Der Lift ist und bleibt blockiert - Handwerker beladen ihn mit Material. Besuchern bleibt nur die Treppe bis in den 4. Stock. Hier, in einem in die Jahre gekommenen Bürohaus nahe dem Zürcher Paradeplatz, residiert die Beteiligungsfirma Capvis. «Wir haben gerade eine Klimaanlage einbauen und die Wände frisch streichen lassen», entschuldigt sich die Empfangsdame.
Nicht nur die Büros von Capvis werden erneuert. Auch das Portefeuille der Gesellschaft ist im Wandel. Capvis, die grösste Beteiligungsgesellschaft der Schweiz und eines der führenden Private-Equity-Häuser Europas, wird die kommende Zeit für Veränderungen nutzen. Das betont Verwaltungsratspräsident und Partner Rolf Friedli, der zum Gespräch empfängt, gleich zu Beginn. Die Gesellschaft, die mit Transaktionen wie Ticketcorner, Saia-Burgess, Komax und Stadler Rail für Aufsehen gesorgt hatte, hielt sich im vergangenen Jahr mit neuen Deals zurück - zu unsicher waren die Aussichten. Jetzt will Capvis handeln: «In den nächsten zwölf Monaten möchten wir eine bis zwei neue Beteiligungen erwerben», kündigt Friedli an. Die Firmen agieren, wie alle bisherigen Capvis-Beteiligungen, in einem klassisch-industriellen Umfeld und haben ihren Sitz in der Schweiz, Deutschland oder Österreich.
Die Mittel kann Capvis problemlos aufbringen: Der 2008 aufgelegte Fonds Capvis III verfügt über umgerechnet 850 Mio Fr. In den nächsten drei bis dreieinhalb Jahren sollen diese Mittel in neue Beteiligungen investiert werden. Spätestens 2013 will Capvis den nächsten Fonds aufsetzen.
Das Krisenjahr 2009 hat Capvis gut überstanden, wenn auch mit kleineren Blessuren. «Wir können nicht abstreiten, dass unsere industriellen Beteiligungen genauso gelitten haben wie andere Firmen aus diesem Umfeld», räumt Friedli ein. «Aber weil wir sehr schnell auf die Krise reagiert haben, sind einige unserer Firmen bereits wieder auf den Wachstumspfad zurückgekehrt.» Mitte Juni finde die Capvis-Investorenkonferenz statt. «Dort werden wir einige Highlights verkünden können», sagt Friedli.
Dazu gehören in erster Linie Angaben zur Entwicklung des Portefeuilles, die nur den Investoren zugänglich sind. Darüber hinaus wird Capvis auch über neue Beteiligungspläne sprechen.
Friedli zufolge wird Capvis derzeit von zahlreichen verkaufswilligen Parteien kontaktiert. Besonders häufig klopfen andere Beteiligungsfirmen an. «Und das in einem Ausmass, das wir bisher noch nicht gesehen haben», ergänzt er. Nachdem sich Private-Equity-Häuser vor allem in den Jahren 2005 bis 2007 en masse mit billigem Geld eingedeckt und Akquisitionen getätigt haben, wollen sie nun verkaufen - in der Anfangsphase des nächsten Aufschwungs.
Veräusserungen stehen an
Capvis sucht nicht nur nach neuen Beteiligungen. Die Gesellschaft steht gleichzeitig auch auf der Verkäuferseite. «Einige der Capvis-Firmen sind mittlerweile so weit entwickelt, dass sie theoretisch bereit für eine neue Eigentümerschaft sind», bestätigt Friedli. «In den nächsten zwölf Monaten kann sich durchaus etwas tun.» Um welche der zehn Firmen der Capvis-Fonds es sich handelt, sagt Friedli nicht.
Allerdings liegt es auf der Hand, dass jetzt die Verkaufsstunde für frühzyklische Firmen geschlagen hat - ein Beispiel ist der Uzwiler Textilmaschinenbauer Benninger. Das Unternehmen hat zwar heftig unter der Weltwirtschaftskrise gelitten und, wie andere Textilmaschinenbauer, massive Umsatzeinbrüche hinnehmen müssen. «Nun zeigen die Auftragseingänge wieder steil aufwärts. Wir sind verhalten optimistisch», sagt Friedli.
Keine Börsengänge
Eine Möglichkeit, sich von einer Beteiligung zu trennen, ist der Gang an die Börse. Capvis führte erst vor Kurzem den Schweizer Fleischveredler und Fertiggerichthersteller Orior aufs Parkett. Doch dabei wird es bis auf Weiteres bleiben: Capvis plant vorläufig keine neuen Börsengänge. Obwohl einige der Firmen durchaus dazu in der Lage wären. «Aus unterschiedlichen Gründen ist dort der Börsengang nicht angezeigt», sagt Friedli. Er meint damit auch den Thurgauer Bahnhersteller Stadler Rail. Doch Mehrheitseigentümer und SVP-Nationalrat Peter Spuhler sieht keine Notwendigkeit, Stadler dem Publikum zu öffnen. Man hört daher auch ein leises Bedauern in Friedlis Stimme, wenn er Stadlers Leistungen lobt: «Sie ist eine sehr professionell geführte Firma, eine echte Erfolgsstory. Peter Spuhler und sein Team machen einen ausgezeichneten Job.»
So spricht Capvis vorwiegend mit strategischen Investoren, also Firmen aus dem industriellen Umfeld, die ihre Kriegskasse für Zukäufe öffnen. Das sei vor zwölf Monaten noch nicht der Fall gewesen. Damals lagen die Umsätze am Boden und die Finanzchefs der Industriefirmen hielten ihr Geld beisammen. Jetzt lassen sie die Zügel wieder etwas lockerer - sie sind bereit für Veränderungen.