Die Ruhe war von kurzer Dauer. Seit 2015 war der heute zurückgetretene ABB-Chef Ulrich Spiesshofer im Clinch mit der schwedischen Investmentgesellschaft Cevian. Mit dem Verkauf der Stromnetz-Sparte Ende 2018 hatte sich die Lage scheinbar beruhigt.

Die Abspaltung gefordert hatte neben Cevian auch der US-Investmentfonds Artisan Partners. Am Montag wurde nun bekannt, dass Artisan Partners ABB-Titel zugekauft hat. Die Amerikaner nutzten die Einnahmen aus dem Verkauf des Logistikkonzerns Panalpina, um bei ABB aufzustocken. Neu hält der aktivistische Investor ein 3-Prozent-Paket mit einem Verkehrswert von 1,3 Milliarden Franken.

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Damit steigt Artisan zum viertgrössten ABB-Aktionär auf – hinter Investor AB (10,7 Prozent), Cevian Capital (6,2 Prozent) und dem Vermögensverwalter Blackrock (4,2 Prozent). Investiert ist die Investmentgesellschaft aus Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin auch in LafargeHolcim, Lonza und Temenos.

Artisan fordert weitere Aufspaltung

Heute wurde deutlich, dass Artisan Partners mit der grösseren Beteiligung an ABB auch den Druck erhöht. David Samra, Portfoliomanager bei Artisan, sagt zur «Finanz und Wirtschaft»: Ein Schlüssel für den Erfolg des Automations- und Energietechnikkonzerns sei es, «über den Verkauf der Division Stromnetze hinauszugehen». ABB solle sich noch in mindestens zwei weitere Geschäftseinheiten aufspalten.

Eine Differenz sieht Samra besonders zwischen den drei Segmenten, die sich auf die Automatisierung fokussieren, und der Sparte Elektrifizierungsprodukte, zu der etwa auch die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge gehört.

Ferner lässt Samra Kritik an Spiesshofer durchblicken: Die Kursverluste bei ABB seien mit einer bedeutenden Veränderung der Konzernstrategie einhergegangen. In der Vergangenheit habe Spiesshofer die Tugenden des Konglomerats gelobt. Dann aber habe sich der Ton komplett geändert.

Dass die Forderung zur weiteren Aufspaltung und Spiesshofers Rücktritt zeitlich zusammenfallen, mag Zufall sein. Oder hatte der CEO nun genug und nahm freiwillig den Hut? Laut «Blick» habe Spiesshofer am Dienstagabend selber kündigen dürfen – um den Konzern erhobenen Hauptes zu verlassen.

  • Die Hintergründe zu Spiesshofers Abgang lesen Sie morgen in der «Handelszeitung».