Die so genannten «Speedfactories» im fränkischen Ansbach und in Atlanta werden spätestens im April kommenden Jahres geschlossen. Im Gegenzug werde die Technologie zur weitgehend maschinellen Schuhproduktion bei zwei Zulieferbetrieben in Asien eingesetzt. Dies teilte Adidas am Montag mit.
Die Schuhfabrik in Ansbach war erst 2017 eröffnet worden und hatte dabei grosse Beachtung gefunden: Denn hier zog ein Konsumgüter-Konzern erstmals seit langem wieder Produktionskapazitäten aus Fernost ab – und baute dafür eine Fabrik in Deutschland auf. Nach Jahrzehnten der Auslagerungen von Europa nach Asien zeichnete sich eine Umkehr ab.
Die Idee: Modernste Roboter- und 3D-Fertigung benötigt sehr wenige Mitarbeiter, aber umso mehr technisches Knowhow. Damit werden Standorte in Europa wieder interessanter – zumal sie näher an wichtigen Märkten sind.
Gestern: Hightech in Europa, Handarbeit in Asien
Die «Speedfactories» in Bayern und Georgia mit je maximal 200 Mitarbeitern waren das Paradebeispiel dieser Vision. Adidas hatte die automatische Fabrik, die mit dem auf Kunststoffverarbeitung spezialisierten Unternehmen Oechsler entwickelt worden war, im Dezember 2015 erstmals präsentiert.
Die Idee besagte auch, dass die High-Tech-Fabriken teure High-Tech-Schuhe produzieren – während das Massengeschäft weiter weiter auf Tretern aus Asien beruhen sollte, die dort in Handarbeit zusammengeklebt werden.
Heute: Test in Europa, Anwendung in Asien
Nun aber sollen die Vorteile der Speedfactory-Technologie – insbesondere die schnelle Reaktion auf Kundenwünsche und Marktveränderungen – ebenfalls primär in Fernost eingesetzt werden. «Das Unternehmen verspricht sich davon eine bessere Ausnutzung bestehender Produktionskapazitäten und mehr Flexibilität in der Produktgestaltung», teilt Adidas mit. Die Kombination bestehender technischer Möglichkeiten der asiatischen Zulieferer mit den neuen, in Ansbach und Atlanta entwickelten Fertigungsmethoden werde künftig mehr Varianten der Speedfactory-Schuhmodelle zulassen.
Mit anderen Worten: Nachdem das Knowhow und die Technologie in Deutschland und den USA getestet und zur Reife gebracht wurde, soll sie nun wiederum in Asien zum Einsatz kommen. Adidas und Oechsler wollen dabei ihre Zusammenarbeit fortsetzen.
(Reuters — rap)