Es ist eine herzige Geschichte: Eine Südafrikanerin möchte den «Day Zero» von Kapstadt abwenden, den Tag, an dem der Metropole das Wasser ausgehen wird. Sie ruft darum per Social Media zu Wasserspenden auf – und hat bombastischen Erfolg. Innerhalb von 24 Stunden wird ihr Telefon mit Anfragen geflutet von Privatpersonen und Firmen, die Wasser spenden möchten. Erste Zwischenbilanz: 180'000 Liter Wasser für Kapstadt.

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Das Besondere an der Geschichte: Während solche Schneeballreaktionen von Twitter oder Facebook bekannt sind,  war es in diesem Fall eine Whatsapp-Nachricht, die die Aktion ins Laufen brachte. Abgesehen von der Hilfsbereitschaft der Südafrikaner zeigt dies auch das Potenzial von Whatsapp über den privaten Messengerdienst hinaus.

Whatsapp mit mehr als 900 Millionen neuen Nutzern

Den zwischen Nutzung und Potenzial klafft bei Whatsapp eine grosse Lücke: Zum einen hat die Facebook-Tochter ein äusserst erfolgreiches Jahr hinter sich. Mit geschätzten 924 Millionen Downloads war die App weltweit die mit Abstand erfolgreichste. Mehr als 1,3 Milliarden Menschen verwendetnWhatsapp, eine gigantische Zahl.

Der Dienst ist aber stark in der Privatsphäre der Nutzer verankert. Chatnachrichten, Fotos und Videos werden vor allem im Familien- und Freundeskreis versandt, maximal gibt es Whatsappgruppen mit Arbeitskollegen in der Firma. Konzerne und Medien verwenden den Messenger bisher aber nur selten als Kommunikationskanal.

Whatsapp-Pendat Wechat ganz anders kommerziell verankert

Ganz anders dagegen der Whatsapp-Pendat Wechat in China, das der Facebook-Tochter von den Nutzerzahlen her auf den Fersen ist: Die 980 Millionen Mitglieder nutzen den Messengerdienst von Tencent längst nicht nur zum chatten, sie bezahlen per Wechat im Restaurant, buchen Reisen, kaufen sogar Häuser oder Autos mit der App. Kommerz und Kommunikation gehen bei Wechat also Hand in Hand.

Auf diesen Zug möchte Facebook bereits seit geraumer Zeit aufspringen: So testet es in den USA Bezahlfunktionen für den Messengerdienst. Bisher mit mässigem Erfolg. Parallel geht Tochter Whatsapp ebenfalls Schritte in Richtung Business, wenn auch rudimentäre. Die App «Whatsapp Business» bietet seit wenigen Wochen Funktionen für Firmen – vor allem KMU können Abwesenheitsnachrichten an ihre Nutzer schicken, Standardantorten speichern und die Öffnungsrate von Nachrichten auswerten. Seit Sommer 2017 ist auch eine Bezahlfunktion im Testlauf, die aber noch auf ihren Start wartet.

Die grösste Kluft zwischen Whatsapp und Wechat

Ein kleiner Schritt, allerdings bleibt der entscheidende Unterschied zwischen Whatsapp und Wechat bestehen: Während chinesische Konsumenten wenig Wert auf die Trennung von Privatsphäre und kommerzieller Nutzung legen, schätzen Konsumenten in Europa und den USA diese Vermischung nicht. Es ist fraglich, ob Business Tools von Whatsapp jemals eine so breite Akzeptanz finden können wie die Bezahlfunktion von Wechat in China.