Die Minder-Initative hat Lohnexzesse in Schweizer Grosskonzernen nicht gestoppt, berichtet die «NZZ am Sonntag». «Es kann festgehalten werden, dass die Initiative bis anhin nur sehr bedingt zu einer Dämpfung der Gesamtentschädigungen der Manager geführt hat», sagt Christoph Zimmermann, Leiter externe Vermögensverwaltung des AHV-Ausgleichsfonds der Zeitung. Diese Erwartung sei aber auch verfehlt gewesen.
Führende Unternehmen zahlen ihren Chefs auch dieses Jahr achtstellige Gehälter. Jüngstes Beispiel ist Credit-Suisse-Chef Brady Dougan, der knapp 10 Millionen Franken Lohn erhält. Damit konnte er sich zum Vorjahr um 25 Prozent steigern. Auch UBS-Chef Sergio Ermotti verdiente 2013 ein gut ein Fünftel mehr, rund 10,87 Millionen Franken. Von den Top-Verdienern der SMI-Konzerne konnten die beiden Bankenchefs ihre Löhne damit am meisten steigern, wie eine Auswertung von handelszeitung.ch ergab. Im Durchschnitt erhielten die Lenker der SMI-Konzerne 2013 ein Salär von 6,7 Millionen Franken.
Intransparente Umsetzung
Kritiker bemängeln allerdings nicht allein die steigenden Managerlöhne, sondern auch die intransparente Umsetzung der Abzocker-Initiative. Die Anlagestiftung Ethos wies darauf hin, dass die meisten Grosskonzerne im Vorfeld über die gesamte Vergütung abstimmen lassen.
Damit gebe es keine Trennung zwischen fixen und variablen Lohnanteilen, sagte Ethos-Chef Dominique Biedermann anlässlich der Generalversammlung von Novartis Ende Februar. Er forderte, die Höhe der Boni erst nachträglich festzulegen, wenn klar sei, wie das Geschäftsjahr verlaufen sei.
Toleranz in Salärfragen
Die praktische Anwendung der Abzocker-Initiative wird allerdings auch durch die Haltung der Aktionäre selbst gebremst. Die Eigentümer der 20 grössten Schweizer Firmen sitzen überwiegend im Ausland. Und besonders angelsächsische Grossinvestoren gelten in Salärfragen als tolerant. Solange Aktienkurs und Rendite stimmen, nehmen die Fondsmanager keinen Anstoss an den Bezügen.
(me)