Als die Koreanerin Jenny Son ihre Wohnung verliess, um sich auf Coronaviren testen zu lassen, klingelte eine Viertelstunde später ihr Handy. Der Staat war dran. Genauer gesagt, ein Corona-Überwachungsbeamter. Wo sie hingehe, fragte er barsch, schliesslich habe sie unautorisiert die Wohnung verlassen und so gegen die Quarantänepflicht für Rückkehrer verstossen.
Woher er das wusste? Die Ortungsfunktion auf Jennys Handy war auf staatlichen Befehl hin eingeschaltet. Ihre Position wurde dem Überwachungszentrum live übermittelt, als hätte sie eine elektronische Fussfessel für Gefangene. Ein IT-Programm bemerkte, dass sich Jenny ausserhalb der Wohnung befand, und schlug Alarm.
In Korea ist es normal, dass Leute in Quarantäne eins zu eins überwacht werden. So sieht fortgeschrittene digitale Pandemiebekämpfung nun mal aus.
Eine solche Massnahme wäre in der Schweiz wohl chancenlos. Doch Jenny Son sieht darin kein Problem. «Uns Koreanern ist die Einhaltung sanitarischer Vorschriften wichtiger als der Schutz der Privatsphäre», sagt sie der «Handelszeitung». «Warum sollte man uns in Europa dafür kritisieren?»