Meta hat seine erste Augmented-Reality-Brille vorgestellt – ein Gerät, das eine kombinierte Ansicht der digitalen und der physischen Welt zeigt. Dies ist ein wichtiger Schritt im Hinblick auf das Ziel von CEO Mark Zuckerberg, eines Tages eine freihändige Alternative zum Smartphone anzubieten. 

Die neue Brille, die am Mittwoch vorgestellt wurde und den Namen Orion trägt, sieht aus wie eine dicke schwarze Lesebrille, hat aber Gläser, die Textnachrichten, Videoanrufe und sogar Youtube-Videos im Blickfeld des Benutzers anzeigen können. Es handelt sich um Prototypen, die nicht zum Verkauf stehen, sondern intern bei Meta zum Testen und Verbessern des Produkts verwendet werden. 

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Ein zugehöriges Armband, das Nervenstimulationen erkennt, ermöglicht es den Trägerinnen von Orion, mit nur leichten Fingerbewegungen auf dem Display zu «klicken» oder zu «blättern». Zudem sind im Brillenrahmen Kameras eingebaut, die die Augenbewegungen verfolgen.

Meta-CTO Andrew Bosworth sagte, er gehe davon aus, dass die Brille innerhalb des nächsten Jahrzehnts zum Verbraucherprodukt wird, und er fügte hinzu, dass die nächsten beiden Modelle in Arbeit seien.

Das Unternehmen will die Brille so bepreisen, dass «nicht nur die Konsumentinnen und Konsumenten sie nutzen, sondern auch die Entwickler sie einsetzen wollen», sagte Bosworth am Mittwoch in einem Interview mit Bloomberg Television.

Die Brille steht für fast ein Jahrzehnt technologischen Fortschritts und erhebliche finanzielle Investitionen bei Meta. Sie bietet auch einen Einblick in Zuckerbergs Vision für die Zukunft der Technologie, die das Unternehmen allein in den letzten vier Jahren Dutzende von Milliarden Dollar gekostet hat.

Meta will Orion so dünn und leistungsfähig machen, dass Privatpersonen sie kaufen werden.

Meta will Orion so dünn und leistungsfähig machen, dass Privatpersonen sie kaufen.

Quelle: Keystone

Meta verkauft bereits intelligente Brillen der Marke Ray-Ban, die mit Kameras und Lautsprechern ausgestattet sind, aber Zuckerberg verfolgt das Ziel, dass AR-Brillen eine Art mobiler, freihändiger Computer werden, der eines Tages den Smartphones als bevorzugte Art der Onlinekommunikation und -interaktion Konkurrenz machen könnte. Sollten sich intelligente Brillen schliesslich durchsetzen, hofft Meta, ein wichtiger Akteur in dieser neuen Branche zu sein. Das würde dem Unternehmen auch helfen, seine Abhängigkeit von Konkurrenten wie Apple und Google zu verringern, um seine Produkte an die Verbraucherinnen zu liefern. 

«Diese Dinge erfolgen zuerst langsam und dann irgendwie alle auf einmal», sagte Bosworth in dem Bloomberg TV-Interview. «Wenn man einen bestehenden Anwendungsfall ersetzen kann, können die Leute sehr schnell wechseln. Dinge wie eine Augmented-Reality-Brille, die das Telefon ersetzt, werden viel länger dauern.

Trotz des Orion-Prototyps, der auf der jährlichen Connect-Konferenz von Meta in Menlo Park, Kalifornien, vorgestellt wurde, ist das Ziel eines Ersatzes des Smartphones noch Jahre entfernt. Das Unternehmen hatte gehofft, diese Version des Geräts der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen zu können, aber die Führungskräfte monierten, es sei noch nicht klein oder elegant genug. Die gleichen Herausforderungen haben in den letzten Jahren auch andere Technologieunternehmen wie Google und Microsoft geplagt. Auch Snap stellte Anfang des Monats seine eigene AR-Brille vor, gibt sie aber nur für Entwicklerinnen frei.

Meta glaubt, die Brille schliesslich so dünn und leistungsfähig machen zu können, dass sie auch von Privatpersonen gekauft wird. Ziel ist, Orion in den nächsten Jahren «auf den Markt zu bringen, und zwar zum Preis eines High-End-Laptops oder Smartphones», so Rahul Prasad, Senior Director of Product Management bei Meta. «Alle bisherigen Versuche mit AR waren Headsets, eine Art Schutzbrillen oder Helme», sagte er. «Wir wollen zu Alltagsbrillen kommen.»

Vorerst wird Meta die Brille intern weiterentwickeln und verfeinern, bis sie für den öffentlichen Verkauf bereit ist. Hunderte von Meta-Mitarbeitenden haben die Orion-Brille getestet. Das Unternehmen plant, diese Testgruppe jetzt, da die Brille öffentlich vorgestellt wurde, erheblich zu erweitern.

Im Gegensatz zu Konkurrenzprodukten wie dem Vision-Pro-Headset von Apple benötigt die Orion-Brille von Meta weder ein sperriges Kopfband noch einen Akku für den Betrieb. Orion verfügt über sieben Kameras, darunter zwei zur Erfassung der Augenbewegungen, mit denen der Benutzer das Display durch sichtbare Handgesten steuern kann. Die Orion funktioniert jedoch am besten in Verbindung mit dem dazugehörigen Armband, das mithilfe der Elektromyografie viel subtilere Handbewegungen erkennt, sodass die Benutzerin die Brille mit kleinen Fingerbewegungen steuern kann.

Meta hat mehr als zehn verschiedene Computerchips entwickelt und produziert, die in Orion eingebettet sind. Dies ist Teil eines Plans zur Senkung des Energieverbrauchs der Brille, aber auch zur Verringerung der Wärmeentwicklung, damit sich die Brille nicht zu warm anfühlt. Anstelle von Glas bestehen die Linsen von Orion aus Siliziumkarbid, einem Material, das auch in einigen Elektrofahrzeugen verwendet wird, das leichter als Glas ist und ausserdem dazu beiträgt, Licht in extremen Winkeln zu brechen, so Prasad.

Während die Verwendung von Siliziumkarbid für Meta ein grosser Durchbruch sei, suche das Unternehmen, so Bosworth, bereits nach einer günstigeren Alternative, die die gleiche Funktionalität zu einem niedrigeren Preis bieten könnte.

Neues Quest VR-Headset

Meta kündigte ausserdem eine neue, billigere Version seines Virtual-Reality-Headsets Quest an. Damit will das Unternehmen die Konsumenten und Konsumentinnen davon überzeugen, mehr Zeit mit Virtual Reality und Augmented Reality zu verbringen, um Spiele zu spielen, Videos anzusehen und mit anderen zu chatten.

Das Quest-3S-Headset verfügt über einen Grossteil der gleichen Funktionen wie das bestehende Quest-3-Gerät, es bietet jedoch weniger Speicherplatz und ist mehrere hundert Dollar günstiger. Das Headset wird ab dem 15. Oktober im Handel erhältlich sein und im Vergleich zu den 500 Dollar teuren Quest-3-Geräten nur 300 Dollar kosten.

(bloomberg/spi)