Der Technologiekonzern ABB übernimmt für 3,9 Milliarden Dollar das US-Unternehmen Thomas & Betts, einen führenden Anbieter von Niederspannungsprodukten.
Die Verwaltungsräte beider Unternehmen hätten einer Transaktion zugestimmt, in deren Rahmen ABB Thomas & Betts für 72 Dollar je Aktie in bar oder rund 3,9 Milliarden Dollar übernehmen wird, heisst es im Communiqué.
Der Übernahmepreis entspreche einem Aufschlag von 24 Prozent auf den Schlusskurs der Thomas & Betts-Aktie am 27. Januar 2012 und einem Aufschlag von 35 Prozent auf den volumengewichteten Durchschnittskurs der letzten 60 Handelstage, teilten die Konzerne mit.
Die elektrischen Komponenten von Thomas & Betts und die Niederspannungs-, Regel- und Messprodukte von ABB ergänzten sich zu einem umfassenden Portfolio im Niederspannungsbereich, schreiben ABB und Thomas & Betts. Durch die Bündelung der Sortimente und die Erweiterung des Vertriebsnetzes verdoppele sich der für ABB relevante Niederspannungsmarkt in Nordamerika auf rund 24 Milliarden Dollar.
Bis zu 18 Milliarden für Übernahmen
Die Transaktion unterliegt der Zustimmung der Aktionäre von Thomas & Betts und den üblichen regulatorischen Genehmigungen. Sie soll den beiden Konzernen zufolge bis Mitte 2012 abgeschlossen werden.
ABB will mit der Übernahme des US-Unternehmens Thomas & Betts «das Portfolio über die Regionen und Produkte besser ausbalancieren», wie ABB-Chef Joe Hogan an einer Telefonkonferenz ausführte. Weitere Übernahmen seien geplant.
So bestätigte Hogan, dass über die Jahre 2011 bis 2015 insgesamt 9 bis 18 Milliarden Dollar in Übernahmen investiert werden sollen. Derzeit sind gemäss dem ABB-Chef jedoch keine Transaktionen unmittelbar vor dem Abschluss.
«Hervorragende» Vertriebswege
Durch die Thomas & Betts-Übernahme wachse der potenzielle Niederspannungsmarkt für ABB auf einen Schlag auf 24 von bisher 13 Milliarden Dollar, hiess es weiter. Gemessen am weltweiten potenziellen Markt von rund 85 Milliarden Dollar für beide Unternehmen sei dies der grösste Markt.
ABB ist gemäss Tarak Mehta, Leiter des Bereichs Niederspannung, im nordamerikanischen Markt mit einem Jahresumsatz von 240 Millionen Dollar ziemlich klein. Zudem sei der Konzern im Vertrieb «nicht gerade grossartig».
«Wir haben grossartige Produkte, aber keine Vertriebswege», so Mehta. Demgegenüber werden die Vertriebskanäle von Thomas & Betts als «hervorragend» gelobt. So sollen weiter auch die starken Marken und Produktnamen von Thomas & Betts beibehalten werden.
Überbrückungskredit von 4 Milliarden Dollar
ABB will vor allem wachsen. So hatte der Konzern bereits im November vergangenen Jahres ehrgeizige Ziele für die nächsten fünf Jahre formuliert. Demnach sollen Übernahmen rund 3 bis 4 Prozent zum Wachstum des Unternehmens beitragen. Anfang 2011 hatte der ABB-Konzern für 4,2 Milliarden Dollar das US-Unternehmen Baldor Electric übernommen sowie zahlreiche kleinere Transaktionen getätigt.
Finanziert wird die Thomas & Betts-Übernahme mit einem Überbrückungskredit von 4 Milliarden Dollar von der Bank of America Merrill Lynch. Diese soll durch eine Kombination von Barmitteln und Anleihen zurückbezahlt werden.
Dabei strebt Finanzchef Michel Demaré «einen möglichst hohen Anteil an langfristiger Finanzierung» an, wie er sagte. «Wir haben einen guten Zugang zu den Finanzmärkten und die Konditionen sind derzeit attraktiv.»
(laf/tno/sda)