Als er vor fast genau zwei Jahren in den Atlantik stürzte, war der Air-France-Airbus auf dem Weg von Brasilien nach Frankreich. Nun haben französische Ermittler die letzten Flugminuten von AF 447 rekonstruiert. Das Ergebnis: Der Sturz in den Tod dauerte dreieinhalb Minuten.
Der Pilot habe das Cockpit wenige Minuten zuvor verlassen, um sich auszuruhen, teilten die Luftfahrtermittler mit. Das Flugzeug der französischen Luftfahrtgesellschaft Air France sei auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris in eine Schlechtwetterfront geraten, auf das die beiden Co-Piloten die übrige Besatzung noch hingewiesen hätten.
"Wir müssten in eine Zone geraten, in der es ein bisschen höher als jetzt hergeht", sagte ein Co-Pilot nach Angaben der Luftfahrtermittlungsbehörde (BEA), die die beiden Flugschreiber der Unglücksmaschine seit Mitte des Monats auswertet.
Geschwindigkeitsanzeigen widersprüchlich
Während der Turbulenzen seien dann widersprüchliche Geschwindigkeitsanzeigen auf den Bildschirmen im Cockpit erschienen. Eine Anzeige habe die Piloten auf einen "brutalen Abfall" der Geschwindigkeit hingewiesen, erklärte die Behörde.
Die Co-Piloten hätten nach dem Kapitän gerufen - den Angaben zufolge ist es bei einem Flug mit dieser Art der Besatzung durchaus üblich, dass jeweils einer der drei Piloten sich hinlegen kann, sofern die beiden anderen im Cockpit bleiben.
Erst nach mehrmaligen Rufen sei der Kapitän zurückgekommen, erklärte die BEA. Das Steuer habe er von dem Co-Piloten aber nicht übernommen. "Wir haben überhaupt keine verlässliche Angabe mehr", sagte einer der Co-Piloten knapp zweieinhalb Minuten vor Ende der Aufzeichnungen.
Rettungsmanöver nützte nichts
Der französische Nachrichtensender France Info hatte am Donnerstagabend unter Berufung auf die Ergebnisse der BEA berichtet, die Besatzung habe die abstürzende Maschine mit einem "klassischen" Verfahren zu retten versucht, das in der Ausbildung gelehrt werde.
Dieses Vorgehen sei in dem Fall aber "ungeeignet und wirkungslos" gewesen. "Ich verstehe gar nichts", habe einer der Piloten kurz vor dem Aufschlagen des Flugzeuges auf der Meeresoberfläche gesagt, berichtete der Sender.
Ursache bleibt ein Rätsel
Die Ermittlungsbehörde hatte erklärt, sie wolle "erste Feststellungen" über die Umstände der Katastrophe veröffentlichen, weil bereits "bruchstückhafte und mehr oder weniger widersprüchliche Informationen" an die Medien durchgesickert seien.
Es handele sich um "faktuelle Elemente über den Ablauf des Fluges" und "auf keinen Fall die Ursachen" des Absturzes. Ein Etappenbericht soll laut BEA bis Ende Juli vorliegen.
Die beiden "Black Boxes" waren erst vor wenigen Wochen in knapp viertausend Metern Tiefe auf dem Meeresgrund gefunden worden. Bis heute ist nicht geklärt, weshalb der Airbus der Air France am 1. Juni 2009 mit 228 Menschen an Bord ins offene Meer stürzte. Unter den Todesopfern waren auch drei Schweizer.
(cms/tno/sda)