Denise Anderson wirkt ruhig und überlegt. Die Kaffeetasse fest im Griff, sitzt sie fast ein wenig verloren am riesigen Konferenztisch und spricht amerikanisches Englisch ohne jene Überschwänglichkeit, die häufig bei Amerikanern und auch Analysten anzutreffen ist. Was daran liegen mag, dass Anderson wie viele ihrer Kollegen bei Kepler Quereinsteigerin ist. Vor dem Wechsel war sie Wissenschaftlerin bei BASF und Roche. Ihr Aufgabengebiet: aus verschiedenen Wirkstoffen jene herauszufiltern, die sich am ehesten zur Weitererforschung zu eignen scheinen. «Ich muss gestehen, dass meine Arbeit als Wissenschaftlerin auf Dauer zu programmierbar war und ich eine neue Herausforderung suchte», erzählt Anderson und beteuert, dass sie zufällig durch ein Zeitungsinserat bei der Bank Sarasin und schliesslich bei Kepler gelandet ist.
Für den einen oder anderen Adrenalinschub im Job dürften die letzten vier Börsenjahre gesorgt haben. Während dieser Zeit fiel die Amerikanerin immer wieder damit auf, dass sie Empfehlungen aussprach, die konträr zum Markt standen. Etwa, als sie den Pharmatitel Roche Anfang März 2003 auf Kaufen setzte – just zu einem Zeitpunkt, als niemand an Aktienkäufe dachte, stand doch der Irakkrieg vor der Tür. Oder als sie frühzeitig vom Potenzial der Biotech-Firma Actelion überzeugt war und diese auf Kaufen setzte.
Sie bekam Recht, schrieb das Unternehmen doch jüngst zum ersten Mal schwarze Zahlen, und die Kurse stiegen im letzten Jahr um 128 Prozent. «Durch meine frühere Arbeit als Wissenschaftlerin war es mir möglich, sehr rasch das Potenzial von Actelion zu erkennen», sagt Denise Anderson, und Gestik wie Mimik erinnern dabei ganz an eine Universitätsprofessorin. «Ausserdem interessieren sich die wenigsten für die Pipeline dieser Firma.»
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