Die Worte waren euphorisch: «Wir schaffen einen globalen Marktführer in einer Zehn-Milliarden-Industrie», so verkündete ABB-Chef Joe Hogan 2013 den Kauf der kalifornischen Power One. Die Firma stellt Wechselrichter her, welche den Gleichstrom von Solarzellen umwandeln in Wechselstrom für das Elektrizitätsnetz.
Eingefädelt hatte Hogan die Milliardenakquisition zusammen mit dem Spartenchef (und späteren CEO) Ulrich Spiesshofer, genehmigt wurde sie von VR-Präsident Hubertus von Grünberg. Noch nicht mit dabei war der heutige VR-Präsident und Interims-CEO Peter Voser. Er räumt nun mit den Hinterlassenschaften seiner Vorgänger auf.
Verlustgeschäft
Eine Milliarde zahlte ABB 2013 als Kaufpreis, abzüglich des Bargeldbestandes von Power One blieb ein Enterprise Value von 762 Millionen. Profitabel war das Geschäft aber nur von 2009 bis zur Übernahme, danach machte der Bereich Verluste. Kumuliert dürften es rund 400 Millionen Dollar gewesen sein.
Grund dafür waren die Technologie, die sich als nicht ausgereift herausstellte, und in der Folge unerwartet häufige Defekte. Diese muss Power One durch langfristige Garantieverträge (bis zu 20 Jahre) abdecken. «In der Due Diligence kann man Designfehler nicht erkennen», sagt Tarak Mehta, Leiter der Elektrifizierungssparte von ABB, wo Power One derzeit noch angesiedelt ist.
«Es gab Überraschungen»
Zudem übernahmen chinesische Billiganbieter den Markt: In den vier Jahren bei ABB brach der Umsatz von einer Milliarde auf 290 Millionen ein. Anders gesagt: Der frühere Grossaktionär von Power One, die Beteiligungsgesellschaft Silver Lake, hatte ABB über den Tisch gezogen. «Es gab Überraschungen, mit der Performance waren wir nicht happy», sagt Mehta. «Im Rückblick würden wir das Geschäft heute wohl nicht mehr kaufen.»
Einen negativen Kaufpreis von 430 Mio. Franken zahlt ABB der italienischen Fimer dafür, dass sie ihr das Geschäft mit Solarwechselrichtern abnimmt.
Nun zahlt ABB 430 Millionen an die italienische Fimer dafür, dass sie das Geschäft mit den Solarwechselrichtern übernimmt (Power One macht zwei Drittel davon aus). Hinzu kommen Abwicklungskosten von 40 Millionen. Den Teilbereich Power Solutions konnte ABB 2014 für 117 Millionen verkaufen. Insgesamt hat das Abenteuer ABB damit ziemlich genau 1,5 Milliarden Dollar gekostet.