Mit der geplanten Abspaltung von Alcon vom Mutterhaus Novartis drängt sich ein neuer Player für einen Platz in der obersten Schweizer Börsenliga auf. Die in der Augenheilkunde tätige Alcon dürfte allein schon aufgrund ihrer Grösse als aussichtsreiche Kandidatin für den Swiss Market Index (SMI) gelten.

Diesen Aussagen liegt simple Mathematik zu Grunde. Denn als Kriterien für Aufnahme und Ausschluss zieht die Indexkommission der Schweizer Börse die durchschnittliche Free-Float-Börsenkapitalisierung sowie die Liquidität sämtlicher SPI-Titel während eines Jahres heran. Aus dem arithmetischen Mittel beider Parameter wird eine Rangliste erstellt. Wer zu den ersten 20 gehört, darf sich SMI-Mitglied nennen. Abgerechnet wird üblicherweise am 30. Juni, also nur einmal jährlich.

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Julius Bär droht Verdrängung

Und Alcon dürfte im Urteil von Analysten dereinst 15 bis 30 Milliarden Dollar an Börsenkapitalisierung auf die Waage bringen. Damit ist Alcon die Aufnahme in den SMI wohl nicht zu nehmen. Denn selbst am unteren Ende dieser Schätzungsbandbreite lässt die Novartis-Tochter punkto Kapitalisierung sieben der 20 heutigen SMI-Werte hinter sich.

Aus heutiger Sicht laufen mit Blick auf die Marktkapitalisierung die Bank Julius Bär, der Personalvermittler Adecco und der Versicherer Swiss Life Gefahr, durch den Augenheilmittekonzern aus dem SMI verdrängt werden. Alcon wird aber laut der aktuellen Planung erst im Laufe des ersten Halbjahres 2019 als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht – zu diesem Zeitpunkt könnte sich die Situation bereits anders präsentieren.

Julius-Baer-Boris-Collardi

Julius Bär: Der Platz der Privatbank unter den 20 wertvollsten Schweizer Börsenunternehmen ist gefährdet.

Quelle: Keystone

Der Aktie wird der «Track record» während eines Jahres fehlen, um bei der Schweizer Börse die nötigen Punkte zu sammeln. Der Börsenbetreiberin SIX steht allerdings die Möglichkeit einer ausserordentlichen Indexanpassung frei. So etwa im Falle von «sehr grossen Marktveränderungen» infolge von Fusionen oder Neukotierungen – sofern die Kriterien «deutlich» erfüllt werden.

Letztmals Transocean

Letztmals machte die Schweizer Börse im Frühjahr 2010 von dieser Option Gebrauch. Seinerzeit wurde der Ölbohrkonzern Transocean, der wie Alcon seine Wurzeln im US-Bundesstaat Texas hat, nach dessen Listing in der Schweiz in den schwergewichtigen Börsenindex aufgenommen.

Doch nur wenige Stunden nach dem Schweizer IPO sorgte eine Explosion auf dem an BP vermieteten Bohrschiff Deepwater Horizon im Golf von Mexiko für Schockwellen, die noch Jahre später in der Transocean-Bilanz spürbar waren. Sechs Jahre später zogen sich die Amerikaner von der Schweizer Börse zurück. Der Wert der Aktie betrug dann nur noch rund ein Zehntel des in der Schweiz erreichten Höchstkurses.

(mbü, auf Basis einer Meldung der sda)