Der chinesische Amazon-Wettbewerber Alibaba stellt seine Führungsriege neu auf und treibt damit seinen Konzernumbau voran. Der Onlineriese wechselt seinen langjährigen Konzernlenker Daniel Zhang aus, der künftig allein für das Cloudgeschäft zuständig sein wird, das als Börsenaspirant gilt, wie Alibaba am Dienstag mitteilte. Seine Nachfolge als CEO werde Eddie Yongming Wu übernehmen, der aktuell die Alibaba-Plattformen Taobao und Tmall leitet. Joseph Tsai, bislang Zhangs Vize im Verwaltungsrat, werde nun die Führung dieses Gremiums übernehmen.
In einem Reuters vorliegenden Mitarbeiterbrief erklärte Zhang, es sei mit Blick auf Transparenz geboten, die Aufgaben aufzuteilen. «Es wäre unangemessen, wenn ich während des Ausgliederungsprozesses weiterhin gleichzeitig Verwaltungsratsvorsitzender und Konzernchef beider Unternehmen wäre.» Das Cloud-Geschäft gilt als Perle im Alibaba-Konzern, sein Wert wird von Analysten auf 41 bis 60 Milliarden Dollar geschätzt.
Zhang erfand den «Singles Day»
Zhang, ein ehemaliger Buchhalter, kam 2007 zu Alibaba und gilt als Architekt des jährlichen Einkaufsfestivals des Unternehmens, dem «Singles Day». Seit 2015 ist er CEO von Alibaba und übernahm dann 2019 zusätzlich den Job als Verwaltungsratschef.
Alibaba ist 2020 ins Visier der chinesischen Behörden geraten, nachdem Firmenmitbegründer Jack Ma die Regulierung der Volksrepublik kritisiert hatte. Der Milliardär war danach abgetaucht und im Frühjahr erstmals seit Jahren in China wieder gesichtet worden, einen Tag bevor Alibaba seine Aufspaltung in sechs Geschäftseinheiten ankündigte. Jede davon soll die Möglichkeit von Börsengängen oder anderen Formen der Kapitalbeschaffung ausloten, Alibaba soll künftig als Holding agieren. «Die Absicht und der grundlegende Zweck dieser Reform besteht darin, unsere Organisation flexibler zu machen, die Entscheidungswege zu verkürzen und schneller zu reagieren», hatte Zhang angekündigt.
Der Technologieriese besteht künftig aus Cloud Intelligence Group, Taobao Tmall Commerce Group, Local Services Group, Cainiao Smart Logistics Group, Global Digital Commerce Group sowie Digital Media und Entertainment Group. Jede Firma erhält eigene Konzernchefs und Verwaltungsräte.
(reuters/spi)