Durch den Gotthard, an der Aare vorbei, durch grasige Täler und entlang felsiger Abgründe: 111 Kilometer voller Schweizer Naturlandschaften bietet die Schweizerische Südostbahn (SOB). Seit über 150 Jahren fahren die Züge diese Strecke schon.
Gestartet hatte alles eher beschaulich mit der Linie Lichtensteig–Ebnat-Kappel im Jahr 1870. Heute betreibt die Eisenbahngesellschaft sechs regionale Zugstrecken und zwei Fernverkehrslinien in Zusammenarbeit mit der SBB.
Streit der Mächtigen
«Zu gross zum Sterben, aber zu klein, um zu leben», beschrieb die NZZ die SOB im Jahr 2019. Hintergrund der Aussage war die Überlegung der SOB, in den nationalen Fernverkehr zu expandieren. Das wiederum sorgte einerseits für viel mediale Aufmerksamkeit und anderseits für Aufruhr bei der Konkurrenz SBB und BLS.
Der Grund: Die SOB hatte die historische Gotthard-Bergstrecke und die Strecke Zürich–Chur im Blick. Transportierte die SOB bis anhin die Passagiere am Rande des SBB-Schienennetzes, hätte sie mit diesen Strecken das Netz der ÖV-Riesen einmal durchquert. Das Pikante an der Sache: Auch die BLS interessierte sich für die Strecken. Der Zwist endete in einer Meinungsverschiedenheit der SBB und der BLS – lachende Dritte war die SOB, die sich mit den SBB einigen konnte. Gemeinsam betreiben die beiden Eisenbahngesellschaften heute die Strecke «Aare Linth» von Bern nach Chur sowie die historische Bergstrecke «Treno Gottardo».
Beste Arbeitgeber 2023
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Expansion in Kürze
Durch die Zusammenarbeit mit dem Eisenbahnmonopol beschäftigte die bis dahin mittelgrosse SOB auf einen Schlag rund 250 Angestellte mehr – ein Total von rund 850 sind es noch heute. War die Expansion chaotisch? Nein, sagt CEO Thomas Küchler. «Durch unsere wertschätzende Unternehmenskultur ist es uns gelungen, das grosse Wachstum gemeinsam zu meistern.»
Diese Kultur zeichnen die Angestellten nun aus, indem sie die SOB unter die Top Ten der besten Arbeitgeber der Schweiz wählen – ein Vorwärtssprung von mehr als zwanzig Plätzen innerhalb eines Jahres. «Die Basis unserer Unternehmenskultur sind Fairness, Verlässlichkeit, Wertschätzung, Transparenz und Lernbereitschaft», sagt der CEO Thomas Küchler dazu und zeigt sich erfreut, dass sie diese Werte offenbar in der Firma weitergeben können: «Die Anerkennung der Mitarbeitenden durch den hohen Platz im Ranking freut uns deshalb umso mehr.»
Kreatives und engagiertes Team
Einen Grund sieht Küchler auch darin, dass die SOB trotz ihrer Grösse nach wie vor greifbar ist: «Bei uns gibt es eine Vielzahl von beruflichen Möglichkeiten, und es herrscht nach wie vor eine persönliche Atmosphäre.» Etwas mehr als 140 verschiedene Berufsfelder bietet die Schweizerische Südostbahn an. Darunter Fahrleitungsmonteurin, Marktentwickler oder Lokführerin. Das Klischee, dass nur Männer in Lokomotiven anzutreffen sind, hält sich hartnäckig – ist aber nicht mehr zeitgemäss. In der sechsköpfigen Geschäftsleitung sind aktuell zwei Frauen vertreten, im achtköpfigen Verwaltungsrat drei. «Bei den 150 Kundenbegleiterinnen und Kundenbegleitern sind 45 Prozent Frauen. Beim Lokpersonal 10 Prozent von insgesamt 200 Mitarbeitenden», so der CEO.
Die Schweizerische Südostbahn (SOB) hat ihren Sitz in St.Gallen. Der Kanton ist dabei nicht nur Sitz, sondern mit 19,17 Prozent Anteil an Aktien auch gleich der zweitgrösste Aktionär der Eisenbahngesellschaft. Der grösste Aktionär im Spiel ist der Bund. Der Rest gehört Kantonen wie Thurgau oder Schwyz und Städten wie Wädenswil oder Rapperswil-Jona. Die 15 Prozent der übrigen sind Privataktionäre.
Neben den Zugreisen setzt die Eisenbahngesellschaft auch einen Schwerpunkt auf den Tourismus und zieht so viele Leute an. Am Sonntagmorgen im «Tibits» in Luzern frühstücken oder einen Skitag in Andermatt verbringen? Die SOB bietet nicht Entweder-oder, sondern beide Aktivitäten inklusive eines Zugbilletts an.
Ebenfalls attraktiv gemacht werden Hotels und Sehenswürdigkeiten, die sich auf der Wegstrecke befinden. Die SOB weiss sich zu verkaufen – muss sie auch, wenn sie gegen die Konkurrenz SBB oder BLS bestehen will.
Auch die Mitarbeitenden können von den Angeboten der SOB profitieren. «Ab einem gewissen Pensum kommt dann auch ein kostenloses GA hinzu», so Küchler. Dann können alle Mitarbeitenden in den Zügen durch die Schweizer Naturlandschaft fahren, sei dies mit der SOB, der BLS oder der SBB.
Die Breite an Angeboten ist aber nur möglich, weil CEO Thomas Küchler auf ein engagiertes Team zurückgreifen kann. Intern heisst das, gemeinsam an Ideen zu tüfteln, den Angestellten ihren kreativen Freiraum zu geben und das Unternehmen mitarbeitendengerecht zu gestalten – das Geheimrezept der Schweizerischen Südostbahn.
Deshalb gehören sie zu den Besten
Wir haben einige der Besten Arbeitgeber unter die Lupe genommen. Dieses Jahr gehören Geberit, die Technische Hochschule Lausanne, die Schweizerische Südostbahn, Roche und die gesamte Uhrenbranche zu den Besten der Besten. Weshalb, das lesen Sie in den jeweiligen Portraits:
1 Kommentar
Grundsätzlich trifft es zu, dass die SOB mit Abstand die "freundlichste" Bahn in der Ostschweiz und neu auch überregional ist. Hatten jedoch einige sehr unerfreuliche Erlebnisse, welche zu einem Abzug berechtigen würden. Die administrative Bearbeitung einer mehrstündigen Verspätung im Hauptsitz der SOB spottet jeder Beschreibung, der zweite Fall wurde erst nach einer Reklamation kulant behandelt. Gratulieren kann man hingegen der SOB mit der Einführung der neuen VAE Züge, des Treno Gottardo und der Uebername der Verbindung ins Glarnerland. Danke gebührt allen hilfsbereiten Zugbegleitern, bitte weiter so.