Airbus hat an der Pariser Luftfahrtmesse eine neue Version des A321neo mit grösserer Reichweite vorgestellt. Der europäische Flugzeugbauer tritt mit dem A321XLR gegen den amerikanischen Erzrivalen Boeing an, der ebenfalls einen neuen Flieger für dieses Marktsegment plant. Zudem soll der neue Langstreckenjet mit einem treibstoffeffizienten Upgrade auch das Scheitern des Riesenfliegers A380 vergessen machen.
Laut Insidern rechnet Airbus in dieser Woche mit fast 200 Bestellungen für den A321XLR. Einen Anfang machte die Leasinggesellschaft Air Lease Corp, die am Montag 27 der neuen Modelle orderte. Branchenkreisen zufolge interessiert sich die philippinische Gesellschaft Cebu Air für etwa zehn der neuen Jets. Die Airlines sollen mit der A321XLR vergleichsweise günstig längere Strecken anbieten können.
Neue Routen fliegen
Das neue Modell mit einem Mittelgang und zwei Triebwerken soll mit 8700 Kilometern eine etwa um 15 Prozent grössere Reichweite haben als der A321LR. Damit stösst Airbus in der Klasse der Flugzeuge für die Kurz- und Mittelstrecke in den Bereich der grösseren Langstreckenmodelle mit zwei Gängen vor.
«Wir können von Nordost-Asien nach Südasien fliegen, vom Nahen Osten nach Bali oder von Japan bis weit nach Australien», sagte Airbus-Verkaufschef Christian Scherer. «Es ist daher für die Airlines auf diesen Routen die Investition mit dem geringsten Risiko.»
Cebu Air soll den Insidern zufolge neben dem A321XLR auch 16 Flugzeuge des Modells A330neo kaufen. Insgesamt könnten bis zu 40 Flugzeuge bestellt werden bei einem Listenpreis von 4,5 Milliarden Dollar, hiess es. Airbus und Virgin Atlantic gaben in Paris zudem eine Vereinbarung über den Kauf von 14 A330neo im Wert von 4,1 Milliarden Dollar an.
Virgin hatte sich aber auch den 787 Dreamliner von Boeing angeschaut. Die Entscheidung sei allerdings keine Abfuhr für den US-Konzern, sagte Virgin-Atlantic-Chef Shai Weiss der Nachrichtenagentur Reuters. Es habe sich nun mal um eine «fantastische Gelegenheit» gehandelt, die Flotte umzubauen.
Bei der Luftfracht haperts
Boeing bleibt jedoch weiterhin erschüttert von der Beteiligung seines Flaggschiffs 737 MAX an zwei tödlichen Abstürzen. Die Katastrophen haben dazu geführt, dass Aufträge storniert wurden und alle 737 MAX-Modelle längere Zeit stillgelegt sind. Mit 4'500 offenen 737 MAX-Aufträgen steht Boeing unter Druck, seine Flugzeuge wieder in den Himmel zu bringen, bevor Airbus den Amerikanern das Geschäft wegschnappt.
Doch es geht nicht nur um Passagierflugzeuge. Die Luftfracht brach im April um fünf Prozent ein – und könnte damit zu einer geringeren Nachfrage nach Frachtflugzeugen führen.
Boeing wie auch Airbus 2019 mehr Stornierungen als bisher Aufträge erhalten. Analysten rechnen mit weniger Aufträge für die Airshow in Paris als im Vorjahr. Die Messe ist für Investoren eine gute Gelegenheit, sich ein Bild davon zu machen, wie die Kunden der Flugzeugbauer denken und ihre Wetten darauf zu platzieren, wie sich die Aktien von Boeing, Airbus und Co. entwickeln werden.
Das Passagieraufkommen entwickelte sich im März so langsam wie seit neun Jahren nicht mehr. Und der Wettbewerb zwischen den Fluggesellschaften so hart wie selten. Eine der grössten Airlines – die Lufthansa – warnte am Montag, dass sie in diesem Jahr noch weniger Gewinn machen würde als bisher angenommen und damit in den Windschatten des Konkurrenten Ryanair geraten. Die Aktien der deutschen Lufthansa sanken um elf Prozent - ebenso wie die anderer europäischer Fluggesellschaften, die voraussichtlich betroffen sein werden.
Im Duell der Luftfahrtkonzerne schien Boeing davonzuziehen. Nun stecken die Amerikaner in der Krise. Ein Vergleich in Grafiken von «Handelszeitung»-Autor Gabriel Knupfer gibt es hier.
Trübe Stimmung
Insgesamt dürfte auf der Branchenmesse in Paris die Branchenstimmung diesmal gedämpft ausfallen. Dafür sorgen die Zollkonflikte, die Eintrübung der Weltkonjunktur und wachsende geopolitische Spannungen. Analysten rechnen damit, dass auf der Messe 400 bis 800 Bestellungen und Zusagen besiegelt werden.
Vergangenes Jahr bei der Flugschau im englischen Farnborough waren es noch 959 gewesen. Die beiden Platzhirsche Airbus und Boeing haben allerdings auch mit hausgemachten Problemen zu kämpfen. Während Boeing nach zwei Abstürzen mit einem Startverbot seines 737 MAX konfrontiert ist, macht Airbus seit langem bereits ein Korruptions-Skandal zu schaffen.
(reuters/tdr)