Als Steve Jobs am 9. Januar 2007 die Bühne betrat, ahnte niemand, wie sehr sich unser Leben wandeln würde. «Heute wird Apple das Mobiltelefon neu erfinden», verkündete der damalige CEO, der 2011 an Krebs gestorben ist.
Jobs hielt ein kleines Rechteck hoch – das erste Handy ohne Tastatur, mit nur einem Knopf. Es markierte den Beginn einer neuen Ära, nicht nur für Apple, sondern für die Welt. Das erste iPhone war nicht perfekt, aber es war anders. Und es veränderte alles.
2027, zwanzig Jahre später, steht Apple vor einem bedeutenden Jubiläum. Insider berichten bei «Bloomberg», dass der Hersteller ein umfassendes Redesign plant. Erste Informationen deuten auf zwei spezielle Modelle hin. Eines mit randlosem Gehäuse und viel Glas. Es soll das erste iPhone ohne physische Tasten werden – ohne Einschalt-, Kamera- und Lautstärkenknopf. Eine Art Phantom-Phone, mit berührungsempfindlichen Flächen, die die Tasten ersetzen. Wie das aussehen könnte, zeigt eine Visualisierung (siehe oben), die mit ChatGPT erstellt wurde. Zweitens: das erste faltbare iPhone von Apple. Weitere Details zu den Geräten sind bisher nicht bekannt.
Zwei Modelle, viel Symbolik?
Ähnlich wie beim zehnjährigen Jubiläum (iPhone X, 2017) dürfte Apple die historische Bedeutung marketingwirksam inszenieren. Was 2007 als Experiment begann, entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten Produkte der Tech-Geschichte und machte Apple mit einer Marktkapitalisierung von drei Billionen Dollar zur wertvollsten Firma der Welt – trotz Schwankungen wegen Trumps Zollpolitik.
«Wer braucht schon ein 500-Dollar-Telefon?», spottete der damalige Microsoft-CEO Steve Ballmer über das erste iPhone. Die Antwort heute: jeder achte Mensch auf der Welt. Über 2,3 Milliarden iPhones wurden verkauft – eine Zahl, die wohl selbst Jobs' kühnste Erwartungen übertroffen hätte. Das iPhone liefert über die Hälfte von Apples Jahresumsatz von knapp 400 Milliarden Dollar. Es ist das Fundament für das Apple, wie wir es heute kennen.
Vom Spott zum Welterfolg
Über die Jahre wurde das iPhone zur kulturellen Ikone und zum Lebensbegleiter. Und der App Store, ursprünglich von Steve Jobs abgelehnt, zum Goldesel: Pro Jahr beläuft sich der Umsatz mit dem Verkauf von Apps, In-App-Käufen und Abonnements auf über 100 Milliarden Dollar. Mit dieser Macht kamen auch Probleme. Die 30-Prozent-Provision im App Store wird von Entwicklern seit Jahren kritisiert und von Behörden unter Beschuss genommen. In der EU muss Apple seit 2024 darum alternative App-Stores zulassen.
Kritiker bemängeln, dass das iPhone in den letzten Jahren kaum Fortschritte gemacht hat. Seit 2019 blieb das Design nahezu gleich, abgesehen von kantigeren Rändern und wechselnden Farben. Auch die jährlichen Neuerungen bleiben für Kritiker klein: bessere Kamera, schnellerer Chip, das wars. Im Vergleich mit den Strategien im Android-Lager wirkt Apples iPhone zeitweise sehr konservativ.
Siri scheitert, Mythos wackelt
Zuletzt gab es in Cupertino sogar eine regelrechte KI-Krise. Apple hatte für das Jahr 2024 eine neue, intelligentere Siri versprochen. Die Funktionen klangen vielversprechend: Siri sollte verstehen, was auf dem Bildschirm zu sehen ist, persönliche Kontexte erkennen und selbständig App-Aktionen ausführen. Das Unternehmen musste eingestehen, dass sich das Upgrade bis 2026 verzögert. Werbespots mit prominenten Gesichtern wurden zurückgezogen. Selbst Apple-nahe Experten wie John Gruber sprechen von einem «Glaubwürdigkeitsverlust».
Trotz dieser jüngsten Rückschläge und der Kritik an mangelnder Innovation lässt sich nicht leugnen, dass das iPhone für viele zum Zentrum des digitalen Lebens geworden ist. Das Smartphone ersetzte Kamera, Wecker, Kalender, Walkman, Navi, Taschenlampe, Gameboy – und schuf gleichzeitig neue Abhängigkeiten. Es veränderte, wie wir kommunizieren, reisen, lieben und arbeiten. Auch technologisch setzte Apple Massstäbe: Multi-Touch, Retina-Display, Face ID. Doch nicht alle Neuerungen waren von Dauer. 3D Touch verschwand wieder, das iPhone mini wurde trotz vieler Fans eingestellt.
Während Apple nun an der Zukunft bastelt, bleibt die Frage: Wird das neue iPhone wieder das Staunen entfachen, das Steve Jobs einst auslöste, oder ist der Zauber längst verflogen? Egal wie das «iPhone 20» aussehen und was es können wird: Es muss nicht nur mit der Android-Konkurrenz mithalten, sondern auch mit dem Mythos seiner eigenen Geschichte.
Dieser Artikel erschien zuerst bei Blick unter dem Titel «Wird das iPhone zum Phantom-Phone?».