Von Schweizern für Schweizer – das ist die Idee des kürzlich gestarteten Venture-Capital-Fonds Wingman. Die drei Frontmänner sind selbst versierte Gründer: Alex Stöckl war COO und erster Mitarbeiter der Verpflegungskette Gärtnerei, Pascal Mathis Mitgründer des Schweizer Einhorns GetYourGuide, ein Tourenvermittler, und Lukas Weder Mitgründer der Food-Lieferplattform Eat.ch. Sie selbst, zusammen mit anderen Investoren wie Artemis-Chef Michael Pieper oder IT-Pionier Roland Brack wollen bei Vollauslastung rund 60 Millionen Franken in Schweizer Start-ups investieren – von diesen 60 haben sie bereits 50 eingesammelt.
Und die ersten bereits wieder ausgegeben: Neben der allerersten Beteiligung RoomPriceGenie, einem Zimmerpreis-Kalkulationshelfer für kleinere Hotels, der schon bekannt ist, gibt es nun drei weitere Start-ups im Beteiligungsportfolio.
Automatisierter Einkaufsprozess
Erstens Archlet, eine Softwareschmiede, die Unternehmen den Prozess des Einkaufs von Commodities automatisiert, vereinfacht und weltweit abgleicht. Archlet-«Wingman» Lukas Weder: «Gleich bei ihrem Versuch mit einem kleinen Programm konnten die Gründer dem Kunden einige Prozent der Einkaufssumme einsparen», und das summiert sich schnell.
Diese Gründer haben sich bei den ETH Juniors kennengelernt. Dieser Club ist «inzwischen eine regelrechte Unternehmer-Schmiede», sagt Pascal Mathis, der selbst dort Mitglied war. Das Team von Archlet ist klein, aber «weil die Lösung rein Software-basiert ist, kommen sie mit einer Handvoll Leuten schon sehr weit», sagt Weder.
Zwischen Fotografen und Kunden
Zweites Investment: Backbone, ein Intermediär zwischen Fotografen und Kunden, betreut von Alex Stöckl. Die Idee ist, dass Kunden Backbone ihre Wünsche vortragen und das Start-up die Betreuung und das Briefing der Fotografen übernimmt sowie die Postproduktion der Bilder.
Stöckl: «Diese Plattform erleichtert den Fotografen die Arbeit und die Abwicklung, und sie sorgt dafür, dass internationale Player ihre weltweiten Bilder alle mit derselben Bildsprache geliefert bekommen»; elementar für Dienste wie GetYourGuide, deren Tourenfotos, egal wo auf dem Globus geknipst, aussehen sollen wie vom selben Fotografen.
Vermittlungsportal für Gipser, Fliesenleger und Co.
Drittes Investment schliesslich ist Kollabo, von Studenten der Hochschule St. Gallen gegründet. Kollabo ist ein Jobvermittlungsportal für Bauhandwerker, das vor allem auf Spezialisten wie Gipser, Fliesenleger, Ofenbauer oder ähnliche Gewerke ausgerichtet ist. Viele dieser Handwerker arbeiten temporär auf Baustellen, engagiert via Jobvermittler, «wir waren selbst überrascht, wie gross dieser Markt ist», sagt Wingman Stöckl. Hauptarbeit des Kollabo-Teams sei es, «Personalagenturen dabei zu unterstützen, durch bessere Profile möglichst viele Handwerker effizient zu platzieren». Kollabo legt deshalb eine stetig wachsende Datenbank der Handwerker an, checkt ihre Zeugnisse und Fähigkeiten.
Die genaue Beteiligungshöhe nennen die Flügelmänner nicht, laut Mathis liege aber «unsere Zielgrösse bei 20 bis 25 Prozent». Und noch verfügen die Wingmen über viel finanzielle Feuerkraft – «bis zu 30 Cases in den ersten fünf Jahren», sagt Pascal Mathis, habe man als «ideale Fondsgrösse» definiert.