Der südkoreanische Autobauer Hyundai und der US-Tech-Riese Apple wollen gemeinsam die Entwicklung von Roboterautos vorantreiben und erhöhen so den Druck auf die Branche.
Der finanzstarke iPhone-Hersteller und Hyundai befänden sich in Gesprächen, um bis 2027 selbstfahrende E-Autos und Akkus zu entwickeln, berichtete der Sender Korea Economic Daily TV am Freitag ohne Angabe von Quellen.
Grossbritannien hat ein Datum gesetzt: 2030 kommt das Verbrenner-Verbot. Auch hierzulande wird der Ruf nach einer Guillotine für Benzinautos laut.
Gespräche im frühen Stadium
Hyundai bestätigte Kontakte mit Apple, sagte aber zunächst nicht, worum es dabei geht: «Apple und Hyundai sind in Gesprächen, aber sie befinden sich in einem frühen Stadium und es wurde noch nichts entschieden», hiess es in einer Erklärung.
Später teilte der Konzern in einem Zulassungsantrag mit, es gebe «Anfragen für eine Zusammenarbeit bei der gemeinsamen Entwicklung von autonomen Elektrofahrzeugen von verschiedenen Unternehmen».
Apple lehnte eine Stellungnahme ab. Der Bericht liess die Aktie von Hyundai um 25 Prozent emporschnellen.
Ein altes Gerücht erhält wieder Fahrt
Reuters hatte kurz vor Weihnachten unter Berufung auf Insider berichtet, Apple wolle bis 2024 ein autonomes Fahrzeug an den Start bringen. In dem Zusammenhang wird auch ein Durchbruch in der Batterietechnologie erwartet, der eine höhere Reichweite der Fahrzeuge ermöglichen soll.
Die vor einigen Jahren begonnene Entwicklung eines eigenen E-Autos im Rahmen des Projekts «Titan» sei entsprechend weit fortgeschritten.
Sollte Apple ein solches Auto mit Hyundai auf die Strasse bringen, wäre dies nicht nur eine Herausforderung für den US-Elektroautobauer Tesla. Alle grossen Autobauer arbeiten derzeit am automatisierten Fahren und investieren Milliarden.
Neue Konkurrenz für die Autokonzerne
Volkswagen, Daimler & Co müssen fürchten, von Technologiekonzernen wie Apple, Google und Amazon abgehängt zu werden, wenn sie sich nicht rasch wandeln.
Die VW-Tochter Audi arbeiten laut einem Magazinbericht bereits an einem konkreten Zeitplan für den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor. In zehn bis 15 Jahre wolle Audi nur noch Autos mit E-Antrieb anbieten, berichtete die «Wirtschaftswoche».
Ein Gewinn für Hyundai?
Dass Apple die Autoproduktion an Hyundai auslagern wolle, mache Sinn, weil die koreanische Firma für Qualität bekannt sei, sagte Jeong Yun-woo, ehemals Designer bei Hyundai und heute Professor an der koreanischen Technikhochschule UNIST.
Er sei aber nicht sicher, ob es für einen Autohersteller eine gute Strategie sei, ähnlich wie Foxconn zu einem Zulieferer bei Apple zu werden.
«Das wäre ein Hammer»
Damit spielte er auf die Diskussion an, dass traditionelle Autobauer zu Lieferanten für Fahrzeugarchitekturen absteigen könnten, während das lukrative Geschäft mit Daten und den damit zusammenhängen Diensten rund ums Auto von anderen gemacht werden könnte.
Es gibt einen weiteren Trend, der die Neuordnung forcieren könnte: Apple-Auftragsfertiger Foxconn tut sich mit der chinesischen Elektroautofirma Byton zusammen, um in die Fahrzeugfertigung einzusteigen.
Damit würde die Konkurrenz weiter zunehmen. Eine Allianz von Apple und Hyundai könnte die Branche das Fürchten lehren, glaubt Auto-Professor Stefan Bratzel. «Die Kompetenz von Hyundai in der E-Mobilität, im Fahrzeugbau plus autonomes Fahren, und das mit Apple zusammen, das wäre ein Hammer», sagte der Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach.
Aufteilung der Aufgaben wird entscheidend
Es werde darauf ankommen, wie die beiden Konzerne ihre Aufgaben untereinander aufteilten. Womöglich würden weitere Partner ins Boot geholt.
Hyundai arbeitet beim automatisierten Fahren bereits mit dem Autozulieferer Aptiv zusammen.
(reuters/mbü)