André Kistler und Norbert Albin sind zwei Banker mit langer Erfahrung (UBS, Vontobel). Derzeit sorgen sie in der Medienbranche für Aufsehen. Nicht weil sie Publicity suchen, sondern weil sie mit Aktien von nicht kotierten Medienhäusern handeln.
Gegenwärtig hält das Zehn-Mann-Unternehmen, das rund 900 Millionen Franken Vermögen verwaltet, mittels Inseraten nach Papieren des «Zürcher Oberländers» und der Dietschi AG in Olten Ausschau, die das «Oltner Tagblatt» publiziert. Die Vermögensverwalter stützen sich bei ihrer Suche auf fundamentales Research im eigenen Haus. Wer sie konservativ nennt, beleidigt sie nicht. «Wir kaufen aus einer rein anlagetechnischen Sicht», sagt André Kistler und verneint alle strategischen Absichten.
Dies darf man glauben. Da indes Albin, Kistler, Partner ihre Medienperlen nicht nur kaufen, sondern logischerweise irgendwann wieder abstossen, um Geld zu verdienen, werden sie automatisch zu einem strategisch wichtigen Spieler in der Medienbranche. Das ist pikant, weil sich diese weiter konsolidieren wird. Drei grosse Aktienpakete von Schweizer Zeitungen hat das kleine, aber feine Haus in den letzten Jahren bereits an Schweizer Verlage veräussert, nicht ohne vorher mit den Zeitungen selber Rücksprache zu nehmen.
Festmachen lässt sich die Bedeutung der Vermögensverwalter am Beispiel der «Neuen Luzerner Zeitung»: 1997 erwarben die Bankiers Aktien der Luzerner, als diese rund 400 Franken kosteten. Verkauft haben sie dieselben Papiere unlängst an die NZZ-Gruppe, für über 2000 Franken das Stück. Albin und Kistler machten ein schönes Geschäft und bedankten sich beim Verleger der «Neuen Luzerner Zeitung» spontan mit einer Kiste Spitzen-Rotwein. Die NZZ ihrerseits hat damit ihren bereits stolzen Minderheitsanteil an der Luzerner Holding aufstocken können.
Ähnliches dürfte dereinst beim «Zürcher Oberländer» geschehen. Albin, Kistler, Partner besitzen nach einem fleissigen Einkauf im Frühling und Sommer nach eigenen Angaben bereits mehr als zehn Prozent der Anteile. Das beunruhigt beim «Oberländer» gegen aussen hin nicht: Die Aktien sind vinkuliert – mehr als zwei Prozent Stimmrecht auf sich zu vereinen, ist für keinen der Aktionäre möglich. Dennoch wird es auch hier interessant sein zu sehen, in welche Hände am Ende das Aktienpaket dereinst gelangen wird.
Tamedia oder NZZ: Das ist die Frage.