Herr Frischknecht, die Jahresabschlüsse der Schweizer Unternehmen liegen zum guten Teil hinter uns. Welche Highlights gab es?

Stefan Frischknecht: Bei den Large Caps hatten wir wenig Überraschungen, ein paar positive sowie negative. Zu den besseren Abschlüssen gehören diejenigen der UBS, der Credit Suisse, der Swiss Re und der Zurich Financial Services. Die Erwartungen nicht erfüllt haben Ciba, Roche und Lonza. Im Small- und Mid-Cap-Bereich haben einige Firmen ganz deutlich überrascht.

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Dann nennen Sie uns diese doch gleich.

Frischknecht: Deutlich positiv waren Arbonia-Forster, dann auch Actelion, Agie Charmilles, Bucher, Charles Vögele, Ems, Inficon, Nobel Biocare und Schulthess. Negativ aufgefallen sind hingegen Gurit-Heberlein, Komax, Sarna, SIG, Tecan und Vontobel.

Haben Sie aufgrund der Abschlüsse konkrete Veränderungen in Ihrem Fonds vorgenommen?

Frischknecht: Bei den kleineren Unternehmen haben wir keine Transaktionen vorgenommen. Von Fall zu Fall, wie vielleicht bei Komax, werden wir schauen, ob 2004 nur ein Ausrutscher war. Falls ja, würden wir die Positionen aufstocken.

Als einziger Mid Cap, nebst Schindler, befindet sich Actelion in den Top Ten Ihres Fonds. Im November kam es zu Kursausschlägen wegen Neuigkeiten zur Konkurrenz des Medikaments Tracleer wegen abgebrochenen Tests zu Veletri.Wie hat sich die Position entwickelt?

Frischknecht: Wir haben die Position noch ausgebaut. Die Firma ist in der jungen Geschichte hoch profitabel geworden. Klar, Actelion ist momentan abhängig von einem einzigen Medikament, was die laufenden Erträge betrifft. Aber der Patentschutz auf Tracleer, einer wahrhaften Cash-Maschine, dauert bis mindestens 2015. Und bis dann sollten zusätzliche Produkte kommen.

Welche Small und Mid Caps sind in Ihrem Fonds sonst vorhanden?

Frischknecht: Wir haben bei Geberit 1,1% mehr als das Indexgewicht, übergewichtet haben wir auch BKW und Kühne + Nagel.

Gibt es überhaupt noch unterbewertete Titel bei den Small und Mid Caps?

Frischknecht: Es gibt sie noch, und es ist unsere Aufgabe, diese zu finden. Es sind vor allem Kleinkapitalisierte, weniger die Mittelkapitalisierten. Aber es würde meinem Fonds und dem Leser nichts nützen, wenn ich jetzt Firmennamen erwähnen würde. Bezüglich Kurs-Gewinn-Verhältnis 2005 weisen die Small und Mid Caps generell keinen genügenden Discount zu den Werten im Swiss Market Index auf. Schaut man aber ins 2006 oder betrachtet man den Cashflow, dann sieht man, dass vor allem Small Caps günstiger sind als Large Caps.

Welche Veränderungen im Fonds hat es sonst gegeben?

Frischknecht: Wir haben Credit Suisse Anfang Jahr abgebaut, aber das war auf Grund der Richtlinie, dass wir den 10%-Anteil pro Titel im Fonds nicht übersteigen dürfen. Auch Holcim haben wir reduziert. Wir finden zwar die beiden getätigten Akquisitionen interessant, es ist aber ein gewisses Risiko damit verbunden. Erstens ist da die Integrationsfrage der neuen Firmen, zweitens die Frage einer Kapitalerhöhung nach den Akquisitionen. Eine Kapitalerhöhung wird zwar vom Management verneint, aber Holcim hat in der Vergangenheit immer wieder solche durchgeführt.

Und welche Positionen haben Sie ausgebaut?

Frischknecht: Wir haben ein Übergewicht bei Richemont aufgebaut, und zugekauft haben wir jüngst auch Roche wegen der positiven Nachrichten zu Avastin. Aufgestockt haben wir auch die Position der UBS. Im Vergleich zum Gesamtmarkt steht der Titel günstig da. Die Bank hat gute Zahlen geliefert und hat eine aktionärsfreundliche Aussschüttungspolitik. Des Weitern haben wir bei Xstrata eine Position aufgebaut.

Würden Sie die UBS der CS vorziehen?

Frischknecht: Beide Titel sind sehr attraktiv. Kriterien sind aber der Anlagehorizont und die Risikofähigkeit. Die CS ist zwar volatiler, hat aber die richtigen Massnahmen eingeleitet, um noch profitab-ler zu werden. Dies ist ein Prozess, der zwei bis drei Jahre dauert. Das hat man auch bei der UBS gesehen nach der Fusion. Wir sehen im Bankensektor mehr Potenzial als im Versicherungssektor, mit Ausnahme der Zurich Financial Services. Diesen Titel würde ich auf die gleiche Stufe stellen wie CS und UBS.



Wie ordnen Sie die Asbestlösung bei der ABB ein? Ist die langwierige Geschichte nun zu Ende?

Frischknecht: Man müsste eigentlich annehmen, dass keine weiteren Erhöhungen bei den Klagen kommen sollten. Das Rechtssystem in den USA ist aber nicht berechenbar, und die US-Anwälte sind sehr ideenreich beim Verklagen von Unternehmen. Es wäre meiner Ansicht nach töricht zu behaupten, die jetzige Lösung sei mit absoluter Sicherheit die letzte Runde gewesen.

Was spricht generell für Schweizer Aktien?

Frischknecht: Einerseits haben wir auf internationaler Ebene immer noch ein Wirtschaftswachstum. Andrerseits liegt die Bewertung der Schweizer Aktien momentan leicht unter dem Durchschnitt der letzten 10 bis 15 Jahre. Der wichtigste Grund aber, der für Schweizer Aktien spricht: Die Obligationenrenditen liegen so tief, dass im Vergleich dazu die Dividendenrenditen der Aktien attraktiv ausschauen. Die Rendite bei zehnjährigen Anleihen der Eidgenossenschaft liegt momentan bei etwa 2,42%. Die erwartete Dividendenrendite für Schweizer Aktien liegt für 2005 nur etwa 0,1% darunter. In den vergangenen zehn Jahren lag dieser Wert immer etwa 1% und mehr darunter.

Sie scheinen bei den Aktien sehr dividendenorientiert zu sein.

Frischknecht: Bezüglich Ausschüttung schauen wir auf Firmen mit solider Finanzierung und der Aussicht, dass das heutige Level gehalten und gesteigert werden kann, zum Beispiel UBS. Wenn aber eine Firma den Investoren ein Zückerchen gibt, nur weil es gerade in Mode ist, dann sehen wir das eher negativ.

Gehört die Nennwertreduktion bei Unaxis in diese Gruppe?

Frischknecht: Das riecht ein wenig danach. Bei Unaxis ist es aber momentan sehr schwierig, sich eine Meinung zu bilden, wohin die Reise gehen soll. Es ist nicht genügend transparent und glaubwürdig, was die verschiedenen Parteien mit der Firma vorhaben.

Zu den Erstquartalsergebnissen: Verschiedene Aussagen und Angaben, wie zum Beispiel von Banken aus den USA und Deutschland, deuten darauf hin, dass die Abschlüsse besser als erwartet sein könnten.

Frischknecht: Klar ist, der Vergleich mit dem 1. Quartal 2004 wird ein wenig strenger. Die Banken zum Beispiel müssen schwer daran arbeiten, dass die Rekordergebnisse aus dem Vorjahr deutlich übertroffen werden. Das wissen die Anleger. Ich würde aber davon abraten, irgendwelche Investitionsentscheide von einem Quartalsergebnis abhängig zu machen.

Wie sehen Sie die Börsenentwicklung für die kommenden Monate?

Frischknecht: Das Umfeld ist eigentlich positiv für Aktien, weil die Obligationen eine schlechte Alternative sind.

Welche Tipps geben Sie einem Anleger, der in Aktien investieren will?

Frischknecht: Wenn man eine kurzfristige Sicht hat, sollte man nicht in Aktien investieren. Bei dieser Anlageklasse sollte man einen Zehnjahreshorizont verfolgen und ein Portfolio gut diversifizieren, zum Beispiel über Fonds. Kurzfristig orientierte Privatanleger sollten sich fragen, ob sich der Zeitaufwand im Vergleich zum Ertrag lohnt: In der Regel zahlt man nur hohe Kommissionen und springt jenen Aktien nach, von denen sowieso schon alle reden.

Interview: Daniel Hügli

Der Fondsmanager

«Brite» in Zürich

Stefan Frischknecht begann 1998 bei der britischen Vermögensverwaltungsbank Schroders und verwaltet dort den Aktienfonds Schroder ISF Swiss Equity. Der Fonds existiert seit 1995 und hat in dieser Zeit 10% zugelegt, im Vergleich zu 8,6% des Swiss Performance Index (SPI). Seit Ende 1998, als Frischknecht das Zepter übernahm, hat der Fonds 17,1% zugelegt, während der SPI 5,8% verloren hat.