Sie machen Kabelmaschinen, elektronische Komponenten, Würste und Waschmaschinen. Damit verdienen KMU zwar gutes Geld. An der Börse können sie aber immer seltener aus dem langen Schatten von UBS, Novartis und Co. heraustreten.
Dennoch: Small Caps führen die Aktienerholung an. Seit dem Tiefststand Mitte März stieg der «SPI Small Cap Index» stärker als der SMI. Aus der Vergangenheit ist ein anderes Muster bekannt: Nach einer Baisse stiegen jeweils die Blue Chips zuerst und erst in einer zweiten Phase vermochten sich die Kleinen in Szene zu setzen.
Die Banken sparen im Handel mit Small Caps
Für die Kleinen ist die Börsen-Welt nun nicht automatisch wieder in Ordnung. Dass die geplatzte Fusion zwischen dem Nebenwerte-Anlagevehikel Nebag und der Swiss Small Cap Invest prominent in der Sonntagspresse abgehandelt wurde, ist kein Indiz dafür, dass das Interesse an Small Caps über Nacht gestiegen wäre.
Im Gegenteil: Viele Banken sahen sich gezwungen, im Research zu sparen und haben das zum Teil auf Kosten der Small Caps getan. Es erscheinen weniger Studien zu den Kleinen. Und Studien dienen ja immer auch dazu, Kunden zu Aktienkäufen zu bewegen. Dem Vernehmen nach hat vor allem die Credit Suisse ihr Small-Cap-Research drastisch zusammengestrichen.
Bezüglich ihrer Börsenkotierung sehen sich einige KMU zudem mit einer schwierigen Entscheidung konfrontiert: Jene Gesellschaften, die weiterhin nach dem Minimalstandard FER bilanzieren wollen, werden ab2005 ins Börsensegment Local caps zwangsversetzt. Denn die Schweizer Börse SWX will mit Europa gleichziehen und IFRS als Buchführungsstandard etablieren. Nach und nach treten jetzt die Gesellschaften an die Öffentlichkeit, um ihren Entscheid für oder gegen IFRS zu kommunizieren. Batigroup-Finanzchef Roger Levy spricht von einem «ganz wichtigen strategischen Entscheid». Bei einem Gang ans Local-Caps-Segment würde die Liquidität der Titel klar sinken und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit abnehmen. Die zusätzlichen Kosten werden bei der Batigroup nicht ausschlaggebend für den Entscheid sein. «Wir haben ein Managementinformationssystem, das auch die zusätzlich verlangten Informationen liefern kann.» Grössere Kosten entstünden nur, wenn die Informatikprozesse angepasst werden müssten.
BEKB plant neue Plattform
Die Basler Baufirma will im März darüber informieren, ob sie auf IFRS umstellt. Auch die Finanzchefs von Huber & Suhner und Hiestand begründen ihren Entscheid, auf IFRS zu wechseln, auf Anfrage primär mit Liquiditäts-Überlegungen. Doch wie stark diese bei einem Wechsel ins Local-Caps-Segment wirklich beeinträchtigt würde, ist auch den Banken und institutionellen Investoren nicht ganz klar.
«Wechsel vom Hauptsegment ins Segment der Local Caps sind praktisch noch nie vorgekommen», sagt Christian Arnold von der Bank Vontobel. «Deshalb haben wir keine Erfahrungswerte.» Die meisten Beobachter rechnen aber nur mit kleinen Volumen-Einbussen, wenn überhaupt. «Auf die Liquidität hat das keinen Einfluss», sagt etwa Peter Burri von Swiss Small Cap Invest. Den Anlegern dürften also durch den Entscheid einer Gesellschaft, an FER festzuhalten, keine grösseren Nachteile entstehen. Doch es fragt sich, ob man in eine Firma investieren soll, die ihre Aktionäre nur spärlich informiert. Small Caps werden in der Regel von einem Grossaktionär beherrscht, der gegenüber den Minderheitsaktionären einen Informationsvorsprung hat. Wie etwa Bell, die zu 60% von Coop kontrolliert wird. Viele Firmen dürften neben den etwas höheren Kosten vor allem die Transparenz scheuen, die IFRS verlangt. Diese Buchführungsnorm würde etwa dazu führen, dass auch Pensionskassenunterdeckungen im Eigenkapital ausgewiesen werden müssten.
Als Alternative zur SWX steht nicht nur die Berner Börse zur Verfügung. Auch im Segment des ausserbörslichen (Telefon-) Handels bahnt sich eine wichtige Neuerung an. Die Berner Kantonalbank (BEKB) ist derzeit daran, eine Internetplattform für Nebenwerte zu entwickeln. Mehr Transparenz ist dringend vonnöten, an der «Wild-West-Börse», wie sie Rolf Bigler, Handelschef bei der BEKB, nennt. Zum Zeitpunkt der Einführung kann er noch keine Angaben machen.
Zyklische Titel sind derzeit teuer zumindest optisch
Der ausserbörsliche Handel ist für ganz kleine Gesellschaften eine echte Alternative zur Kotierung etwa am Segment Local Caps der SWX. Allerdings werden sich institutionelle und internationale Anleger nicht die Mühe machen, ausserbörslich gehandelte Titel zu verfolgen. Vor allem angelsächsische Anleger fallen als Investoren durchaus ins Gewicht.
Zum Beispiel Tweedy Browne, die unlängst bei Siegfried eingestiegen ist, aber auch grössere Positionen an Edipresse, Publigroupe, Tamedia, Phoenix Mecano und Sarna hält. Browne arbeitete ursprünglich für Ben Graham, den Hohen Priester des Value-Investments. Als Graham sein Unternehmen 1959 auflöste, wechselte einer seiner Schüler zum damaligen Broker Tweedy Browne und nahm Grahams Investmentphilosophie mit.
Wie die Value-Investoren sollten sich die Anleger auf eine sehr lange Haltedauer einrichten, wenn sie in einzelne Small Caps investieren. Die Tabelle zeigt von Banken und Anlagevehikeln favorisierte Titel. Nicht alle scheinen auf den ersten Blick besonders billig. Die Kurse sind seit März ja auch um fast 50% gestiegen.Viele Small Caps sind zudem sehr zyklisch, was das Kurs-Gewinn-Verhältnis derzeit sehr hoch aussehen lässt.
Doch wer, wie Schaffner oder Bossard, die Kosten unter Kontrolle gebracht habe, werde vom Aufschwung überproportional profitieren, ist Small-Cap-Experte Peter Lehner überzeugt. Einzelne Gesellschaften, wie etwa Vetropack, sind trotz der jüngsten Kursavancen auch optisch noch recht billig.
Empfohlene Small Caps:
Restrukturierungen zeigen Wirkung
KGV KGV P/B Dividenden- Kapitalisierung
2003 2004 rendite (in %) (in Mio Fr.)
Bobst 12 12 1.1 3.8 870
Bossard 16 15 1.1 1.5 168
Bucher 12 7 0.8 2.9 365
Kardex 23 10 0.8 124
Phoenix Mecano 19 14 2.3 1.5 435
Saia Burgess 15 12 2.0 2.2 281
Schaffner 43 18 2.4 127
Siegfried 7 7 1.1 3.2 431
Vetropack 6 7 0.7 2.4 182
KGV = Kurs-Gewinn-Verhältnis; P/B = Kurs-Buchwert-Verhältnisquelle: «handelszeitung»