Welche relevantesten Trends und Entwicklungen gibt es an der Schnittstelle von Finanztechnologie und Klima? Diese Frage wurde im Rahmen des Green-Circle-Events «Climate Fintech Innovation Talk» erörtert, zu der Ringier Advertising und Tenity am 29. Januar im «The Studio» in Zürich geladen hatten.

Tenity treibt als sogenannter Frühphaseninvestor Innovationen im Finanzwesen voran, hat in den letzten Jahren ein grosses Netzwerk im Bereich Climate Fintech aufgebaut. «Wir sehen uns als Beschleuniger der Fintech-Branche, der Unternehmen und Organisationen mit Tech-Start-ups zusammenbringt, um Herausforderungen in Sachen Innovation, aber auch bei der Nachhaltigkeit zu meistern», sagt Michèle Richner, Managing Partner und VP Marketing & Communication bei Tenity.

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Michele Richner, 2025

Michèle Richner, Managing Partner und VP Marketing & Communication bei Tenity, präsentiert den neuen «Tenity Climate Fintech Report».

Quelle: David Biedert
Grosse Innovationskraft in der Branche

Wie gross die Bandbreite an Start-ups in diesem Bereich Climate Fintech ist, zeigt der «Tenity Climate Fintech Report», den das Unternehmen seit einigen Jahren herausbringt. Global sind aktuell 750 Start-ups gelistet, davon 50 mit Sitz in der Schweiz, die in unterschiedlichsten Branchen tätig sind. «Die Schweiz steht auf Rang 5 im internationalen Vergleich sehr gut da und ist hervorragend positioniert, weiterhin eine führende Rolle in diesem Bereich zu übernehmen», sagt Richner in ihrem Keynote Speech.

Die Gründe dafür: In der Schweiz ist das Thema Nachhaltigkeit im Gegensatz zu anderen Ländern bereits stärker verankert. Zudem wird hierzulande Innovation seit jeher grossgeschrieben.

Einen Eindruck von diesem Ideenreichtum liefern an diesem Abend drei Start-ups, die Unternehmen und Organisationen helfen, ihre Aufgaben in Sachen Nachhaltigkeit anzupacken:

3 innovative Start-ups
  • Pelt8 ist ein Start-up im Bereich der Nachhaltigkeits-Berichterstattung und hat Lösungen entwickelt, die es Unternehmen ermöglichen, die Nachhaltigkeit in ihre Prozesse zu integrieren und die Transparenz ihrer ESG-Daten zu erhöhen, die wichtig sind, um die klimatechnische und gesellschaftliche Verantwortlichkeit eines Unternehmens zu bewerten. «Vielen Firmen ist dieser Part ein Gräuel, wir können ihnen mit einfachen Tools unter die Arme greifen», sagt CEO und Gründer Julian Osborne.
  • Azzera stellt sich der Herkulesaufgabe, die Luftfahrtindustrie bei der Dekarbonisierung zu unterstützen und berät Unternehmen dabei, ihre Klimaziele zu erreichen. Dies geschieht vor allem durch ihre digitale Plattform, die die Berechnung, Reduzierung und Kompensation von Flugemissionen ermöglicht. Die Minderung der Emissionen erfolgt durch zentrale Funktionen wie den Kauf und die Nachverfolgung der Nutzung von Sustainable Aviation Fuel (SAF), also nachhaltigem Kerosin. Oder auch via hochwertige Kohlenstoffzertifikate wie Carbon Capture-Projekte, damit ist die Entnahme von Kohlenstoff aus der Atmosphäre gemeint. «Wir glauben, dass wir Unternehmen durch einfache und zugängliche Massnahmen dazu inspirieren können, Umweltverträglichkeit in ihren täglichen Betrieb zu integrieren», sagt CEO und Gründerin Puja Mahajan.
  • UpGrid wiederum hat sich auf das Thema erneuerbare Energie wie zum Beispiel Solarstrom spezialisiert: Das Start-up bringt Stromverbraucher und -produzenten zusammen und ermöglicht innovative neue Wege, um Strom zu kaufen und zu verkaufen. Dabei geht es laut CEO Hagen Lihl unter anderem um die Frage, wie es für jede und jeden attraktiver werden kann, ein eigenes Solarpanel zu betreiben – auch mit dem Ziel, sowohl für Produzenten als auch für Abnehmer fairere Strompreise zu erzielen.
Nachhaltigkeit darf keine Pflichtübung sein

Die drei Start-ups berichten unisono, dass ihre Arbeit auf grosses Interesse stösst. «Viele Unternehmen zeigen sich sehr offen, und es finden gute Gespräche statt. Wenn es indes ums Investieren geht, ist die Zurückhaltung noch etwas grösser», sagt Julian Osborne von Pelt8.

Dass es für die Branche noch manche Herausforderung zu meistern gibt, räumt auch Michèle Richner von Tenity ein. So gingen die Investitionen im Bereich Climate Fintech sowohl 2023 als auch anhand von ersten Berechnungen von 2024 zurück. Grund zur Panik gebe es aber nicht, so Michèle Richner: «Nachhaltigkeit ist ein Bereich, der langfristig immer wichtiger wird.»

Fabienne Kinzelmann, Janine Hofer-Wittwer, Matteo Bernadoni und Sonia Gameiro, 2025

Sonia Gameiro (Orange Business), Matteo Bernardoni (UBS) und Janine Hofer-Witter (Forvis Mazars) (v. r.) im Gespräch mit Moderatorin und «Handelszeitungs»-Journalistin Fabienne Kinzelmann.

Quelle: David Biedert

Dem stimmen auch die Vertreter führender Schweizer Unternehmen zu. «Das Thema ist gekommen, um zu bleiben», sagt Janine Hofer-Wittwer, Head of Sustainability Services beim Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen Forvis Mazars. Für sie ist aber auch klar, dass es für manche Firma noch eher eine Pflichtaufgabe darstellt hinsichtlich Compliance, also der Einhaltung aller Gesetze, Vorschriften, Richtlinien und Standards, die für das Unternehmen gelten. «Es wäre wünschenswert, dass das Thema Nachhaltigkeit darüber hinausgeht. Dass es in einer Firma wirklich gelebt und auch als Opportunität gesehen wird.»

Matteo Bernardoni, Co-Head Client Needs bei der UBS Schweiz, ist überzeugt, dass sich das Thema langfristig behaupten wird. «Es braucht im Bereich der Nachhaltigkeit aber weiterhin mehr Fokus – auf Zusammenarbeit, Transparenz und Vertrauensbildung.» 

Ohne Partnerschaften läuft nichts

Ein Punkt, dem Sonia Gameiro, Head of the Sustainability Practice in Europe bei Orange Business, beipflichtet. Ihr Unternehmen hat sich auf die digitale Transformation von Unternehmen spezialisiert. «In diesem Bereich braucht es noch mehr Wissensvermittlung», so Gameiro. «Das gilt für Unternehmen, aber auch für die Konsumentinnen und Konsumenten. Für sie ist es nicht immer einfach zu wissen, wie und wo sie ihr Geld vertrauenswürdig grün anlegen können.»

Gerade beim Aufbau von Bewusstsein und Vertrauen sehen Experten wie Matteo Bernardoni die grosse Stärke spezialisierter Start-ups und Fintechs. «Durch Kooperationen mit innovativen Playern mit grossem Know-how kann hinsichtlich Glaubwürdigkeit viel gewonnen werden.»

Es ist ein Aspekt, der für alle  anwesenden Vertreterinnen und Vertreter im Zentrum steht. Das wichtigste Fazit des Abends lautet denn auch: Ohne Partnerschaften und Netzwerke zwischen grossen Unternehmen, Organisationen und Start-ups können die grossen Herausforderungen rund um die Nachhaltigkeit nicht gestemmt werden.