In Zeiten, da bei vielen Fluggesellschaften nur noch gespart wird, legt Qatar Airways stets noch einen drauf. Ihre Bordcrews haben die Beständigkeit und die Servicekultur der einstigen Vorbilder Cathay Pacific und Singapore Airlines erreicht. Die Flotte des arabischen Shooting Star ist mit einem Durchschnittsalter von vier Jahren jung wie kaum eine andere – und bietet etwa in den Langstreckenmaschinen des Typs Boeing 777 eine Economy Class in 3-3-3-Konfiguration (einen Sitz weniger pro Reihe als üblich) und einen Sitzabstand von 86 Zentimetern (7 Zentimeter mehr als die Norm). Zudem spürt auch der Economy-Passagier, dass man während des ganzen Flugs an ihn denkt, und Stammkunden werden selbst in den hinteren Reihen mit Namen angesprochen. Die Technologie ist immer auf dem neusten Stand. So können etwa während des Flugs SMS und E-Mails mit dem Smartphone empfangen und gesandt werden.

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Auf vielen Strecken erreicht Qatar Airways ihr Ziel, den «best value for money» zu bieten. Die Business Class erfreut mit einem guten Kabinengefühl, beim Empfang werden wahlweise heisse und kalte Stofftüchlein gereicht, und allein mit dem Lob des Menus liesse sich diese Seite füllen. Von den Langusten in Thaicurry-Tempura über das Thunfischtatar mit pikanter Avocado-Vinaigrette bis zum Steinbutt mit jungem Blattspinat kommt ein grösseres Angebot auf den Tisch, als mancher Restaurantkoch am Boden im Repertoire hat. Jeder Gang, sei es bei Lunch, Dinner oder Frühstück, wird einzeln an den Platz gebracht. Keine andere Airline schenkt so grosszügig so gute Weine aus. Und die mit Pyjamas als Extra bestückten Liegesitze bieten optimale Voraussetzungen, um ausgeruht am Ziel anzukommen.

Qatar Airways – also ganz ohne Fehl und Tadel? Nicht ganz. So wunderbar der Premium-Terminal in Doha ist, so unattraktiv ist der Airport für Economy-Reisende – zumindest bis Mitte 2011, wenn der neue Flughafen eröffnet wird.

Wie im Luxushotel. Zwar kann auch Singapore Airlines die üblichen Strapazen an den Flughäfen rund um den Globus nicht umgehen, doch macht sie das Flugerlebnis und das Ein- und Ausreiseprozedere im Changi Airport in Singapur zu einer kultivierten Erfahrung. Und an Bord der weltbesten Airline kann sich der Business-Class-Gast darauf verlassen, dass sich eine allgegenwärtige, erfahrene Crew um sein Wohl kümmert und ihm zum Begrüssungs-Champagner nicht Salznüsschen serviert, sondern beispielsweise ein paar frische Scampi auf Mango-Chutney. Er weiss, dass die Sitze den Stand des unterhaltungstechnisch Machbaren bieten, stets direkten Zutritt zum Gang haben und erholsamen Schlaf im extrabreiten Bett versprechen. Für einen nachhaltigen Eindruck sorgen auch die Fast Lanes am Flughafen und das engagierte Bodenpersonal in Singapur, das selbst Economy-Reisenden das Gefühl vermittelt, als Individuum und nicht als durchlaufendes Stückgut wahrgenommen zu werden – was sich etwa in der Hilfsbereitschaft äussert, wenn man den Anschlussflug verpasst hat.

Seit Singapore Airlines den doppelstöckigen A380-Giganten im Rennen hat, müssen die europäischen Traditionslinien die Zähne noch etwas fester zusammenbeissen. Der Innenraum des Airbus ist so gut schallgeschützt, dass man beim Gespräch mit dem Sitznachbarn kaum merkt, dass der Riesenvogel bereits abgehoben hat. Die Kabinenluft ist deutlich frischer als bei allen anderen Flugzeugen, es gibt viel Kopffreiheit, ein gutes Raumgefühl dank grossen Fenstern, und Turbulenzen sind kaum spürbar. Die Küche ist vielleicht nicht so innovativ, wie die Verantwortlichen in Singapur glauben, bietet aber eine ordentliche Auswahl an Menus. Nach dem Aufwachen erwartet einen schon eine Frühstückskarte, die umfassender ist als in den meisten Luxushotels.

Jahrelang waren Singapore Airlines und Cathay Pacific (Rang 4) aus Hongkong auf die obersten Ränge praktisch aller relevanten Rankings abonniert. Nun schieben sich erstmals zwei arabische Konkurrenten zwischen die beiden tonangebenden Fernost-Carrier. Neben Qatar Airways (2) ist Etihad Airways (3) aus Abu Dhabi der Name, den es sich zu merken gilt. Die expandierende Fluggesellschaft des (öl)reichsten Emirats am Arabischen Golf punktet mit dem derzeit wohl besten Bordservice.

Guter Service bedeutet heute bei aller Professionalität und Aufmerksamkeit eine gewisse Zurückhaltung und Gelassenheit. Wenn einem Fluggast die Gabel zu Boden fällt, möchte heute kaum mehr jemand drei Stewardessen mit drei neuen Gabeln herbeieilen sehen. Auch will nicht jeder sein Weinglas im Minutentakt nachgefüllt bekommen oder auf eine Weise verhätschelt werden, die weiter geht, als man vernünftigerweise erwarten kann. «Wie bei zeitgemässen Luxushotels misst sich heute exzellenter Service nicht mehr daran, was man bereit ist zu geben, sondern was der Gast erwartet. Alles, was darüber hinausgeht, wird heute schnell als störend oder sogar als lästig empfunden», sagt Peter Baumgartner, Marketing- und Produktchef von Etihad Airways. «Entscheidend ist für uns immer die Frage: Was ist für den Fluggast relevant?»

Nahost auf Höhenflug. Zum perfekten Flugerlebnis zählt der Anspruch, Business-Class-Reisenden zu offerieren, was und wann immer sie es wünschen. Bei Etihad stehen 78 vorwiegend aktuelle Kinofilme und ungezählte Unterhaltungsoptionen zur Wahl. Die eigenwillig gestalteten Liegesitze sind sehr bequem, verfügen jedoch über zu wenig Ablagen für Brillen, Bücher oder Gläser.

Zu den Standards von Etihad gehört der kostenlose Chauffeurservice: Business- und First-Class-Passagiere werden im Umkreis von 60 Kilometern rund um den Flughafen Genf abgeholt und wieder nach Hause oder ins Hotel gebracht. Beim Umsteigen am stark optimierten Flughafen Abu Dhabi brauchen auch Eco-Reisende nicht mehr zu verzweifeln und können etwa freien Wi-Fi-Empfang auf dem ganzen Gelände nutzen.

Auch Emirates (Rang 5) investiert unbeirrt in den kontinuierlichen Upgrade ihrer Komfort- und Servicelevels. Sie ist die weltweit einzige Fluggesellschaft, die von den früheren Verheissungen der Airbus-Marketingabteilung – Restaurants, Fitnessräume, Bowlingbahnen – wirkliche Neuheiten für ihre künftig 58 (heute 8) Flugzeuge umfassende A380-Flotte entwickelt hat. So vorn oben zwei Duschkabinen für First- und eine Stehbar für First- und Business-Class-Passagiere im hinteren Kabinenbereich des Oberdecks. Nervig ist der uneingeschränkte Handyempfang über den Wolken.

Die Durchstarter mögen aus dem arabischen Raum kommen, doch die Dominanz der fernöstlichen Gesellschaften bleibt. Neben Singapore Airlines, Cathay Pacific (Rang 4), Malaysia Airlines (6) und Thai Airways (7) gesellen sich neu die japanische All Nippon Airways (ANA, 11) und die koreanische Asiana Airlines (12) zum goldenen Dutzend der Luftfahrt.

Sie alle beherrschen die hohe Kunst der Dienstleistung. Kleine Defizite im Unterhaltungssystem (Thai Airways), am Boden (ANA) oder in der Küche (Asiana) werden mit effizientem, aber dennoch liebenswürdigem Service und ausserordentlicher Detailpflege an Bord wettgemacht. So erfreut etwa ANA mit den weichsten Federkissen über den Wolken. Zudem hat ANA als erste Fluggesellschaft auf ihren Langstreckenflügen ein Bord-WC eingeführt, dessen Benutzung ausschliesslich weiblichen Passagieren vorbehalten ist – es kann von Frauen aller Klassen gleichberechtigt benutzt werden. Ebenfalls eine Innovation à la ANA: Gegen Entgelt können Eco-Passagiere jederzeit Gerichte oder Getränke aus der Business Class bestellen.

Europäische Fluggesellschaften, die weder mit den Materialschlachten noch mit der grosszügigen Kundenpflege der Nahost- und Fernost-Carrier mithalten können, sind je nach Flug mal besser, mal schlechter. Als Vielreisender ist man etwas frustriert, dass es etwa bei Lufthansa (13) oder British Airways (15) keinen Mehrwert gibt, der über den geschäftsmässig agierenden Bordservice hinausgeht.

Spitzenreiter Swiss. Erfolgreichster Aufsteiger ist Turkish Airlines (18), die Swiss behauptet sich als Europas Spitzenreiter auf dem achten Rang. Zwar lassen sich die Business-Class-Sitze in vielen Swiss-Maschinen nicht flach machen, doch sollen bis 2011 alle Langstreckenflieger umgerüstet sein mit den wettbewerbsfähigen neuen Sitzen, die sich in waagrechte Zwei-Meter-Betten mit individuell einstellbarer Härte verwandeln lassen.

Das Neuste der Swiss ist die Aufnahme von San Francisco ins Streckennetz. Seit dem 2.  Juni wird die Strecke ZRH–SFO sechsmal wöchentlich (täglich ausser dienstags) bedient. San Francisco verspricht einerseits aufgrund des tiefen Dollarkurses für den touristischen Verkehr interessant zu sein. Andererseits birgt es mit den zahlreichen dort ansässigen internationalen Unternehmen auch für Geschäftsreisende einiges an Potenzial. Entsprechend hoch sind die Erwartungen: «Alles unter einer durchschnittlichen Sitzplatzauslastung von 85 Prozent wäre enttäuschend», wird Swiss-Chef Harry Hohmeister zitiert. Zum weiteren Ausbau der Swiss zählen die Frequenzerhöhungen auf diversen bestehenden Strecken, beispielsweise mit täglichen Flügen nach Bangkok, Boston, Los Angeles, Chicago und São Paulo.

Fliegendes Eco-Bett. In keiner Airline fliegt es sich in der «Sardinenklasse» entscheidend angenehmer als bei der Konkurrenz. Immerhin: Am meisten Beinfreiheit (86 gegenüber den üblichen 79 Zentimetern) in der Economy bieten Qatar Airways (2), Malaysia Airlines (6) und Thai Airways (7), verlässlich solides Essen gibt es bei Cathay Pacific (4) und der australischen Qantas (9). Singapore Airlines (1), Emirates (5) und Virgin Atlantic (10) erfreuen mit einem ausgetüftelten Unterhaltungsangebot in allen Klassen. Cathay Pacific hat als erste Fluglinie die feste Sitzschale in der Economy eingeführt – sie macht die Bewegungen des Vordermanns nicht mit.

Eine Innovation, die Air New Zealand noch in diesem Jahr einführt, sorgt derzeit in der Flugbranche für Furore: die «Skycouch». Eine Dreier-Sitzreihe kann – dank hochklappbarem Polster in der Lücke bis zur Sitzreihe davor – zu einer 84 Zentimeter breiten und 168 Zentimeter langen Liegefläche umfunktioniert werden. Buchen zwei Erwachsene die Skycouch, zahlen sie jeweils den regulären Economy-Class-Preis, für den zusätzlichen dritten Platz wird die Hälfte des Tarifs aufgeschlagen.