Auch die Schweizer Buchverlage und Verbände kritisieren die Preispolitik und das Vorgehen des Onlineriesen Amazon scharf. Marianne Sax, Präsidentin des Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verbands, bezeichnet den Umgang von Amazon mit Buchhändlern und Verlegern als skandalös. Die Absicht von Amazon könne nur sein, den Buchhandel auszuschalten, um danach eigene Vorteile daraus zu ziehen, sagte sie auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Der Verband unterstütze die Beschwerde des deutschen Börsenvereins beim Bundeskartellamts voll und ganz.

Der Börsenverein wirft Amazon vor, die Auslieferung gedruckter Bücher aus der Verlagsgruppe Bonnier (Ullstein, Piper, Carlsen) verlangsamt zu haben, um höhere Rabatte für E-Books durchzusetzen. Die EU-Kommission hat dazu inzwischen eigene Vorermittlungen aufgenommen.

In den USA liegt Amazon mit der Verlagsgruppe Hachette im Streit und verlangsamt die Auslieferung von dessen Büchern. Ausserdem würden keine Vorbestellungen angenommen. Diese Praxis von Amazon lässt sich leicht mit der Suche nach Büchern aus den entsprechenden Verlagen im Amazon-Shop feststellen.

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Druck in der Schweiz noch nicht so hoch

In der Schweiz seien die Verlage noch nicht so unter Druck wie in anderen Ländern, sagte Marianne Sax weiter. Aber sobald deutsche und französische Verlage dem Druck von Amazon nachgeben würden, werde der amerikanische Versandriese wohl auch hierzulande mit solchen Praktiken Druck ausüben, ist sie sich sicher.

In der Deutschschweiz werden pro Jahr rund 20 Millionen Bücher gekauft, wie dem Marktreport «Deutschweizer Buchmarkt 2013» von Media Control zu entnehmen ist. Nach einem deutlichen Einbruch von 2007 bis 2012 hat sich der Verkauf im letzten Jahr wieder etwas erholt.

In der Schweiz wird der Anteil des Online-Verkaufs am Gesamtumsatz mit Büchern nicht erhoben. Und auch Amazon gibt keine Zahlen bekannt. Gemäss dem Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband wird angenommen, dass jedes vierte Buch online gekauft wird. Zahlen aus Deutschland würden indes zeigen, dass der Online-Handel im letzten Jahr kaum mehr zugelegt hat. Der Anteil an E-Books liegt den Schätzungen zufolge bei rund fünf Prozent.

«Anti-Amazon-Gesetz» in Frankreich

Amazon unterhält in der Schweiz keine Internetplattform. Käufe erfolgen über amazon.de, über welche die Waren auch in die Schweiz geliefert werden. Aus Kundensicht ist dies positiv, weil sie gleich doppelt profitieren: Meist sind die Bücherpreise in Deutschland tiefer, ausserdem zieht Amazon zusätzlich sieben Prozent Mehrwertsteher ab. Zölle werden erhoben bei Einkäufen ab 200 Franken.

Marianne Sax weist aber darauf hin, dass Amazon in Deutschland wegen miserabler Arbeitsbedingungen mit den Gewerkschaften im Clinch liegt und dass weder in der Schweiz noch in Deutschland oder in Frankreich Steuern bezahlt werden. Um den Gewerkschaften aus dem Weg zu gehen, plant der US-Konzern deshalb Versandhäuser in Polen und Tschechien.

Die Steuervorteile, die Amazon mit seiner Europa-Zentrale in Luxemburg geniesst, haben ausserdem die Europäische Kommission auf den Plan gebracht. Geprüft werden solle, ob gegen europäisches Wettbewerbsrecht verstossen werde, hiess es Anfang Juli. Das französische Parlament ging sogar soweit, ein «Anti-Amazon-Gesetz» zu erlassen. Das Parlament verabschiedete Ende Juni ein Gesetz, das es Versandhändlern untersagt, heruntergesetzte Bücher gratis zu verschicken.

(sda/ccr)