Actebis, die schweizerische Tochter des gleichnamigen deutschen Unternehmens und ein Wiederverkäufer von IT-Produkten mit 115 Mitarbeitern und einem geschätzten Jahresumsatz von 350 Mio Fr., kommt nicht aus den Schlagzeilen. Zunächst war es die spektakuläre Entlassung des Verkaufsleiters und ehemaligen Verwaltungsrats der Eishockey-Mannschaft SCL Tigers, Armin Müller, gewesen, der die Firma geschüttelt hatte. Nun ist gegen Müller durch Actebis auch Strafanzeige erstattet worden.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Zunächst schien es, als ginge es beim Fall Müller nur um Sponsorengelder an den Eishockeyklub aus Langnau. Doch interne Untersuchungen bei Actebis haben auch andere Unregelmässigkeiten in Millionenhöhe ergeben. Der genaue Betrag ist Gegenstand der laufenden Untersuchung.

Umgekehrt haben noch zwei Wiederverkäufer Nachforderungen an Actebis. «Diese Forderungen und deren Zusammenhänge werden geprüft», sagt Actebis-Sprecherin Caroline Wüest. «Die Geschäftsleitung von Actebis ist mit den entsprechenden Firmen in Kontakt, und berechtigte Forderungen werden selbstverständlich beglichen.»

Zu hohe Rabatte bezogen?

Verbreitet vorkommende Streitpunkte mit Wiederverkäufern sind zu hohe vorbezogene Rabatte. «Ich kann weder bestätigen noch dementieren, dass dies der umstrittene Punkt ist», erklärt Wüest. Und weiter: «Es sind bei diesen Unregelmässigkeiten mehrere Personen beteiligt, auch hier ist die Gesamtsumme Gegenstand laufender Ermittlungen und kann nicht kommentiert werden.» Brancheninsider sprechen von einem Schaden, der Millionenhöhe erreicht haben soll.

Kleinere Auseinandersetzungen mit Wiederverkäufern sind im teilweise sehr ruppigen IT-Geschäft eher die Regel als die Ausnahme. Heikel sind besonders Fälle, wo ein Wiederverkäufer unter eine bestimmte Umsatzgrenze rutscht und dann von dieser abhängige Margenvorteile nicht mehr geniesst. Distributoren und Importeure bemerken Unregelmässigkeiten bei bestimmten Wiederverkäufern in der Regel erst nach Abschluss der Rechnungsperioden, ausser es seien sehr starke Schwankungen im laufenden Geschäft aufgetreten. Bereits im letzten Jahr waren aus dem Umfeld der Hewlett-Packard-Wiederverkäufer Fälle mit zu hohen vorbezogenen Rabatten und Rückzahlungs-Forderungen publik geworden. Die in der IT-Branche kolportierten jüngsten Besuche von Revisoren in der HP-Firmenzentrale in Dübendorf sind laut HP-Angestellten die Nachwehen dieser Auseinandersetzungen mit drei Wiederverkäufern.

Die internen Kontrollen sind seither verbessert worden. Unter dem neuen HP-Chef in der Schweiz, Urs Fischer, gibt es, anders als beim Vorgänger, eine «Null-Toleranz-Politik».

Chefs gesucht

Actebis ist übrigens weiterhin auf der Suche nach Führungspersonal. Nach dem Abgang von Länderchef Jan Schulz und des für die Deutschschweiz zuständigen Verkaufsdirektors Armin Müller führt jetzt Klaus Hellmich die schweizerische Niederlassung. Hellmich ist auf Konzernebene für Finanzen und Logistik zuständig. Zumindest für Schulz wird ein Nachfolger gesucht.