Wer keine Tiere essen will, aber Fleisch mag, hat heute die Wahl: In Supermarktregalen und auf Restaurantmenus ist immer mehr pflanzliches Fleisch zu sehen. Die Schnitzel, Poulets und Burger von Planted beispielsweise; das Zürcher Startup expandiert gerade europaweit.
Doch nun erhält das heimische Jungunternehmen Konkurrenz im eigenen Land – aus Asien: Das Singapurer Unternehmen Next Gen Foods hat eine Niederlassung in Zug gegründet.
Von der Innerschweiz aus will das Startup auch die europäischen Märkte aufrollen. Im April hat Next Gen Foods den Verkauf in Grossbritannien begonnen, der Start in Deutschland ist noch für den Frühling geplant. Auch in den USA sind die Singapurer schon tätig. Die Pläne für die Schweiz sind noch nicht bekannt. «Die Schweiz ist einer der Orte, wo wir unsere Teams platzieren, um die weitere Expansion in Europa zu planen», schreibt die Firma vage.
Ihre Spezialität ist ein Pouletprodukt aus Soja und Weizen mit dem Namen Tindle. Das Unternehmen lässt das Kunstfleisch bei Partnerunternehmen produzieren und verkauft es direkt an Gastrobetriebe.
Der Co-Gründer Timo Recke ist aus Deutschland
Next Gen Foods stammt aus Singapur, die beiden Gründer haben andere Wurzeln: Co-Gründer Timo Recker ist Deutscher, sein Geschäftspartner Andre Menezes Brasilianer mit italienischem Pass.
Timo Recker kennt sich auch mit echtem Fleisch bestens aus: Seiner Familie gehörte eine Grossmetzgerei in Niedersachsen. Recke sollte einst als Nachfolger seines Vaters das Unternehmen weiterführen, doch er winkte ab – und spezialisierte sich auf ein Ersatzprodukt: Kunstfleisch auf Basis von Soja.
Mit seinem ersten Unternehmen Likemeat brachte er 2013 in Deutschland als einer der Ersten veganes Poulet auf den Markt, wie der junge Deutsche der «Gründerszene» erzählt. Sechs Jahre später – 2019 – verkaufte er Likemeat an Investoren und brach nach Asien auf.
Kapitalgeber setzen auf Next Gen Foods
Nur sorgt Reckers zweites Unternehmen Next Gen Foods für Furore, die letzte Finanzierungsrunde war eine der grössten, welche die noch junge Branche bisher erlebt hat: Mit 100 Millionen Dollar stiegen die Investoren ein. Aktuell wird das Startup mit 130 Millionen Dollar bewertet. Zum Vergleich: Planted aus der Schweiz hat zuletzt Kapital im Umfang von 18 Millionen Dollar erhalten, unter anderem von Prominenten wie dem Industriellen Stephan Schmidheiny (via einen Fonds) und dem Fussball-Goalie Yann Sommer.
Auch Next Gen Foods kann einen prominenten Investor vorweisen: «Beatle» Paul McCartney ist mit seinem Fonds MLP Ventures eingestiegen. Der Musikstar ist seit Jahrzehnten Vegetarier und schätzt auch gutes Essen – darauf lässt zumindest das neue Buch seiner Töchter Mary und Stella schliessen. Sie haben ein Kochbuch mit Familienrezepten publiziert. Neben McCartney kann Next Gen auch auf den Singapurer Staatsfonds Temasek zählen.
Die Grossmetzgerei von Timo Reckers Familie wurde übrigens mittlerweile verkauft. Recker führt die Familientradition jetzt in vegetarischer Form weiter.