Es scheint die Stärke der Crew der Berner Agentur Contexta zu sein, selbst konservativ wirkende Kunden von mutigen Ideen zu überzeugen. Wie sonst wäre es möglich gewesen, den Appenzellern Uwe Ochsenknecht für ihre Käsereklame unterzujubeln oder der Swisscom eine mehrteilige Werbe-Sitcom schmackhaft zu machen.
Der Mut scheint sich nicht nur für die Kunden, sondern auch für die Werbeagentur auszuzahlen. Die Contexta hat sich in den vergangenen Jahren unbestritten zu einer der kreativsten in der Branche entwickelt. Und dies, ohne die Bedürfnisse des Kunden aus den Augen zu verlieren. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb sich die grösste Berner Agentur, die wohl schweizweit als einziges Werbeinstitut auch umsatzmässig mit den grossen Zürcher Agenturen mithalten kann, erst seit 2003 überhaupt am Effie beteiligt.
Bernhard Abegglen, der kreative Kopf unter den drei Agenturpartnern, bezeichnet denn auch den Effie als «die Mutter aller Preise» in der Werbebranche. «Heute nehmen wir diesen Preis ziemlich ernst, hat er doch auch bei den Auftraggebern deutlich an Bedeutung gewonnen», sagt er.
Neben Abegglen, der bereits im Jahr 1979 zur Contexta gestossen ist, gehören zur inhabergeführten Agentur die jüngste Partnerin, Nadine Borter, die vor allem im Beratungsbereich tätig ist, und der als Geschäftsführer amtierende Daniel Hartmann. Unten im Berner Mattenquartier, direkt an der Aare, beschäftigt die Agentur heute vierzig Leute, zehn weniger als in den Boomjahren, dies aber bei einigermassen konstantem Umsatz und hoher Kundentreue.
Die Contexta, in der ehemaligen legendären Tanzdiele der Stadt Bern angesiedelt, in der einst die Berner Jugend Livekonzerte von Deep Purple, Status Quo oder Pink Floyd besuchte, gehört mittlerweile zu den ältesten Agenturen der Schweiz. 1968 von den Werbern Fritz Kobi und Alex Milani gegründet, ist sie seit zehn Jahren bereits in den Händen der Nachfolgegeneration. Eine Seltenheit in der Werbebranche, dass eine Agentur dieser Grösse nicht in einem grösseren internationalen Netzwerk aufgegangen ist und sich als inhabergeführtes Institut halten konnte.
Seit fünf Jahren ist die Swisscom der grösste Kunde der Contexta, was sich nach den Erfolgen mit «Beck & Bondi» in den nächsten Jahren kaum ändern dürfte. Die Appenzeller Käser setzen bereits seit 1969 auf die Berner Agentur, und aus Basel ist nach der Übernahme der Berner Versicherung durch Generali die Basler Versicherung als mittlerweile langjähriger Kunde dazugestossen. Für sie hat die Contexta-Crew bei ihrer ersten Effie-Teilnahme 2003 bereits eine Bronzemedaille herausgeholt.
Mit zwei goldenen Effies und einem Sonderpreis in diesem Jahr haben sich Abegglen, Borter und Hartmann gegenüber der starken Zürcher Konkurrenz eine günstige Ausgangsposition erkämpft. Damit dürfte es auch leichter werden als in früheren Jahren, den lange übermächtigen Zürchern in Zukunft die eine oder andere Spitzenkraft abzujagen.