Traditionelle Anlageformen waren in letzter Zeit durch eine unsichere und immer volatilere Entwicklung geprägt. Dies hat spezifischen Rohstoffen, vor allem Metallen und Erdöl, zu vermehrtem Interesse verholfen. Aber auch hier scheint man gemäss Experten zumindest in kurzfristiger Sicht den Zenith erreicht zu haben.
Der Blick fällt deshalb neuerdings auf ein Rohwarensegment, das bisher stiefmütterlich behandelt worden ist: Agrargüter. Im Gegensatz zu anderen Märkten kann man sich an deren Entwicklung normalerweise nur indirekt beteiligen, über den Kauf von Aktien der Zuliefer-, Verarbeitungs- oder Handelsindustrie.
Instrumente mit Risiken
Im Weiteren stehen Finanzinstrumente wie Futures oder Zertifikate an Baskets zur Verfügung, die direkt an die Entwicklung einzelner Agrargüter wie Weizen, Kaffee, Zucker oder Kakao gekoppelt sind. Beim Kauf solcher Instrumente muss man sich jedoch der Risiken, die sie beinhalten, bewusst sein. Die Wertentwicklung des landwirtschaftlichen Bodens bleibt jedoch unberücksichtigt. Direkte Beteiligungen sind praktisch nicht erhältlich, befindet sich doch Farmland mehrheitlich in privatem oder staatlichem Besitz.
Langfristig denkende Investoren sollten jedoch gerade diesen allem zugrunde liegenden Vermögenswert in ihre Überlegungen einbeziehen. Bei letzteren sollte man die Analyse nicht auf die Trends im Angebot und der Nachfrage beschränken. Die Landwirtschaft war immer auch schon im Fokus der Politik.
Deshalb ist insbesonders darauf zu achten, dass Agrarsubventionen den Preis des Landes massgeblich beeinflussen bzw. verzerren können. So kostet 1 ha Landwirtschaftsland in Europa etwa
- 30000 Euro in Deutschland,
- 20000 Euro in Österreich,
- 5000 Euro in Ungarn,
- 1500 Euro in Rumänien.
Diese Preisdifferenzen im gleichen Wirtschaftsraum legen die Vermutung nahe, dass die Preise im Westen eher sinken und jene im Osten wahrscheinlich steigen werden.
Die langfristigen Trends
In den kommenden Jahren und Jahrzehnten werden einige grundlegende globale Entwicklungen den Preisauftrieb beim Agrarland begünstigen. Dazu gehört auf jeden Fall das Bevölkerungswachstum.
Nebst der Zunahme der Bevölkerung wird die Industrialisierung von China und Indien und die damit verbundene Änderung der Essgewohnheiten eine wichtige Rolle spielen. Stichwort: Grösserer Anteil von Fleisch anstatt Reis. Die Ressource Boden dürfte auch aufgrund der zunehmenden Bedeutung erneuerbarer Energien stärker beansprucht werden. Verstädterung und Versteppung wiederum verknappen das Angebot.
Als Folge dieser Entwicklungen ist mit einer wachsenden Kluft zwischen der Nachfrage und dem Angebot an hochwertigem, das heisst nachhaltig bebautem und gepflegtem Agrarland, zu rechnen.
Das Thema wird damit sowohl aus der Sicht des langfristig orientierten Anlegers als auch unter dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit ins Zentrum des Interesses rücken, und zwar durchaus im symbiotischen Sinn. Es stellt sich die Frage, was nützen uns all unser technischer Fortschritt und Überfluss an Konsumgütern, wenn die wichtigsten Ressourcen wie Wasser und Nahrung plötzlich knapp werden.
In einer immer virtueller werdenden Welt sollten deshalb direkte Anlagen in hochwertiges Agrarland ins Auge gefasst werden. Nebst nicht zu unterschätzenden weichen Faktoren wie der zeitlosen Schönheit der Natur sowie der persönlichen Befriedigung, die solcher Besitz vermittelt, bringt dies für den Investor auch mehrere handfeste Vorteile:
- Bestmögliche langfristige Vermögenssicherung,
- langfristig anhaltender Trend zu steigenden Preisen,
- Inflationsschutz,
- keine Korrelation zu Immobilien-, Aktien- und Obligationenmärkten,
- laufender Cash-Flow,
- globaler Trend zu ethisch-ökologischem Verhalten,
- Schutz vor Finanzkrisen und somit ein günstiges Ertrags-Risiko-Verhältnis.
Dass es sich hierbei um Tatsachen handelt, hat der Fall Argentinien drastisch aufgezeigt. Während breite Bevölkerungsschichten in den vergangenen Jahren verarmt sind, bzw. die Mittelschicht praktisch zerstört wurde, sind die Preise für Farmland nicht gefallen, sondern um rund 50% gestiegen.
Farmland und Wälder gehören zu den primären Ressourcen der Menschheit. Der Kauf, Besitz und die erfolgreiche Bewirtschaftung derselben sind gleichzeitig eine grosse Herausforderung und Verantwortung. Während die fundamentalen Gegebenheiten für Anlagen in Agrarland sprechen, stellen sich für den Anleger zwei Probleme: Das erste ist, grosse Flächen zu erwerben, und das zweite, jemanden zu finden, der diese Flächen dann auch nach den Vorstellungen des Käufers bewirtschaftet. Der Kauf von Farmland ist deshalb nicht der Abschluss, sondern der Beginn eines Vorhabens, bei dem ein Käufer gut beraten ist, klare ethische und finanzielle Vorstellungen zu haben bzw. sich von Spezialisten beraten zu lassen.
Die Erfahrung des Spezialisten sollte sich nicht auf einen Faktor beschränken, sondern sich auf die gesamte Wertschöpfungskette beziehen. Diese muss von der Identifikation des geeigneten Landes, der Finanzierung, der Bewirtschaftung, der Verarbeitung der Produkte bis hin zur Distribution reichen. Wer also Geld in Agrarland investiert, ist immer auch bis zu einem gewissen Grade an einem Unternehmen beteiligt.
Das ist aber nur eine Dimension des notwendigen Know-hows. Landwirtschaft ist, wie auch andere Segmente des Immobilienmarktes, ein stark regional geprägtes Geschäft. Darum ist die Kooperation mit kompetenten Partnern, sei es in Südamerika, Europa, im Mittleren und Fernen Osten oder Australien, für den Erfolg der Investition entscheidend.
Zurzeit verwaltet die GHP Financial Services AG über 50000 ha Agrarland, die sich im Besitz ihrer Kunden befinden. Je nach Wunsch des Kunden werden die Flächen biologisch oder nachhaltig konventionell bewirtschaftet.
Ein Beispiel ist die Farm Las Delicias in der argentinischen, Provinz Entre Rios. Die Gesamtfläche beträgt 4902 ha, wovon 3744 ha bewässert und unter anderem für den Anbau von Reis, Weizen, Soya genutzt werden. Auf der Farm werden zudem 6630 Stück Rinder gehalten. Die Infrastruktur umfasstdiverse Gebäude und Dämme. Der Return on Investment nach Steuern beziffert sich ohne die Landwertsteigerung auf 5% bis 6%.
Theo Häni, VR-Präsident, und Rolf Pfründer, Vizepräsident, GHP Financial Services AG, Luzern.