Jugendliche «Kampftrinker» mixen sich ihre Alkopops neuerdings selbst: Beutel aufreissen, Pulver in ein Glas kaltes Wasser schütten, kräftig umrühren - und fertig ist der hochprozentige Blaumacher. Die Brause heisst «Subyou», enthält 4,8% pulverisierten Alkohol und kostet nur 2,50 Fr.
Mit den Alutütchen prellt der deutsche Hersteller den Fiskus und sabotiert den Jugendschutz. Der Grund: Die hohe Sondersteuer wird lediglich auf trinkfertige Alkopops erhoben - nicht aber auf Mixgetränke. Und noch mehr: Die Alkoholbrause kann auch von Minderjährigen problemlos im Internet gekauft werden. Wer bestellt, braucht nur zu versichern, er sei über 18 Jahre alt.
*Alter nicht kontrollierbar*
Dass Alkohol-Tüten-Erfinder Jost-Henner Nies das Alter seiner Brausetrinker nicht kontrollieren kann, bereitet ihm keine schlaflosen Nächte. «Auf unseren Beuteln steht deutlich sichtbar ‹Alkohol kann süchtig machen›.» Kritiker haben da nur ein müdes Lächeln übrig: «Solche Sprüche animieren Teenager doch erst recht zum Konsum.» «Sehen Sie», kontert Nies, «was wir auch tun - es ist immer verkehrt.» Sein Warnhinweis habe nicht nur sämtliche «Moralapostel» gegen ihn aufgebracht. Nein, die gesamte Alkopop-Branche sei verärgert, weil sie an so viel Offenheit nur wenig Freude habe.
Gar keine Freude an der Innovation ihres Landsmanns hat die deutsche Verbraucherschutz-Ministerin Renate Künast. «Solche fragwürdigen Erfindungen werden wir genau unter die Lupe nehmen.» Sie will auch die neuen Tüten-Drinks so rasch wie möglich mit einer Sondersteuer belasten. Dass Nies nach eigenen Angaben 40000 Tüten täglich absetzt, sei unethisch und müsse gestoppt werden: «Offenbar haben in der Branche immer noch nicht alle verstanden, dass es darum geht, Jugendliche vor den Gefahren des Alkohols zu schützen», sagte die Ministerin einer deutschen Zeitung.
*BAG ist wachsam*
Beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) und der Eidgenössischen Alkoholverwaltung kennt man die neue Brause aus Deutschland. Wie viele Schweizer Jugendliche von der Flasche auf die Tüte umgestiegen sind, vermag aber niemand zu schätzen. «Unsere Inspektoren behalten die Sache im Auge», versichert Renate Heer von der Alkoholverwaltung. Das sollten sie auch. Denn Nies hat hier zu Lande einiges vor: Er will mit seinen billigen Alk-Tüten «den Markt überschwemmen», wie er sagt. «Wir haben enorm viele Anfragen aus der Schweiz», es seien Tausende.
Diese Nachfrage will er unbedingt befriedigen. Möglichst bald sollen seine Instant-Alkohol-Drinks von Tankstellen-Shops, Diskotheken und Discountern im ganzen Land verkauft werden. Deshalb verhandelt Nies mit einem Generalimporteur für die Schweiz. Mit wem, will er jedoch noch nicht verraten. Er sagt nur so viel: «Wir stehen dicht vor dem Vertragsabschluss.»
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Alkopops: Der neue Rausch aus der Tüte
Die neue Gefahr für Schweizer Jugendliche kommt aus dem Beutel: «Subyou» heisst ein pulverisierter Alkopop aus Deutschland. Die Brause, die blau macht, ist billig, weil sie die Alkopop-Steuer umgeht.
Von Sandro Santana
am 23.11.2004 - 19:31 Uhr
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