Am Wochenende hat der Discounter Aldi in der Sonntagspresse eine Werbeoffensive gezündet. Und zieht diese nun auch in den Online-Medien weiter. Aldi zieht darin direkt auf die Konkurrenz und nimmt diese auf die Schippe. Direkt und knallhart. Ein Vorgehen, das in der Werbung lange verpönt war. Darum scheint sich Aldi jedoch nicht darum zu kümmern.
«Vom Lernenden zum Filialleiter, bei uns ganz normal» heisst es auf einem Inserat. Bebildert ist es mit einem jungen Coop-Verkäufer, dessen Logo am Hemd nur ganz schwach per Photoshop verwischt ist. Er fragt sich in einer Gedankenblase: «Wie macht Aldi das nur?» und schaut in die Luft.
Auch Denner bekommt sein Fett ab. «4 Wochen Vaterschaftsurlaub.» Auch hier fragt sich ein Mitarbeiter im nur leidlich verfremdeten Denner-Shirt: «Wie macht Aldi das nur?»
Und Frau Gerber, unverkennbar eine Migros-Angestellte, fragt sich: «Höchster Mindestlohn? Im Lebensmittel-Detailhandel 13x 4440.-» – «Wie macht das Aldi nur?» Die Botschaft ist klar: Aldi will sich als besten Arbeitgeber im Detailhandel positionieren. Den direktesten Konkurrenten Lidl haben sie bei ihrem Vergleich allerdings ausgelassen.
Migros: «Viel Geschwätz mit wenig Inhalt»
Und wie reagiert die direkt angegriffene Konkurrenz? «Werbemassnahmen von Mitbewerbern kommentieren wir grundsätzlich nicht», sagt Thomas Kaderli, Mediensprecher von Denner, trocken. Auch Coop mag sich nicht gross äussern. «Viele unserer Filialleiter haben bei Coop mit einer Lehre begonnen. Zu Aktionen von Dritten äussern wir uns grundsätzlich nicht», sagt Sprecherin Melanie Grüter.
So richtig in Fahrt kommt dagegen der Migros-Sprecher Marcel Schlatter. «Viel Geschwätz mit wenig Inhalt. In den Genuss von 4440 Franken im Monat dürfte bei Aldi kaum jemand kommen. Auf 114 derzeit offene Stellen wird nicht eine einzige Vollzeitstelle angeboten.»
Migros biete um Welten bessere Lohnnebenleistungen
Schlatter gibt noch einen obendrauf: «Die Stirnfalten der abgebildeten Frau Gerber rühren also viel mehr davon, dass sie dank ihres in der Migros-Klubschule absolvierten Designkurses – als Mitarbeiterin praktisch kostenlos - ein grafisch wesentlich anspruchsvolleres Plakat gestaltet hätte.» Ein Anspruchsvolleres, als das von Aldi simpel mit Photoshop bearbeitete.
Die Migros würde um Welten bessere Lohnnebenleistungen, «tolle Karrierechancen» und eine der besten Pensionskassen des Landes bieten, betont der Migros-Sprecher weiter. Darüber hinaus investiere die Migros-Gruppe jedes Jahr mehrere hundert Millionen Franken in den Werkplatz Schweiz und sorge dafür, dass 100'000 Arbeitsplätze erhalten bleiben. «So etwa in 23 Industriebetrieben, bei denen wir die meisten Lebensmittel, die wir unseren Bauern abnehmen, selber verarbeiten», sagt Schlatter gegenüber «Blick».
Aldi zeigt sich zufrieden mit dem PR-Coup
Aldi freut sich über den gelungenen PR-Coup. «Das Ziel unserer Kampagne ist, zu zeigen, dass es möglich ist, mit den günstigsten Preisen am Markt gleichzeitig einzigartige Arbeitsbedingungen für Mitarbeitende zu schaffen», sagt Sprecherin Vanessa Senn.
Aldi sei ein moderner und attraktiver Arbeitgeber, für den die Mitarbeitenden im Mittelpunkt des Unternehmens stünden. «So ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, allen unseren Mitarbeitenden für die Arbeit, die sie tagtäglich leisten, die beste Entlöhnung zu bieten», sagt Senn. Die Zufriedenheit der Mitarbeitenden habe höchste Priorität.
Dieser Artikel erschien zuerst im Blick unter dem Titel «Aldi greift Konkurrenten frontal an».
1 Kommentar
Lächerlich wie die Detailhandelssgiganten sich gegenseitig übertrumpfen wollen, obwohl sie alle miserable Arbeitsbedingungen bieten.
Detailhandel ist nichts Schönes, vor allem nicht wärend der Pandemie. Kunden drängen, sind unfreundlich, lange Schichten und miese Laune.
Kein Lohn der Welt kann die tägliche Tortur gutmachen. Habs Jahre erlebt. Nie wieder.