Die Gedankenspiele von Airbus über ein Ende des Superjumbos A380 haben bei Kunden und Investoren heftige Reaktionen ausgelöst. «Ich bin nicht besonders glücklich darüber», sagte ein merklich erboster Tim Clark, Chef des grössten A380-Kunden Emirates, am Donnerstag zu Reuters. Die Airbus-Aktien rutschten nach ihrem Kurseinbruch von zehn Prozent am Vortag um weitere fünf Prozent ab.

Finanzchef Harald Wilhelm hatte vor Investoren angedeutet, dass Airbus in seinen Szenarien für die Zukunft des Grossraumflugzeugs, das die Erwartungen bei den Bestellungen bisher nicht erfüllt, auch ein Ende des Prestigeprojekts für möglich hält. Am Donnerstag ruderte der Konzern zurück: Das gesamte Airbus-Management stehe hinter dem A380 und sei von seinen Marktchancen überzeugt, sagte ein Sprecher: «Aber jedes Investment bei Airbus erfordert ein überzeugendes Geschäftsmodell, und das werden wir weiter prüfen.»

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Die IG Metall warnte Airbus vor übereilten Entscheidungen. Es wäre falsch, ein solches Zukunftsprojekt kurzfristig in Frage zu stellen, sagte Chef des Bezirks Küste, Meinhard Geiken.

Emirates der mit Abstand grösste Kunde

Der A380, das weltweit grösste Passagierflugzeug für bis zu 850 Fluggäste, war Anfang des Jahrtausends mit viel Aufwand aus der Taufe gehoben und 2007 auf den Markt gebracht worden. Bisher hat Airbus 318 Bestellungen eingesammelt, deutlich weniger als beim Start erwartet. Derzeit sind 147 Maschinen für zwölf Fluglinien im Einsatz.

Mit 140 Bestellungen ist Emirates aus Dubai der mit Abstand grösste Kunde. Firmenchef Clark sagte, er habe sich bei Airbus über die Bemerkung von Finanzchef Wilhelm beschwert. Diese sei nicht hilfreich gewesen. Er hoffe im Gegenteil darauf, dass Airbus den A380 modernisiere, etwa durch spritsparende Triebwerke von Rolls-Royce. Emirates sei bereit, viel Geld in eine solche Version des A380 zu investieren und seine bisherigen Orders durch neue Maschinen zu ersetzen. Der A380 sei bei den Emirates-Passagieren beliebt und bei seinen Flügen «voll bis unter den Rand.»

Airbus stellt neue A380-Version in Aussicht

Die offene Kritik eines der einflussreichsten Vertreter der Luftfahrt-Industrie dürfte in Toulouse, dem Sitz von Airbus, die Alarmglocken schrillen lassen - vor allem weil Emirates im Juni die komplette Bestellung von 70 Langstreckenflieger des Typs A350 zurückgezogen hatte. Der Chef der Airbus-Flugzeugsparte, Fabrice Bregier, stellte denn auch eine neue A380-Version in Aussicht - länger oder mit anderen Triebwerken.

«Wir werden eines Tages einen 380neo herausbringen, eine längere Version. Dafür gibt es Bedarf», sagte er am zweiten Tag der Investorenveranstaltung. «Wir werden mehr Kunden gewinnen», zeigte er sich überzeugt. Verkaufschef John Leahy erklärte, Airbus verhandle mit weiteren Kunden über A380-Bestellungen.

«Markt ist kleiner als früher gedacht»

Luftfahrt-Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler ist allerdings skeptisch, dass eine neue Version den A380 retten kann. «Es ist wahrscheinlicher, dass das Projekt innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre ausläuft», sagte er n-tv.de. Daran würden selbst Nachbesserungen nichts ändern. «Ein Problem des A380 ist zwar, dass die Betriebskosten höher sind als gedacht. Doch die Schwierigkeiten haben eine tiefere Ursache: Der Markt für diese ganz grossen Flugzeuge ist kleiner als früher gedacht.»

(reuters/ccr)