Die Versicherungsgesellschaft Zurich äusserte sich zum Rücktritt von Verwaltungsratspräsident Joe Ackermann und zum Tod ihres Finanzchefs Pierre Wauthier. «Uns ist nicht bewusst, dass Druck auf das Managment ausgeübt worden ist», sagte Konzernchef Martin Senn an einer kurzfristig einberufenen Telefonkonferenz.
Zurich will die Umstände dennoch untersuchen. Es sei in ihrer Verantwortung abzuklären, ob ungerechtfertigter Druck ausgeübt worden sei.
«Die Zahlen sind wie sie sind»
Senn zeigte sich über das Hinscheiden von seinem «Mitarbeiter und Freund» Pierre Wauthier «tieftraurig und schockiert», sagte er weiter und betonte, dass Wauthier eine exzellente Qualifikation habe vorweisen können. «Es gibt keinen Zusammenhang zwischen diesen Neuigkeiten und den Resultaten der Zurich», so Senn weiter. «Die Zahlen sind wie sie sind und haben nichts mit der Berichtsqualität zu tun.»
Das Unternehmen hatte zuletzt die Erwartungen verfehlt. Im ersten Halbjahr 2013 sank der Gewinn 17 Prozent auf 1,9 Milliarden Dollar, was aber vor allem an Kosten für die Überschwemmung in Mittel- und Osteuropa lag.
Sollte es Spekulationen geben, dass die ausgewiesenen Zahlen von Zurich nicht korrekt gewesen sein sollten, sei das völlig aus der Luft gegriffen, sagte der Zurich-Chef weiter. Die Strategie bleibe denn auch trotz dieser Situation unverändert.
Spekulationen in den Medien
Senn nahm dabei Stellung auf Berichte in den Medien vom Freitag. So hatte der «Tages-Anzeiger» spekuliert, dass Joe Ackermann offenbar fand, dass «der Zustand der Zurich gegen innen und aussen zu positiv dargestellt würde».
Zudem habe Wauthier in einem Abschiedsbrief Ackermann Vorwürfe gemacht, dass er sich unter Druck gesetzt fühlte. Der Verwaltungsratspräsident ad interim, Tom de Swaan, bestätigte den Abschiedsbrief: «Wir wissen davon, kennen den Inhalt, werden diesen aber nicht kommentieren», sagte er.
Ein Sprecher des Versicherungskonzern bestätigte gegenüber handelszeitung.ch allerdings, dass das Verhältnis Wauthiers zu Ackermann sehr wohl ein Thema gewesen sei.
Rücktritt auf freien Stücken
De Swaan betonte zudem, dass Ackermann aus freien Stücken zurückgetreten sei. «Es war seine persönliche Entscheidung», so de Swaan. Bereits am Donnerstagabend hatte Konzernchef Senn der Tagesschau gesagt, dass keine Konflikte festgestellt worden seien.
Wauthier war am Montag tot in seiner Wohnung im Kanton Zug aufgefunden worden. Die Schweizer Polizei hat laut der Nachrichtenagentur DPA keine Zweifel mehr, dass der 53-Jährige sich selbst getötet hat. Das sei den Ermittlern von der zuständigen Gerichtsmedizin bestätigt worden, bestätigte demnach ein Sprecher der Kantonspolizei Zug. «Für uns ist die Sache im Prinzip abgeschlossen.» Wauthier, der sowohl einen britischen als auch einen französischen Pass besitzt, hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.
Die Posten des Finanzchefs und des Verwaltungsratspräsidenten werde man so schnell wie möglich neu besetzen. Natürlich müsse aber die Qualität stimmen. Diese gehe vor, sagte der Interims-Präsident.
(sda/vst/moh)