Noch vor zehn Jahren war Tesla hierzulande unbekannt, heute gehören die US-Elektroautos zum Strassenbild. Dieses Kunststück will der Konzern im Solarmarkt wiederholen: Seit dieser Woche verkauft er in der Schweiz seine Powerwall-2-Batterien. Worum geht es genau? Hier sind die wichtigsten Antworten.

1. Was ist die Powerwall?

Es ist eine wiederaufladbare Batterie für den Heimgebrauch. Das Angebot richtet sich an Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer, die eine Solaranlage besitzen. Sie können mit den Akkus den überschüssigen Strom vom Dach sammeln und je nach Bedarf verwenden. Tesla verkauft die Batterien über derzeit 18 Energieunternehmen; darunter sind CKW, EKZ und Solvatec (Agrola). Produziert wird die Batterie in der Gigafactory 1 im US-Bundesstaat Nevada. Mit dem -Powerwall-2-Angebot vollzog Tesla hierzulande ein Comeback: Kurzzeitig verkaufte der Konzern 2015 in der Schweiz bereits das Vorgängermodell Powerwall 1. Zudem offeriert Tesla seit 2016 Powerpack--Batterien für Firmenkunden.

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2. Was kann die Powerwall leisten?

Die Powerwall 2 speichert 13,5 kWh und gibt gleichzeitig 3,6 kW davon ab. 3,6 kWh reichen aus, um mit vier Staubsaugern (à 900W) eine Stunde lang zu saugen. Also reicht eine vollständige Ladung rund 3 Stunden und 45 Minuten bis der Speicher leer ist. Wer mehr Leistung möchte, kann bis zu zehn Batterien kombinieren – zum Stückpreis ohne Installation von 9500 Franken. Die Powerwall lässt sich auch draussen einsetzen und sowohl horizontal wie auch vertikal installieren – die rechteckigen Akkus könnten also auch die Hauswand schmücken. Tesla bietet zudem eine App, über die sich der Speicher steuern lässt.

3. Wird das Projekt ein Erfolg?

Das Produkt sei nicht bahnbrechend neu, sagt Photovoltaikexperte Jens Rümmele von der Aargauer Firma Solarmarkt. «In der Schweiz gibt es schon ähnliche Batterien auf dem Markt.» Der Preis und die Leistung seien jedoch konkurrenzfähig. Zwar funktioniere die Batterie nur einphasig und nicht wie sonst in der Schweiz üblich dreiphasig. Aber Tesla erfülle die technischen Standards – und das Unternehmen sei für cleveres Marketing bekannt. «Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Powerwall 2 in der Schweiz ein Erfolg wird», glaubt Rümmele. «Es gibt andere Systeme, die genauso gut sind», findet hingegen der St. Galler Solarprojektentwickler Heini Lüthi. Lühti  bezweifelt, dass Besitzer von Solaranlagen überhaupt ein Speichersystem benötigen. «In Autos sind diese Tesla-Batterien besser eingesetzt», so Lüthi.

Powerwall Tesla

Powerwall im Skikeller: Die Technologie stammt aus den 80er Jahren.

Quelle: ZVG

4. Wie neu ist die Technologie?

Das Innenleben des Tesla-Akkus für die Wand unterscheidet sich kaum von dem, was heute in einem Smartphone steckt oder in bereits fahrenden Elektromobilen, wie auch Tesla sie produziert. Lithium-Ionen-basierte Batterien sind eine Technologie der 1980er Jahre. Der Chemie-Nobelpreisträger von 2019, John Goodenough, ist der Urvater der Energiezellen für Handys, Laptops und Kameras. Der einzige Fortschritt nach vierzig Jahren Batterieforschung ist, dass die Akkus kompakter und relativ zum Volumen -leistungsfähiger geworden sind. Eine Revolution ist das nicht. Dabei verhindert die Versessenheit auf die Lithium-Ionen-Tech-nologie auch viele Neuentwicklungen.

Das Geheimnis der Powerwall liegt vielmehr in der Produktidee und in der Ästhetik: flach, unauffällig und an der Wand hängend. Und dafür gemacht, Solarstrom auch im Eigenheim zu speichern.

Auf den nächsten Big Bang muss man indes noch warten. Woran derzeit getüftelt wird, übrigens auch in der Schweiz, ist die Erforschung alternativer Flüssigkeiten und Feststoffe mit Natriumionen und geschmolzenen Salzen. Und an unterschiedlichen Kombinationen chemischer Elemente des Periodensystems: mit anderen Ionen statt jenen von Lithium sowie mit sogenannten Elements of Hope, die nicht knapp sind und für die keine Kriege geführt werden müssen. Der Nachhaltigkeitsgedanke soll ja nicht zu kurz kommen. Besonders Firmen wie Tesla, die sich diesem Thema verschrieben haben, interessieren sich dafür. 

Forscher des Schweizer Materialforschungsinstituts Empa gehen von alternativen Speichern in Form von Becken aus, befüllt mit geschmolzenen Metallen oder Salzen: Energiespeicherwerke in Form eines Swimmingpools. Auch den Feststoff-Akkus (statt mit Flüssigkeiten) bescheinigt Empa eine grosse Zukunft.

5. Wieso verkauft Tesla auch Akkus?

Tesla sieht sich gar nicht so sehr als Autohersteller. Firmengründer Elon Musk will mit seinem Konzern vielmehr die Energieversorgung und Mobilität revolutionieren. Ein Element der Vision sind (selbstfahrende) Elektroautos – die beiden anderen Pfeiler sind die Produktion und die Speicherung von Sonnenstrom. In den USA verkauft Tesla bereits Solaranlagen, Solarspeicher und Elektroautos. In der Schweiz hat der Konzern erst Autos und jetzt Batterien im Angebot. In Zukunft will Tesla hierzulande auch Solardachziegel verkaufen. Entsprechende Bestellungen nimmt Tesla bereits entgegen – wann sie lanciert werden, steht noch nicht fest.

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