Mit Büchern wie «Die dunkle Seite des Mondes», «Der Teufel von Mailand» oder «Elefant» feiert der Schweizer Autor Martin Suter Erfolge wie kaum eine andere Schweizer Edelfeder. Eine der Spezialitäten des eleganten Schreibers: der Blick auf die Wirtschaft und ihre Akteure im mittleren Management, die sich oft von einer Peinlichkeit zur nächsten schleppen. Dieses Biotop beschrieb Suter jahrelang auch in seiner Kolumne «Business Class».
Neben all diesen Print-Aktivitäten hat Suter vor gut einem Jahr zusätzlich ins Online-Feld gewechselt. Dort erlebt und misst er nun selber hautnah jene Phänomene, wie sie jeder Digitaltäter zur Genüge kennt: Churn-Rate, Sitzungsdauer und so weiter.
Auf Suters Website können Leserinnen und Leser seine Texte abonnieren, etwa neue Episoden seines Kolumnen-Klassikers «Business Class». Die ersten Turnübungen auf der digitalen Spielwiese erlebte Suter dabei so, wie es viele Novizen im virtuellen Bereich erfahren: harzig. Der Beginn sei hart gewesen, sagt Suter, «die Abonnentenzahl wuchs zwar langsam und stetig, doch bezüglich Absprungrate und Verweildauer waren die Werte sehr schlecht».
Relaunch zeigt Erfolge
Kürzlich liess Suter die Website von der Basler Design-Agentur BKVK und dem Zuger Programmier-Hotshop JZ Design relaunchen, was erste Erfolge zeige: «Gelesene Seiten pro Sitzung fast vervierfacht, Sitzungsdauer mehr als vervierfacht, Absprungrate mehr als halbiert», berichtet der Ex-Werber. Nun ist Suter zwar «zuversichtlich, dass wir jetzt auf gute Weg sind», aber die aktuelle Abo-Zahl «im niedrigen vierstelligen Bereich» bringt noch nicht volle Satisfaktion: «Zufrieden bin ich noch nicht, das Ganze ist weiterhin ein Verlustgeschäft.»
Suter will dem Online-Experiment ein weiteres Jahr geben und dabei neue Bezüge zur Verzahnung zwischen Offline und Online ausspielen: Wer eines seiner neuen Bücher kauft, erhält darin einen Flyer mit einem Code, der zu einem Gratis-Online-Monat berechtigt. Auf martin-suter.com vertieft der Autor Aspekte aus seinen Büchern online oder spinnt sogar Geschichten weiter. Was dazu führen könnte, dass online endlich gut wird, was offline weniger hübsch endete: «Oft erzählen mir Leserinnen und Leser beispielsweise, dass sie unglücklich mit dem Schluss meines Buches ‹Lila, Lila› sind. Weil sich das Paar trennt. Vielleicht bringe ich es in einer Online-Fortsetzung wieder zusammen.»
(ag)