Im malaysischen Bundestaat Sarawak auf der Insel Borneo werden in den nächsten Jahren insgesamt zwölf gigantische Staudämme gebaut. Sie sollen eines Tages die hohe Nachfrage nach Strom in der ostasiatischen Region decken. Geleitet wird das 2008 gestartete Megaprojekt vom Energieunternehmen Sarawak Energy, das der Regierung in Sarawak gehört. Ebenso am Bau der Dämme beteiligt ist das Schweizer Unternehmen ABB. Der Industriegigant, der weltweit in über hundert Ländern tätig ist, liefert die Steuerung für die Turbinen und andere technische Elemente.
Was des einen Geldsegen ist, ist des anderen Fluch. Das Engagement von ABB in Malaysia stösst etwa dem in der Schweiz ansässigen Bruno Manser Fonds sauer auf. Er setzt sich für den Erhalt des Tropenwaldes und den Schutz der Bevölkerung in der Region Sarawak ein. Laut der Organisation hat das Staudamm-Projekt «massive ökologische und soziale Auswirkungen» auf das Gebiet.
Massive Proteste
Tatsächlich sollen für die zwölf Dämme mehr als 1600 Quadratkilometer Regenwald zum Opfer fallen. Zudem müssen für das Projekt Tausende Einheimische umgesiedelt werden. Der Bruno Manser Fonds wirft dem Staudammentwickler und ABB-Geschäftspartner Sarawak Energy massive Verletzungen der Menschenrechte vor.
Für den ersten fast fertiggestellten Damm mussten 1500 Bewohner umgesiedelt werden. Als das Reservoir des 141 Meter langen und 473 Meter hohen Murum-Damms im letzten Herbst geflutet wurde, verschwanden 250 Quadratkilometer Regenwald im Wasser. Information über die Bedingungen ihrer Umsiedlung erhielten die Einwohner erst kurz vor Baubeginn.
In Sarawak kommt es immer wieder zu massiven Protesten. Die Einwohner verlangen Entschädigungszahlungen und Zugang zu genügend neuem Land. Unterdessen haben sich die Konflikte auf den zweiten geplanten Damm ausgedehnt.
ABB schweigt
Die ABB beteiligt sich laut dem Bruno Manser Fonds seit 2009 am Damm-Projekt. Während der Schweizer Konzern seine Aktivitäten in Sarawak zunehmend verstärkt, haben sich andere internationale Konzerne wie der australische Bergbaugigant Rio Tinto aus der Region zurückgezogen. Grund dafür sollen die Menschenrechtssituation und die Risiken einer rechtlichen Verfolgung gewesen sein.
Von ABB fordert der Bruno Manser Fonds eine Stellungnahme zu den Projekten in Malaysia und der Menschenrechtslage in Sarawak. Bisher hat die Organisation keine Antwort erhalten
An der jüngsten Medienkonferenz vom 13. Februar 2014 hielt sich Konzern-Boss Ulrich Spiesshofer bezüglich Aktivitäten in Malaysia bedeckt. «Südostasien ist ein wichtiger Markt für ABB», sagte er. Es sei eine Region mit rosigen Wirtschaftsprognosen. Bei Investitionen setzte ABB stets auf Nachhaltigkeit und Integrität, sagte Spiesshofer.