Man wähnt sich unwillkürlich an den «letzten Samurai» erinnert, wenn Christoph Gretler als Letzter eines ehemals zwölfköpfigen Teams in seinem Büro das Telefon abnimmt. Sukzessive ist das Schweizer Analystenteam der Credit Suisse First Boston über die letzten drei Jahre reduziert und die Arbeit teilweise nach London verlagert worden. Nur Gretler überstand die Umstrukturierungen und ist nach neun Jahren Analysetätigkeit für die gleiche Bank schon fast als Urgestein zu bezeichnen. Gute Kontakte zu Investoren und Unternehmen sowie die Strategie, mehr und mehr Aktien abzudecken, haben wohl mitgeholfen. Diese Strategie war auch notwendig, fielen doch 2003 insgesamt drei Unternehmen (Jomed, Disetronic und Centerpulse) durch Dekotierung aus seinem Researchbereich.
«Langjährige Erfahrung ist das Wichtigste in diesem Metier», so Gretler, der jüngst in der tonangebenden Fachzeitschrift «Institutional Investor» als bester Analyst des Jahres 2003 in seinem Sektor ausgezeichnet wurde. «Manche Dinge sieht man erst, wenn man lange genug dabei ist», hebt er hervor und zieht gleich ein Beispiel aus der Schublade. «Das Medtech-Unternehmen Synthes-Stratec erzielte im zweiten Halbjahr 2003 viel niedrigere Margen als prognostiziert, worauf der Kurs einbrach. Viele Analysten übersahen jedoch, dass das Unternehmen enorm viel Geld in Wachstum investiert hatte – und so erholte sich der Kurs sehr schnell.
Genau das Gleiche hat sich bereits früher einmal abgespielt, aber daran kann sich eben nur erinnern, wer schon dabei war», so der 36-Jährige. Ebenfalls gute Gewinne für seine Investoren konnte der zweifache Familienvater letztes Jahr mit den Empfehlungen für Centerpulse, Straumann und Synthes-Stratec verzeichnen. Und sogar sein Einzelkämpferschicksal scheint demnächst zu Ende zu gehen: Er bekommt zwei neue Kollegen. Die CSFB baut auf – wieder einmal.
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