Des einen Freud, des anderen Leid – viele TUI-Aktionäre mussten nach der Pleite des Konkurrenten Thomas Cook so oder ähnlich denken. Denn während der eine Anbieter vom Markt verschwindet, bringt das dem anderen einen schönen Glücksgewinn.
Der Kuchen bleibt ja wahrscheinlich gleich aber die Zahl der Anbieter sinkt und Experten rechnen damit, dass TUI von den Thomas Cook-Kunden etwa 500'000 abgreifen kann. Seit solche Schätzungen von Branchenkennern vor wenigen Tagen publik wurden, zieht es die Aktie steil nach oben. Das Wochenplus liegt bei rund 20 Prozent. Da ist aber noch mehr drin.
Mehr Kunden und steigende Umsätze
Durch die neuen Kunden steigt die Gesamtzahl der TUI-Gäste etwa um zwei bis drei Prozent im Jahr auf 28 Millionen. Beim Reisekonzern aus Hannover laufen die Geschäfte aber ohnehin rund. Trotz Gegenwinds etwa durch politische Unsicherheiten im Nahen Osten steigerte TUI den Umsatz im dritten Quartal um 3,7 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro.
In den nächsten Jahren sind weitere Zuwächse wahrscheinlich. TUI-Chef Friedrich Joussen setzt auf die globale Expansion und da stehen zum Beispiel Kooperationen mit Firmen des Sektors in Ländern wie China, Indien, Malaysia und Brasilien auf der Liste. Das scheint mehr als aussichtsreich. Denn in den Schwellenländern legen die Einkommen rasant zu und dadurch kann sich eine rasch wachsende Mittelschicht dort den längst ersehnten Reisewunsch erfüllen.
TUI – günstiger als die Peer-Group
Trotz der Position als Weltmarktführer im Tourismus ist TUI mit einem 10er-KGV auf Basis 2020 deutlich günstiger als andere Anbieter des Sektors und es gibt obendrein nachhaltig hohe Dividenden. Zudem könnte es schon bald erneut zusätzlichen Rückenwind geben. Denn seit dem Frühjahr müssen 15 Flieger von TUI des Typs Boeing 737 Max wegen des Absturzes eines baugleichen Flugzeugs der Ethiopian Airlines und einem internationelen Flugverbot für diesen Jet im Hangar stehen.
Der Reisekonzern hat dadurch in diesem Jahr hohe extra Lasten von etwa 200 Millionen Euro. Früher oder später könnte es aber einen Schadensausgleich vom Flugzeugbauer Boeing geben. Meldungen dazu würden die TUI-Aktie zusätzlich beflügeln. Angesichts der günstigen Bewertung könnten sind schon bald wieder Kurse um 16 Euro drin.
TUI AG
ISIN: DE0005408884
Gewinn je Aktie 2020e: 1,20 €
KGV 2020e: 10,2
Dividende/Rendite 2019e: 0,55 €/4,5%
EK je Aktie: 4,35 CHF
EK-Quote: 19,8%
KBV: 2,8
Kurs/Ziel/Stopp: 12,25/16,50/8,40 €
*Georg Pröbstl ist Chefredaktor des Börsenbriefs Value-Depesche. Der Börsendienst ist auf substanzstarke, unterbewertete Aktien mit guten Perspektiven aus der D-A-CH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) spezialisiert. Performance des Musterdepots 1 Jahr: +18,7 Prozent (DAX: +5,6 Prozent), 3 Jahre: +51,8 Prozent (DAX: +14,9 Prozent). Seit Start im April 2010 steht ein Zuwachs von +374,2 Prozent (Dax: +96,9 Prozent). Transparenzhinweis: Der Autor berät Anlageprodukte. Die in diesem Beitrag besprochene Aktie ist Bestandteil eines solchen Anlageprodukts.