich weiter aus
Trotz der enormen Beschleunigung im E-Commerce deutet ein Vergleich der E-Commerce-Durchdringungsraten in den USA und Europa mit den Volkswirtschaften in Asien darauf hin, dass dieser Trend weiteren Spielraum hat, da sich das Spektrum an Produkten, die die Verbraucher über das Internet beziehen, zunehmend erweitert.
So werden beispielsweise immer mehr auch Lebensmittel und andere Einzelhandelskategorien im Internet bestellt, in denen der Onlinehandel vor der Pandemie kaum eine Rolle gespielt hat.
Amazon geht es blendend
Aufgrund seiner riesigen Online-Produktpalette profitiert beispielsweise Amazon von diesem Trend. Das Unternehmen hatte zuletzt beträchtlich in seine Logistik investiert, um die Zahl der Artikel, die noch am selben Tag versandt werden können, zu steigern und sein Standbein im Lebensmittelgeschäft durch die Tochtergesellschaft Whole Foods Market zu festigen.
Aufgrund seiner Nähe zum Kunden hat Amazon auch einen einzigartigen Einblick in das Verhalten der lokalen Verbraucher, mit dem das Unternehmen das Geschäft mit Onlinewerbung enorm beschleunigen konnte.
Das E-Commerce-Spektrum für Anleger ist gross: von Anbieter modularer E-Commerce-Softwarelösungen für kleine und mittelständische Unternehmen bis hin zu Facebook und anderen grossen Online-Plattformen, die ihre massive Nutzerbasis nutzen, um in aufstrebende Bereiche wie den interaktiven Handel oder «Social Shopping» vorzudringen.
Wir glauben, dass diese E-Commerce-Segmente bei entsprechender Unternehmensgrösse zusätzliche Möglichkeiten beispielsweise in den Bereichen Online-Zahldienste oder personalisierte Werbung schaffen. Ferner könnten künftig die Daten, die von Käufern und Händlern auf diesen Plattformen generiert werden, unter anderem auch Grundlage für verschiedene FinTech-Angebote bilden.
Der allgemeine Markt konzentriert sich häufig sehr stark auf die kurzfristigen Perspektiven. Die langfristigen Wachstumstreiber liegen aber woanders.