Die Preise für Öl, Gold und Kupfer stehen auf einem Rekordniveau und lenken das Interesse der Investoren auf eine Anlageklasse, die in den letzten Jahren durch ihre Entwicklung glänzte: Rohstoffe. Die kräftig gestiegenen Preise sind grossteils getrieben von einer starken Nachfrage aufstrebender Industrieländer wie Indien und China. Neben dem Energiedurst des Industriesektors kann eine rasch fortschreitende Urbanisierung in diesen Ländern beobachtet werden. Ein Trend, der in Indien und China beobachtet werden kann. Der Aufbau der Infrastruktur verschlingt riesige Mengen an Rohstoffen. Davon profitieren mittelfristig alle Rohstoffgruppen. Zunächst erfahren Industriemetalle und Rohstoffe im Energiebereich eine erhöhte Nachfrage. Durch ein steigendes verfügbares Einkommen profitieren danach höherwertige Landwirtschaftsprodukte und Edelmetalle.

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Begrenztes Angebot

Die starke Rohstoffnachfrage trifft auf eine begrenzte Verfügbarkeit dieser Ressourcen und führt zu Versorgungsengpässen, da die Erschliessung neuer Rohstoffquellen nicht Schritt hält. Das Interesse der Anleger für Rohstoffe ist nicht nur aufgrund der Kursgewinne gestiegen. Die nüchterne Einschätzung der Anlagekategorien Aktien und Obligationen sowie die verstärkte Suche nach echter Diversifikation macht Rohstoffe interessant. Selbst bei negativer Korrelation zwischen Aktien und Obligationen genügt die Diversifikation institutionellen Investoren oft nicht, um ihr Renditeziel zu erreichen. In der aktuellen Niedrigzinsphase reicht der Ertrag von Staatsanleihen oft nicht mehr aus, um auf die von den meisten institutionellen Investoren langfristig angestrebte Verzinsung des Kapitals zu kommen. Deshalb sind viele Anleger dazu übergegangen, traditionelle Anlagen wie Aktien und Staatsanleihen zu ergänzen. Dabei standen alternative Vermögensklassen im Mittelpunkt, um die Diversifikation und damit das Risiko-/Ertragsverhältnis zu verbessern. Neben Immobilien und hochrangigen Unternehmensanleihen sowie hochverzinslichen Unternehmensanleihen, Hedge-Fonds usw. erfreuen sich auch Rohstoffe eines wachsenden Interesses. Diese alternativen Vermögensklassen haben ein gemeinsames Merkmal: Sie versprechen eine Rendite, die mit den klassischen Vermögensklassen Aktien und Staatsanleihen gering oder sogar negativ korreliert ist. Das scheint vor allem bei fallenden Kursen der traditionellen Anlagen interessant.

Gutes Risiko-Ertrags-Profil

Die statistischen Eigenschaften von Rohstoff-Indizes sind attraktiv. Seit 1969 führte etwa der Goldman Sachs Commodity Index (GSCI TR), der nur mit Futures-Kontrakten zusammengesetzt wird, zu einer Jahresrendite von 12,4% bei einer Volatilität von 18,7%. Zum Vergleich: Der MSCI World Index wies im gleichen Zeitraum eine Rendite von 10,6% bei einer Volatilität von 14,4% auf. Neben der historisch attraktiven Performance entwickeln sich die Rohstoffe weit gehend unabhängig von traditionellen Anlagen und weisen eine negative bzw. gar keine Korrelation zu diesen auf. Ergänzt man ein Portefeuille mit Rohstoffen, entsteht ein signifikanter Diversifikationseffekt.

Der Diversifikationseffekt ist zudem dann am grössten, wenn er wirklich gebraucht wird. Damit bietet der Einbezug von Rohstoffen in Finanzportefeuilles eine klassische Strategie, um Verlustrisiken für das Portefeuille zu reduzieren. Hintergrund dieser negativen Korrelation sind ökonomische Gründe. Rohstoffe sind Inflationshedges. Während sich Aktien- und Anleihenmärkte in inflationären Phasen und bei einer Wachstumsüberhitzung besonders schlecht entwickelten, waren Rohstoffmärkte eher Inflationsgewinner. Deshalb ist die Korrelation zwischen Inflation und Rohstoffpreisen längerfristig hoch und positiv, im Gegensatz zu Aktien und erst recht gegenüber Anleihen.

Gerade die Energiepreise waren Faktoren, die zu Konjunktureinbrüchen und Inflationsschüben führten, was für die Aktien- wie Anleihenmärkte Gift war. Die niedrige und phasenweise negative Korrelation zu Aktien und Staatsanleihen bedeutet, dass der Einbezug von Rohstoffen dazu führt, dass sich bei gleichem Risiko die Ertragserwartung steigern lässt bzw. die gleiche Ertragserwartung sich bei niedrigem Risiko erreichen lässt. Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, um in Rohstoffe zu investieren. Die nahe liegende Alternative, die Direktanlage in Rohstoffe, ist für den normalen Investor kaum praktikabel. Die zweite verbreitete Form der Anlage in Rohstoffe ist der Kauf von Aktien von Rohstoffproduzenten, bzw. -händlern. Allerdings korrelieren rohstoffabhängige Aktien nur bedingt mit der Entwicklung des Basiswertes.

Neben der Entwicklung an den Rohstoffmärkten ist der Anleger auch unsystematischen Risiken der Aktienselektion ausgesetzt: Qualität des Managements, Finanzdaten, Bewertung usw. Vor diesem Hintergrund ist die Erfolg versprechende Variante der Rohstoffanlage, in adäquate Finanzprodukte zu investieren, die unmittelbar auf Rohstoffen basieren. Insbesondere Rohstoff-Futures, -Optionen, -Swaps sowie strukturierte Produkte als Kombination aus den vorgenannten kommen hier in Frage. Vernünftigerweise investiert der Anleger in Fonds, die ihrerseits in die erwähnten Instrumente investieren. Sie bieten den einfachen Zugang zu einem breit diversifizierten Rohstoffportefeuille und die Chance, am attraktiven Entwicklungspotenzial der weltweiten Rohstoffmärkte zu partizipieren.

Fabien Weber, Portfolio Manager im Bereich Absolute Return/Convertibles, Bank Julius Bär, Zürich.

Veransstaltungshinweis

Rohstoffmärkte

Am 21. Juni 2006 treffen sich institutionelle Investoren und Banker zur internationalen Fachtagung «Global Commodity Markets» in der Schweizer Börse in Zürich. Hochkarätige Experten und Praktiker (u.a. Dr. Colin J. Campbell, Chairman, Association for the Study of Peak Oil and Gas; Colin A. Griffith, Chairman, Dubai Gold & Commodities Exchange, Dubai, U.A.E.; Bahjat M. Zayed, Manager, Saudi Aramco, Dhahran, K.S.A., u.v.m.) referieren und diskutieren über Chancen und Herausforderungen bei Anlagen in Rohstoffe. Information und Anmeldung: Euroforum HandelsZeitung Konferenz AG Seestrasse 344, 8027 Zürich Telefon 044 288 94 51