Es gibt so viele Mythen über China. Vielleicht möchten die Leute einfach daran glauben, dass der wirtschaftliche Aufstieg Chinas nicht real ist, damit sie sich in Bezug auf ihre eigene Volkswirtschaft besser fühlen. Der bekannteste Mythos über China ist, dass weder die offiziellen Zahlen noch das Wirtschaftswachstum des Landes real sind. Das ist völliger Unsinn. Die meisten Zahlen werden von den Handelspartnern bestätigt. Nehmen wir zum Beispiel die Exporte. Der grösste Handelspartner, die USA, berichtet die gleiche Boomstory über chinesische Importe wie China über seine Exporte. Der rasche Aufbau massiver Devisenreserven – mittlerweile mit über 1 Billion Dollar die weltweit grössten Reserven überhaupt – ist ebenfalls ein Beleg für die chinesische Erfolgsgeschichte. Setzt man die Puzzleteile zusammen, stimmen die Zahlen ziemlich gut mit dem überein, was wir in anderen Teilen der Welt sehen.

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Hohe Investitionen

Eine wahre Geschichte über China ist die über die Investitionen, die rund 40% des gesamten BIP ausmachen. China baut seine Infrastruktur rund um die Uhr mit Hochdruck weiter aus. In Superlativen bewegt sich auch das Wirtschaftswachstum des Landes. Bis im letzten Jahr wurde die Nachhaltigkeit des chinesischen Wirtschaftswachstums von jährlich 10% angezweifelt, das stark von Investitionen abhängig ist und nicht so nachhaltig ist wie ein sich entwickelnder Dienstleistungssektor etwa in Indien. China hat sich in den vergangenen fünf Jahren jedoch sehr gut behauptet, und die Zweifel beginnen nun zu schwinden (siehe Kasten). Der chinesische Aktienmarkt entwickelt sich derzeit ausgezeichnet. Tatsache ist: Von den grossen Börsenplätzen der Welt hat 2006 keiner so gut abgeschnitten wie der chinesische Aktienmarkt. Die Aktien sind bei einem für 2007 erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12 immer noch relativ billig. Damit sind sie viel günstiger als indische Aktien, die heute ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17 aufweisen. Darüber hinaus dürften die Risiken einer harten Landung der chinesischen Wirtschaft abnehmen, da die Regierung Massnahmen gegen eine Überhitzung der Konjunktur ergreift.

Mehr Freiheit

Trotzdem weist die Wirtschaft immer noch Makel auf wie die Korruption und einen mangelhaften Patentschutz. Viele Fondsmanager haben Festlandchina daher in ihren Vehikeln untergewichtet. Dafür bevorzugen sie die Dienstleistungsstadt Hongkong und das Hightechland Taiwan. Chinas Firmen holen bei der Corporate Governance aber auf.Auch die chinesische Regierung hat ihre Fähigkeit verbessert, das Land wirtschaftlich zu führen. Staatliche Firmen haben viel mehr Freiheit, eigene Entscheide zu fällen. Ein Beispiel dafür ist die Entlöhnung des Managements, die erhöht und an den Geschäftserfolg geknüpft worden ist. Dies ist einer der Gründe dafür, dass die Gewinne vieler Firmen in den letzten Monaten und Jahren stark gestiegen sind. Mit ihrer Politik versucht die chinesische Regierung auch, den Markt zu disziplinieren. So hat sie viele faule Bankkredite in separate Gesellschaften ausgelagert und den Finanzinstituten Restriktionen bei der Kreditvergabe auferlegt. Noch immer allerdings ist der freie Währungsumtausch verboten. Damit will die Regierung den Abfluss von Kapital verhindern. Die Bemühungen zur Stärkung der Wirtschaft und insbesondere des Binnenmarktes haben Folgen. Bisher haben die Fondsmanager vor allem in Exportwerte investiert. Doch nun denken sie um. Sie suchen Firmen, die vom Aufschwung der Binnenwirtschaft profitieren. Trotz aller Probleme bergen chinesische Firmen langfristig Wachstumspotenzial.

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Pierre-Olivier Pourcelot, Geschäftsführer, Robeco (Schweiz) AG, Zürich.

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Aufschwung lässt sich nicht stoppen

Konsum

Einer der Treiber der Entwicklung ist der private Verbrauch in China, der dank des gestiegenen Bruttoeinkommens einer wachsenden Mittelschicht (von 450 Dollar auf 2000 Dollar innerhalb von zehn Jahren) und dank des Anstiegs des verfügbaren Einkommens (von 100 auf 1600 Dollar) dramatisch zunimmt. Lebenshaltungskosten Ein weiterer Faktor ist das Nichtvorhandensein einer Inflation, was vor allem durch Intervention des Staates bedingt ist. Zudem sind die Lebenshaltungskosten niedrig (durchschnittlich 350 Dollar). Die letzten beiden Säulen tragen ebenfalls erheblich zum Gesamtwachstum in China bei: Die Investitionsquote von 40% und die Nettoexportquote von 30%.