Gucci, Prada, Aldi: Irgend etwas in dieser Marken-Triole scheint nicht recht zu passen. Aber es wird zur Realität: Der Harddiscounter Aldi Suisse wird demnächst eine Filiale gleich neben der Zürcher Bahnhofstrasse, der teuersten Meile der Schweiz, eröffnen.
Das Unternehmen bestätigt: «Aldi Suisse wird bald im Herzen von Zürich in unmittelbarer Nähe zur Bahnhofstrasse zu finden sein.» Die neue Filiale werde sich über 700 Quadratmeter und zwei Stockwerke in Erdgeschoss und Untergeschoss erstrecken. Der Umbaubeginn stehe kurz bevor und die Eröffnung sei für nach den Sommerferien 2021 geplant.
Ein Discounter am Grabmahl von OVS
Konkret wird der Billigheimer in der Liegenschaft Sihlstrasse 3 einziehen, wenige Schritte entfernt von der Bahnhofstrasse. Aldi Suisse hatte das wohl Ende 2020 einmal per Mitteilung vermeldet, was allerdings kaum jemandem aufgefallen war.
An der Sihlstrasse 3 war lange Jahre der Schweizer Textiler Charles Voegele aktiv, der später von der italienischen Kette OVS übernommen wurde. Aber die Italiener wurden in der Schweiz nicht glücklich und bliesen 2018 ruckartig zum Svizzera-Rückzug. Danach wurde der deutsche Online-Möbelhändler Home 24 aktiv an der Stelle des OVS-Grabmahls und nutzte einen Teil der Fläche als Pop-up-Store.
Danach wurde es wieder ruhig an der Sihlstrasse 3 – bis Aldi Suisse zuschnappte. Zwar meldete der Discounter Ende 2020 seinen Standort-Erfolg, dies stiess aber nirgends auf grosse Beachtung. Selbst Immobilien-Profis wussten nichts von diesem Deal.
Lidl Schweiz machte es vor
Aldi Suisse ist nicht der erste Discounter, der sich an bester Lage in der Zürcher City einpflanzt. Schon vor vier Jahren gelang es Lidl Schweiz, einen hervorragenden Standort zu besetzen.
Der deutsche Billigheimer zog - damals auch unter Protest von Anwohnern – in die Zürcher Fraumünsterpost ein, nur wenige Schritte vom Paradeplatz entfernt, dem Epizentrum der Schweizer Bankenwelt.
Warum Discounter in die City wollen
Dass Discounter in die City drängen, hat vor allem zwei Gründe. Erstens: Sie wollen es. Und, fast wichtiger: Jetzt können sie es. Waren Aldi Suisse und Lidl Schweiz in einer ersten Expansionsphase vor alem vor den Toren der Schweizer Städte aktiv, so nehmen sie nun vermehrt auch Passanten und Pendler ins Visier.
Dass sie es nun vermehrt können, hängt mit den Mieten zusammen, die teils am Sinken sind. Faktoren wie Ausland-Shopping, Corona und der Online-Boom machen vielen Nonfood-Fachgeschäften das Leben schwer. Wo sie ausziehen, lässt sich der einstige Mietpreis oft nicht auf der früheren Höhe halten.
Ein Fressen für die Discounter, die an solchen Lagen nun das tun können, wofür sie sich auch ihren Kunden empfehlen: Top-Qualität zum günstigen Preis eintüten.
Retailflächen-Vermittler Marc-Christian Riebe von der Location Group sagt: «Aldi wird an der Bahnhofstrasse für neue Frequenzen sorgen - und das ist eine gute Sache.» Er hält den Standort für clever gewählt. Schon in wenigen Jahren werde die Sihlstrasse in Zürich zu einer Fussgängerzone.