Das General Aviation Center am Flughafen Zürich strahlt nicht eben die Grandezza aus, die sein Name verspricht. Aber der Gang durch Eingangshalle und Zoll ist kurz, und schon lockt die weite Welt. Gleich hinter dem Gebäude stehen sie, die Citation, Falcon und Gulfstream – bereit für Showprominenz wie Tina Turner und Wirtschaftsführer wie «Zürich»-Chef James Schiro, Credit-Suisse-CEO Oswald Grübel oder Roche-Präsident Franz Humer.

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In den Lufttaxis dürfen sich die VIP wie zu Hause fühlen, und sie tun es auch. Die Piloten können was erzählen: Die Gattin eines Staatschefs nimmt alles mit, was nicht niet- und nagelfest ist, von Salznüssli über Parfum bis zur Wolldecke und zum Beautycase der Flight-Attendant. Ein Direktor erwartet, dass an jeder Destination Birchermüesli von Schweizer Qualität bereitgestellt wird, ein anderer Vielreisender wünscht Läkerol an Bord. Und die Kinder eines Topmanagers pflegen Gummibärchen an die Wände zu kleben.

Solches Gebaren bringt Martin Helbling nicht aus der Fassung. Wer zwischen 3000 und 7000 Franken pro Flugstunde bezahlt, der befiehlt. Helbling ist CEO und Mitinhaber von Servair Private Charter, die mit sechs Maschinen zu den grösseren Airtaxi-Anbietern am Flughafen Zürich zählt. Das Unternehmen gehört unter anderem dem ehemaligen Zürcher Banker Walter Meier und seinen Söhnen, Yello-Musiker Dieter Meier und Fogal-Besitzer Balthasar Meier. Unzufrieden mit dem Service der Linienfluggesellschaften, beschlossen sie gemeinsam mit einigen Freunden, eine private Fluggesellschaft zu gründen.

Im Servair-Büro im General Aviation Center geht es hektischer zu und her als auf jeder Nachrichtenredaktion. Pausenlos treffen Offertanfragen ein. Die Lufttaxis kalkulieren fast so kurzfristig wie ihre Gefährten auf vier Rädern. Der mobile Manager bucht seinen Privatflug vorzugsweise am Abend für den nächsten Tag. Es gibt auch Reisende, die auf der Flugzeugtreppe beschliessen, nach Rom und nicht wie vorgesehen nach Paris zu fliegen. Der Flugplan der Servair ist etwa auf zehn Tage hinaus gefüllt, auf einen Monat hinaus gibt es praktisch keine Einträge.

Vor allem russische Geschäftsleute heizen das Geschäft an. Aus Sicherheits- und Prestigegründen bevorzugen sie Privatjets, die im Westen gewartet und betrieben werden. So kommt es vor, dass ein Russe, der von Moskau nach Mailand fliegen will, einen Flug Zürich–Moskau–Mailand–Zürich bucht, was inklusive beider Leerflüge gegen 130 000 Franken kostet. Anders als bei einem Linienflugticket, bei dem nur die effektiv geflogene Strecke bezahlt werden muss, sind in den Charterpreisen auch Positionsflüge enthalten. Das Inkasso erfolgt vor Abflug. Wer fliegen will, muss das Geld bar mitbringen oder bis zum Start überwiesen haben. Dies schützt die Crew allerdings nicht vor Unannehmlichkeiten: Es sei bereits vorgekommen, erzählt eine Mitarbeiterin, dass wohlhabende Passagiere vom Piloten Geld borgten und versäumten, es zurückzuzahlen.

Wer will, kann feilschen. Der Wettbewerb unter den Anbietern läuft über den Preis. Selbst bei Flugpreisen von mehr als 100 000 Franken wird um jeden Tausender gerungen. Das liegt zum einen am Aufkommen von Brokerfirmen, die ähnlich wie Reisebüros operieren und bereits etwa die Hälfte des Geschäfts bestreiten. Sie bombardieren die Airtaxis mit Anfragen, um dann auf das günstigste Angebot einzutreten. Vor allem für grössere Flugzeuge sind die Preise pro Flugstunde in letzter Zeit um etwa zehn Prozent gesunken.

Zum anderen hat die Zahl der Anbieter in den letzten Jahren zugenommen. Die Zahl der Airtaxi-Firmen ist in der Schweiz hoch, zu traditionsreichen Unternehmen wie Jet Aviation gesellten sich viele kleine Betreiber mit nur wenigen Maschinen. Weit über 100 Business-Jets sind in der Schweiz für Geschäftsleute registriert; die meisten können als Lufttaxi gebucht werden. Die stahlblaue Gulfstream etwa, die auf dem Flughafen Zürich von fern leuchtet, gehört dem Rohstoffhändler Willy Strothotte, wird aber von einem Airtaxi-Unternehmen betrieben.

Nicht nur Privatpersonen, sondern auch Unternehmen besitzen eigene Maschinen, die im kleinen Kreis weitervermietet werden. Diskretion ist dabei oberstes Gebot. Die Firma Rabbit Air, die dem Pharmakonzern Roche gehört, lässt ausrichten, man wünsche überhaupt keine Publicity. Die Credit Suisse Group hat ein Flugzeug am Zürcher Flughafen, die Zurich Financial Services ebenfalls. In den höheren Chargen der Wirtschaft zirkuliert ein Running Gag: Die Lieblingsairline hiesiger Manager heisse nicht Swiss, sondern Gulfstream.