Der Garagenmarkt in der Schweiz ist lukrativ, aber hart umkämpft, wie der Markteintritt des deutschen Werkstattdiscounters Auto-Teile-Unger (ATU) im vergangenen Jahr beweist. Amag, grösster Schweizer Autohändler (VW, Audi, Seat, Skoda), will jetzt den Kampf aufnehmen. Anfang Dezember eröffnet die erste Stop+Go-Filiale in Appenzell. 2009 sollen in der ganzen Schweiz weitere Werkstattableger folgen, es gebe bereits unterschriftsreife Verträge, verrät Amag-Sprecher Dino Graf. «Wir haben uns nach oben keine Grenzen gesetzt», antwortet er auf die Frage nach der Zahl der Garagen.
Mit dem landesweiten Netz unterscheidet sich das Amag-Konzept von jenem des VW-Konzerns, der in Deutschland unter dem Namen Stop+Go ein neues Billigwerkstatt-Konzept lanciert hat. «Die Schweizer Situation ist anders», sagt Graf, «hier fehlen die Megastädte wie Berlin, Hamburg oder Frankfurt. Wenn wir das Konzept eins zu eins übernommen hätten, würden wir nur von einigen wenigen Betrieben in und um Zürich oder Genf sprechen.»
Ein weiteres Standbein
Der Schweizer Autofahrer sei sehr «schollenbehaftet», meint Graf, und darin liege der Vorteil. Das Amag-Konzept ist auf Fahrzeuge des Segments drei – älter als fünf Jahre – ausgerichtet, die Reparaturen benötigen, die sich auch ohne grössere Fachkenntnis beheben lassen. Amag bietet das Stop+Go-Paket Betrieben an, die schon Partner sind und ein weiteres Standbein an einem anderen Ort errichten wollen.
Aber auch Händler, die nicht mehr die Vorgaben der Hersteller annehmen können, jedoch ihre bisherige Kundschaft weiter betreuen möchten, können mitmachen. Graf: «Wir müssen dafür sorgen, dass eine vernünftige Garagendichte auch in den weniger besiedelten Gegenden vorhanden ist.» Dennoch setzt Amag auf den gleichen Markenauftritt von Stop+Go – bei Farbe und Logo etwa, das eigene Konzept habe aber den Segen von VW-Deutschland.
Das im September den Amag-Partnern vorgestellte Stop+Go-Angebot wurde «mit gemischten Gefühlen» aufgenommen: Die einen seien Feuer und Flamme, die anderen etwas kritisch, gesteht Graf. Allerdings habe man auch nicht mehr erwartet. Die grösste Angst der Amag-Händler besteht darin, sich selber zu konkurrenzieren. «Wir haben uns diese Frage auch gestellt», antwortet Graf, «aber wir gehen nicht davon aus, denn wir sprechen von Fahrzeugen, von denen schon sehr viele keinen offiziellen Service mehr gesehen haben.»
Mehr Ergänzung als Konkurrenz
In den nächsten zwei Jahren seien 1 Mio Fahrzeuge aus dem Amag-Portfolio auf der Strasse, Neuwagen und alte Autos. Vor diesem Hintergrund stellt sich für Graf die Frage: «Schaffen wir das mit der momentanen Händlerstruktur?» Das sei zweifelhaft, da die Anforderung an die Technik immer höher wird und auch der Druck der Hersteller wachse. «Darum sehen wir Stop+Go als Ergänzung und nicht als Konkurrenz», resümiert der Auto-Sprecher.
Da bei VW und Audi bis zu zehn Jahre Serviceleistung und Reparatur eingeschlossen seien, ergebe sich automatisch eine Kundenbindung an den Handelsbetrieb und offiziellen Servicepartner, hofft Graf. «Wir sehen Stop+Go nicht als Discounter, sondern als Alternative für kleinere Garagenbetriebe, die mit den neuen Standards und Anforderungen nicht mehr weitermachen könnten, so aber trotzdem eine Möglichkeit erhalten, ein gutes Geschäft zu haben», betont der Amag-Sprecher. «Discounter passen nicht in unsere Philosophie, weil wir kein Durchlauferhitzer sind wie ATU oder Stop+Go in Deutschland, wo die Werkstätten in grossen Zentren mit grosser Durchlaufquote angesiedelt sind. Damit ist auch klar, dass sie auf das Massengeschäft ausgerichtet sind.»