Als Aktionär werde ich Hachette einen Brief schreiben, die Franzosen sollen Valora übernehmen», sagt Franz Gyger. Mit seinem Anlagevehikel Special Situations besitzt er laut eigenen Angaben 2% am Berner Handelskonzern und berät als Vermögensverwalter rund 10% der Aktienstimmen. «Hachette ist operativ die beste Lösung für alle.»

In der Tat: Hachette, die vor einem Jahr Interesse zeigte, würde bestens zu Valora passen. Mit ihrer Kioskkette Naville in der Romandie sind die Franzosen mit den schweizerischen Verhältnissen vertraut. Valora könnte von Hachettes Einkaufsmacht profitieren. Offiziell werden Kaufabsichten dementiert, Gyger wisse aber von Beteiligten, dass Hachette an einem Kauf interessiert sei. Dank tiefem Frankenkurs wäre Valora ein Schnäppchen. Trotzdem hält Gyger den Zeitpunkt für richtig. Er möchte möglichst bald kassieren.

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Kaufverhandlungen schwierig

Die ausserordentliche Generalversammlung (GV) am 30. Januar 2008 erschwert aber Kaufverhandlungen. Dem alten Valora-Verwaltungsrat sind bis zur GV die Hände gebunden, und der neue Verwaltungsrat muss erst die Situation analysieren, bevor er die Strategie festsetzt (siehe «Nachgefragt»).

Klar ist: Valora sitzt an Knotenpunkten: Überall dort, wo Leute von Bus und Tram auf Zug oder Flugzeug umsteigen, gibt es einen Kiosk von Valora. Das einzige, was in reifen Volkswirtschaften noch wächst, ist die Mobilität. Deshalb ist das Valora-Kiosknetz von strategischer Bedeutung im Detailhandel. Doch niemand kennt den genauen Wert dieser strategischen Position von über 1000 Verkaufsstellen.

Von diesem Wert der Kioskkette ist auch die Familie Renzi überzeugt. Roberto Renzi hat die Kioskkette eingehend analysiert. Die Renzi AG hält laut eigenen Angaben über 4% der Valora-Stimmen, die sie erst am 29. Februar 08 melden müsse. «Die Renzi AG in Baar ist im Textil- und Foodsektor in Grosshandel und Produktion tätig und weltweit an mehr als 22000 Verkaufspunkten vertreten», erklärt Roberto Renzi. Seine Mutter Geltrude Renzi, Jahrgang 1944, treibende Kraft im VR der Renzi AG, bewirbt sich nun als Verwaltungsratskandidatin für Valora.

Geltrude Renzi würde nach dem angekündigten Austritt von Verwaltungsratspräsidentin Beatrice Tschanz, «der weiblichen Belegschaft, welche den Grossteil der 10000 Mitarbeitenden bei Valora darstellt, als Vorbild dienen und auch die Anliegen der an der Front stehenden weiblichen Belegschaft anhören und entsprechend im VR kompetent repräsentieren», meint Roberto Renzi.

Den Wert von Valoras Kioskkette hat auch Investor Adriano Agosti erkannt. Er dementiert Verkaufsabsichten vehement. Die Frucht scheint noch nicht reif zum Verkauf. Zuerst will Agosti Einsitz im Verwaltungsrat nehmen – gegen den Willen des bisherigen Verwaltungsrats – und das Unternehmen auf Effizienz trimmen. Zusammen mit Verwaltungsräten seiner Wahl, wie Rolando Benedick, Chef der Manor-Gruppe, und Markus Fiechter, CEO der Jacobs Holding. Als Zeithorizont sehen diese Kandidaten ein bis drei Jahre, bis die Firma ihr Potenzial erreicht hat.

Seilziehen um Aktionäre

Nachdem das Ziel der ausserordentlichen GV und der Absetzung von VR-Präsident Fritz Ammann erreicht ist, löste sich die Gruppe um Agosti vergangenen Montag auf. Dazu gehören Agostis Golden Peaks Capital, Pictet Funds und 3V Asset Management. Was nicht bedeutet, dass sie sich auch künftig nicht absprechen werden, aber dank getrennter Aktienstimmen umso schlagkräftiger. In Zukunft wird es darum gehen, die vielen Investoren, die 2- bis 4%-Pakete von Valora besitzen, auf ihre Seite zu ziehen.

 

NACHGEFRAGT

«Jede Schlüsselposition muss diskutiert werden»

Valora-Verwaltungsratkandidat Markus Fiechter über seine Pläne. Er ist CEO der Jacobs Holding, die an Barry Callebaut und Adecco beteiligt ist.

Weshalb wollen Sie in den Verwaltungsrat von Valora?

Markus Fiechter: Valora besitzt ein grosses Potenzial vor allem im Bereich Kiosk mit seinen vielen guten Standorten. Wir können die Performance von Valora stark steigern. Das Retail- und Brandthema sowie die Informationstechnologie interessieren mich dabei besonders. Da liegen auch meine Kernkompetenzen. Das konnte ich bei Boston Consulting und als VR bei Barry Callebaut unter Beweis stellen.

Wollen Sie das Valora- Management auswechseln?

Fiechter: Nein. Der neue Valora-Verwaltungsrat muss zuerst die Situation zwei bis drei Monate genau analysieren. Dabei müssen solche Entscheide prioritär diskutiert werden.

Konkret: Möchten Sie Peter Wüst als CEO ersetzen?

Fiechter: Jede Schlüsselposition muss im Verwaltungsrat bald diskutiert werden.

Schliessen Sie einen Verkauf von Valora aus?

Fiechter: Wir wollen Valora nicht verkaufen. Es braucht ein bis drei Jahre, bis die Firma dort ist, wo sie stehen sollte. Wir glauben, dass wir die Ebit-Rendite von 0,4 auf 4% steigern können. Der Benchmark in Skandinavien zeigt Renditen von 4 bis 7%. Je nachdem, was die Zustandsanalyse aufzeigt, können auch Partnerschaften im Einkauf, in der Distribution oder im IT-Bereich denkbar sein.

Welches Interesse hat die Jacobs Holding an Valora?

Fiechter: Gar keines. Sie ist weder Shareholder von Valora, noch hat sie Kontakt zu Adriano Agosti. In Gesprächen mit Manor-Chef Rolando Benedick und Herrn Agosti habe ich als Privatperson entschieden, als Verwaltungsrat zu kandidieren.

Adriano Agosti schlägt gleich drei Verwaltungsratskandidaten für die ausserordentliche GV vor. Ist das nicht zu viel?

Fiechter: Nein. Ich bin von Golden Peaks Capital unabhängig und bin auch noch kein Shareholder von Valora. Ich habe Herrn Agosti ein einziges Mal vorher getroffen. Mein Ziel ist allein die nachhaltige Wertsteigerung dieser Firma.