Die Berliner Smartphone-Bank N26 lässt sich ihre globale Expansion von ausländischen Investoren finanzieren. Der New Yorker Risikokapitalgeber Insight Venture Partners sowie der Singapurer Investmentsfonds GIC stellen zusammen mit anderen Investoren 300 Millionen Dollar zur Verfügung, wie das seit 2015 aktive Unternehmen aus Berlin am Donnerstag mitteilte.
Es handelt sich damit um eine der grössten Private-Equity-Finanzierungsrunden, die ein europäisches Fintech gestemmt hat. Inzwischen hat N26 in vier Runden mehr als 500 Millionen Dollar eingesammelt, unter anderem bei Europas grösstem Versicherungskonzern Allianz und dem chinesischen Internet-Riesen Tencent, dem US-Investor Peter Thiel und bei Mitgliedern des Zalando-Managements. Inzwischen wird die Mobile Bank auf rund 2,7 Milliarden Dollar bewertet.
Amerikanischer Markt im Visier
N26 setzt auf eine Klientel, die ihre Bankgeschäfte über das Smartphone abwickeln will. In mittlerweile 24 europäischen Ländern kommt das Fintech aus Berlin auf insgesamt 2,3 Millionen Kunden, schreibt allerdings noch rote Zahlen. Die jüngste Geldspritze soll zunächst in die US-Expansion fliessen, die noch im ersten Halbjahr starten soll.
Langfristig will Firmenchef Valentin Stalf nicht nur in den USA und Europa erfolgreich sein, sondern N26 zur «ersten globalen mobilen Bank» aufbauen und damit eine «der grössten Industrien umkrempeln». Bezüglich eines potenziellen Börsengangs hält sich das Unternehmen bisher bedeckt.
Kunden in der Schweiz
Der Konkurrent von N26, die britische Smartphone-Bank Revolut aus London, hat zwar keine weitere Finanzierungsrunde abgeschlossen, konnte jedoch Mitte Dezember den Erhalt einer europäischen Banklizenz in Litauen bekanntgeben. Die beiden Fintechs liefern sich einen Konkurrenzkampf um die Vorherrschaft im europäischen – und nun auch weltweiten – Mobile Banking. Beide Unternehmen haben auch Kunden in der Schweiz. Bei Revolut sind es rund 50'000, wie Gründer Vlad Yatsenko im Interview mit der «Handelszeitung» im September mitteilte.
N26 hat zwar bisher keine konkrete Anzahl von Schweizer Kunden genannt – «die Schweiz ist für uns ein sehr interessanter Markt, den wir uns gerade näher ansehen und in dem eine grosse Nachfrage nach unserem Service besteht», lässt sich Alex Weber, Head of International Markets bei N26, aber von der Nachrichtenagentur Reuters zitieren.
Ob N26 die Schweiz in ihre aktuellen Expansionspläne miteinschliesst, ist unklar. Konkurrent Revolut hat Ende Dezember seine Präsenz im Schweizer Markt jedoch verstärkt. Das britische Fintech hat bei der Credit Suisse ein Korrespondenz-Konto eröffnet. Demnach sind nun Einzahlungen über die Schweiz möglich, wenn der Kunde eine entsprechende Referenznummer bei der Einzahlung angibt. In der Regel entfallen somit Gebühren für Einzahlungen.
(reuters/tdr/mbü)