Der europäische Beteiligungsfonds Cevian hat für umgerechnet 1,2 Milliarden Euro Aktien der UBS gekauft. Damit gehören dem Fonds, der sich als aktiver Investor einen Namen gemacht hat, rund 1,3 Prozent des Kapitals, wie Cevian am Dienstag mitteilte.
Cevian sieht nach eigenen Angaben erhebliches Wertsteigerungspotenzial bei der UBS. Wenn der Bewertungsabstand zum US-Konkurrenten Morgan Stanley geschlossen würde, dann «ist die UBS-Aktie 50 Franken wert», erklärte Lars Förberg, der Co-Gründer von Cevian. Am Montag ging die Aktie mit 25 Franken aus dem Handel.
Morgan Stanley als Vorbild
Derzeit wird die UBS mit dem 1,1-Fachem des Buchwertes bewertet. US-Wettbewerber Morgan Stanley liegt beim Faktor 2. Es ist indes schon lange das Ziel von UBS-Präsident Colm Kelleher, dass die UBS so hoch bewertet wird wie sein Ex-Arbeitgeber. Der Zukauf der CS soll ihn endlich diesem Ziel näher bringen.
Immerhin: Mit Cevian glaubt ein namhafter Grossaktionär daran, dass das klappen kann: «Der Verwaltungsrat und das Managementteam machen einen hervorragenden Job bei der Integration der Credit Suisse», lobte Förberg. In den Verwaltungsrat will Cevian dem Vernehmen nach nicht einziehen – auch hält sich der Fonds mit Forderungen an die UBS-Führung zurück.
Tönt alles nach Freude und Harmonie, passend zum anstehenden Weihnachtsfest. Doch Förberg und Cevian können auch andere Saiten aufziehen. Das hat der Fonds beim Industrieriesen ABB bewiesen. Dort ist Cevian 2015 eingestiegen und forderte mit Nachdruck die Abspaltung des historischen Stromleitungsgeschäfts.
Cevian liess ABB umbauen
Der damalige ABB-Chef Ulrich Spiesshofer hatte sich lange dem Wunsch widersetzt, knickte am Ende aber ein. Kurze Zeit später war Spiesshofer seinen Job los, was aber primär daran lag, dass ABB unter seiner Führung stets den selbst gesetzten Zielen hinterherhinkte.
Unter dem neuen ABB-Chef Björn Rosengarten setzte ABB den Schrumpfkurs fort und spaltete das Geschäft mit Turboladern über einen Börsengang ab. Die Fokussierung von ABB nach dem Vorbild der deutschen Siemens gefällt der Börse: Waren ABB zum Zeitpunkt von Cevians Einstieg im Jahr 2015 noch rund 20 Franken wert, kostet das Papier mittlerweile über 37 Franken.
Schlechte Erinnerungen an Cevian dürfte auch Monika Ribar haben. Als sie Chefin des Logistikkonzerns Panalpina war, zog Förberg dort in den Verwaltungsrat ein, dem er bis 2013 angehörte. Am Ende musste Ribar ihren Posten räumen, weil sie aus Sicht von Cevian nicht lieferte.
Misserfolg bei Thyssen Krupp
Am deutschen Stahlriesen Thyssen Krupp biss sich Cevian hingegen die Zähne aus. Dort war der aktivistische Investor 2013 eingestiegen und hielt zeitweise 18 Prozent des Kapitals. Der deutsche Traditionskonzern fügte sich zwar dem Wunsch von Cevian und trennte sich vom profitablen Geschäft mit Aufzügen. Doch zahlreiche Managementwechsel und ein Zickzackkurs bei der Strategie liessen den Kurs einbrechen.
In den vergangenen Jahren baute Cevian die Position schrittweise ab, im November vergangenen Jahres zog sich der Fonds dann ganz zurück. Wie teuer das Thyssen-Krupp-Abenteuer am Ende war, ist nicht bekannt.
Bei Thyssen Krupp war Cevian in den Aufsichtsrat eingezogen, um seine Strategievorstellungen als Grossaktionär durchzudrücken. Bei der UBS dagegen verzichtet der Fonds auf diese Forderung – zumindest für den Moment.
2024 wird für die Integration der CS ein entscheidendes Jahr, denn dann will die UBS die IT-Integration in der Schweiz angehen. Im Jahr darauf sollen dann die Kundinnen und Kunden auf die neue, integrierte Plattform überführt werden.
Bei dem Prozess kann enorm viel schiefgehen, das zeigt das Beispiel der Deutschen Bank mit der Postbank. Nach der IT-Integration der Postbank auf die Plattform der Deutschen Bank konnten Kundinnen und Kunden zeitweise nicht auf ihre Konten zugreifen, die Finanzaufsicht rüffelte den deutschen Branchenprimus öffentlich.
Forderung nach Sonderdividenden
Der Fakt also, dass Cevian das UBS-Management derzeit in den höchsten Tönen lobt, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Cevian knallhart seine Interessen durchsetzt. Bei Thyssen Krupp zum Beispiel drängte der Fonds auf die Auszahlung von Sonderdividenden, ist damit aber regelmässig abgeblitzt.
Was die Rückführung von Kapital angeht, hat bei Banken zudem die Aufsicht Finma ein gewichtiges Wort mitzureden. Gerade nach dem Crash der CS wird die Finma darauf erpicht sein, dass die UBS zumindest für die Zeit der Integration eine vorsichtige Ausschüttungspolitik fährt, um ausreichende Kapitalpolster vorzuhalten.
Der Einzug von Cevian ins UBS-Kapital erhöht also auf Ermotti und Co. den Druck, bei der Integration nach dem vorgelegten Drehbuch zu liefern. Sonst droht es ungemütlich zu werden.